U21-Europameisterschaft

Ein Schalker ist Deutschlands Hoffnungsträger

Eine Stunde mit dem öffentlichen Nahverkehr - so lange dauert der Weg vom deutschen Camp in Via delle Acacie zum Stadio Friuli in Udine. Vorbei an Haltestellen, Laternen und alten Häusern. Überall hängen Plakate und Poster mit dem Logo der U21-Europameisterschaft 2019. Alexander Nübel und die deutsche Nationalmannschaft werden am Montag mit dem Mannschaftsbus zum Stadio Friuli, der Spielstätte des italienischen Erstligisten Udinese Calcio, reisen und dafür nur rund 20 Minuten brauchen. Der Grund: Das Auftaktspiel gegen Dänemark steht an.

„Mein großes Ziel ist die A-Elf. Gerne so schnell wie möglich. Natürlich will ich eine Ära prägen.“ Mit diesen Worten wurde Alexander Nübel zwei Tage vor dem Beginn der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino in der BILD-Zeitung zitiert. Forsche Worte der Nummer eins des FC Schalke 04, die sein momentanes Selbstverständnis widerspiegeln. So war die Nachricht vom Samstagabend für den 22-Jährigen sicherlich keine große Überraschung mehr: Er geht als deutsche Nummer eins in das Turnier und soll vom 16. bis 30. Juni dafür sorgen, dass Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte einer U21-Auswahl den EM-Titel verteidigt. Alexander Nübel - ein Schalker als Hoffnungsträger.

Die Kampfansage von Nübel in Richtung Manuel Neuer und vor allem dessen Stellvertreter Marc-André ter Stegen wird seinem Trainer bei der U21-Nationalmannschaft, Stefan Kuntz, gefallen haben. Noch mehr aber haben ihn die starken Leistungen von Nübel in der Rückrunde der vergangenen Saison in der Bundesliga überzeugt, als der Torwart fast im Alleingang für den Klassenerhalt der Königsblauen gesorgt hat. Doch einen Freifahrtschein hat auch Nübel nicht: Der gebürtige Paderborner muss gute Leistungen zeigen, ansonsten steht Konkurrent Florian Müller vom FSV Mainz 05 bereit. Selbiges gilt übrigens für das gesamte deutsche Team. Sowohl der Auftaktgegner Dänemark als auch der gesamte Turniermodus lassen keinen Fehltritt zu.

BVB-Profi Bruun Larsen will DFB-Team stoppen

Nur der Erstplatzierte der jeweiligen drei Gruppen qualifiziert sich automatisch für die Halbfinal-Spiele, die gleichzeitig zu einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo berechtigen. Hinzu kommt dann noch der beste aller Gruppenzweiten. Die DFB-Auswahl ist 718 Tage nach ihrem EM-Triumph in Polen der klare Favorit in Gruppe B, doch das Duell gegen den Nachbarn aus Dänemark ist heute auch direkt eine Art Schicksalsspiel. Die Hypothek einer möglichen Niederlage wäre extrem hoch, das Turnier so gut wie beendet. Mit einem Auftaktsieg könnte man jedoch gestärkt auf die weiteren Duelle gegen Serbien (20.06.) und Neuling Österreich (23.06.) blicken. Dänemark vor der Brust, das klare Ziel vor Augen: Das deutsche Team um Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud von Borussia Dortmund und Kapitän Jonathan Tah will den Titel aus dem Jahr 2017 unbedingt verteidigen. Auch in dem Wissen, die Gejagten zu sein.

Jacob Bruun Larsen ist einer von denen, die Deutschland vom EM-Thron stoßen wollen. Dem dänischen U21-Nationalspieler gelang diese Saison der Durchbruch bei Borussia Dortmund. Er kennt viele Jungs aus dem DFB-Team persönlich. „Die Mannschaft ist wirklich super“, sagte er auf der Pressekonferenz vor der Partie: „Wir werden sicherlich eine sehr gute Leistung brauchen, um drei Punkte zu holen. Ich glaube aber, dass wir diese Qualität haben.“ Zu seinem BVB-Mannschaftskollegen Dahoud habe er bislang keinerlei Kontakt gehabt. Bruun Larsen ist neben Andreas Poulsen (Borussia Mönchengladbach) und Union Berlin-Neuzugang Marcus Ingwartsin einer von drei Spielern aus der Bundesliga im dänischen Kader.

Personell hat Stefan Kuntz für das Auftaktmatch die Qual der Wahl: Sowohl Arne Maier als auch Nadiem Amiri sind rechtzeitig fit geworden und haben gute Chancen auf einen Platz in der Startformation. Auch Jonathan Tah und Lukas Klostermann, die zuvor noch bei der A-Nationalmannschaft waren, dürften gesetzt sein. Offen ist dagegen, ob Suat Serdar, der zweite Schalker im Team, von Beginn an ran darf.