Nach dem Gespräch in der Mixed Zone nach dem 0:1 gegen Viktoria Köln blieb Florian Bichler erst einmal stehen und erklärte nochmal seine Antworten. Fast schon entschuldigend. Was solle er denn sagen, schlechter als den Tabellenführer fand er sich und seine Kollegen nicht. „Mein Gefühl war, dass wir die Chancen hatten, die wir dann aber nicht nutzen.“ Er selbst gehörte dazu. Eine scharfe Hereingabe von Kai Pröger nahm er auf Höhe des Elfmeterpunktes mit vollem Risiko direkt, der Schuss ging jedoch über das Viktoria-Gehäuse. „Und wenn du kein Tor schießt, kannst du auch kein Spiel gewinnen“, zitiert Bichler eine alte Fußballweisheit.
Von dem starken Saisonstart ist mittlerweile nicht mehr viel übriggeblieben. Der Abstand zum Tabellenführer Viktoria Köln ist durch die Niederlage im direkten Duell auf 13 Punkte angewachsen. Klar hat RWE im direkten Vergleich ein Spiel weniger, die Zahl ist jedoch deutlich. „In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Köln war eine Mannschaft, die zu den Top-Favoriten der Liga gehört. Wir haben gesehen, dass wir uns nicht verstecken müssen.“ Dann fügt Bichler jedoch das große Aber dazu: „Wenn wir in den letzten Wochen nicht so punktemäßig nachgelassen hätten, wären wir wahrscheinlich ganz oben dran. Aber Fakt ist: Das ist nicht der Fall.“
Personelle Wechsel gingen nicht auf
Trainer Karsten Neitzel hatte seine Formation auf einigen Punkten verschoben. Lukas Scepanik ging aus der vordersten Reihe in die Viererkette, Kevin Grund rückte ins zentrale Mittelfeld, Kai Pröger kehrte auf der rechten Außenbahn - die Spiele vor seiner Sperre und auch das Spiel in Velbert wurde er in der Sturmspitze eingesetzt - zurück ins Team und Benjamin Baier begann als Mittelstürmer. Der Plan: Baier sollte vorne die Bälle festmachen und seine beiden Nebenmänner in Szene setzen. Das hat soweit auch funktioniert. Ein gefährlicher Abschluss aus dem Spiel heraus sollte ihm jedoch nicht gelingen. Der eiskalte Nackenschlag kam ohnehin bereits mit dem Gegentor in der dritten Minute. Bichler: „Das ist extrem bitter, weil man sich vor dem Spiel noch pusht und von Anfang an dabei sein will.“
Vor einigen Wochen war das noch kein Thema. RWE ging meist früh in Führung, konnte den Gegner sozusagen erst einmal machen lassen und dann zuschlagen, wenn sich Räume ergaben. Die letzte Essener Führung in Verl ist jedoch mittlerweile schon wieder fünf Spiele her. Bichler: „Dann muss der Gegner mehr machen und wir können mit unserer Offensivqualität die Räume auch besser nutzen.“ Das einzige, was die Essener Mannschaft an diesem Tag wieder aufbauen konnte, war der Applaus der Westkurve. „Dafür möchte ich danke sagen.“
Und mit welchem Gefühl schaut der gebürtige Bayer zum kommenden Auswärtsspiel in Wattenscheid? „Wenn wir unsere Sachen annähernd so umsetzen wie gegen die Viktoria, dann gehe ich mit einem sehr positiven Gefühl in die Partie. Ich werde mich nicht hinstellen und sagen: Wir werden schauen, dass wir gewinnen. Nein, wir wollen gewinnen. Es wird auch mal wieder Zeit.“
Autor: Stefan Loyda