DFL-Genehmigung

Schalke läuft mit Bergbau-Trikots auf

Vizemeister Schalke 04 wird am 19. Dezember beim Meisterschaftsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen, das ganz im Zeichen des Bergbau-Abschieds steht, für ein Novum sorgen. Zum ersten Mal überhaupt werden bei einem Bundesligaspiel verschiedene Trikotmotive bei einer Mannschaft zugelassen. Im Interview mit FunkeSport verrät Marketing-Vorstand Alexander Jobst (45), was hinter der Aktion steckt und wie die Königsblauen den Spagat zwischen Tradition und Moderne künftig hinbekommen wollen.

Herr Jobst, wie groß ist die Erleichterung nach dem 5:2-Bundesligasieg über den 1. FC Nürnberg? Alexander Jobst: In zwei Worten: Sehr groß. Wir waren uns der Bedeutung des Spiels im Vorfeld bewusst, die drei Punkte waren wichtig für die Köpfe der Mannschaft. In den nächsten Wochen wollen wir möglichst viele Punkte sammeln, um im neuen Jahr optimistisch und selbstbewusst in die Rückrunde gehen zu können.

Am Mittwoch spielt Schalke um 21 Uhr in der Champions-League-Gruppenphase in Porto. Ihr Augenmerk richtet sich aber auch schon auf den 19. Dezember, auf das Meisterschaftsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Ja, an diesem Tag werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Fans und der RAG den Bergbau feierlich verabschieden. Dafür gibt es keinen glaubwürdigeren Verein als Schalke 04. Über Wochen haben wir daran gearbeitet, ein Konzept für die Region und Menschen zur Verbundenheit des Bergbaus zu zeigen. Am 19. Dezember wird nun die Verabschiedung des Bergbaus rund um Schalke total im Fokus stehen.

Was ist für die Mannschaft zum Bergbau-Abschied geplant? Etwas ganz Besonderes: Sie wird an diesem Tag nicht in den gewohnten Heimtrikots auflaufen. Unsere Spieler werden jeweils einen Zechennamen aus unserer Region auf der Brust tragen. Die Deutsche Fußball Liga hat die außerordentliche Bedeutung, die dieser Abschied für unsere Region mit sich bringt, erkannt, und uns eine Genehmigung erteilt, die es in dieser Form noch nicht gab. Noch nie hat eine Bundesliga-Mannschaft mit unterschiedlichen Botschaften auf dem Trikot gespielt. Wir freuen uns sehr, dass die DFL uns und den Kumpeln das ermöglicht.

Wie reagiert Trikotsponsor Gazprom? Unser Hauptsponsor signalisierte nach der Vorstellung unserer Idee sofortige Bereitschaft und verzichtet – einmalig in unserer elfjährigen Zusammenarbeit - für diesen besonderen Tag auf den Trikotschriftzug. Eine große Geste! Auch unsere anderen Sponsoren zeigen ihre Unterstützung: So können wir viele Flächen, auch einige LED Banden, in der Arena im Sinne des Bergbaus darstellen.

Können die Schalker Fans die außergewöhnlichen Trikots anschließend im Fan-Shop kaufen? Nein, wir haben uns ganz bewusst dagegen entschieden. Denn dieser emotionale Abschied vom Bergbau ist für uns keine Marketingaktion, sondern ein würdiger Abschluss der gemeinsamen Geschichte des Bergbaus und des FC Schalke 04. Die Trikots, die unsere Spieler gegen Leverkusen tragen, werden im Nachgang versteigert und derer Erlös der RAG-Stiftung - und somit Förderprojekten und sozialen Zwecken - zugutekommen.

Was erwartet die Stadionbesucher? Wir empfehlen, sofern möglich, wie immer frühzeitig in die VELTINS-Arena zu kommen. Das Rahmenprogramm wird sicher nicht nur für die 2000 Bergleute, die wir gemeinsam mit der RAG eingeladen haben, beeindruckend sein. Wir freuen uns mit unseren Fans auf eine ausverkaufte Arena in toller Atmosphäre. Neben vielen Ereignissen rund um das Spiel wird der Ruhrkohle-Chor in der völlig abgedunkelten Arena das Steigerlied singen. Passend dazu werden auch die Einlaufkinder sowie unser Stadionsprecher Bergbau-Kluft auflaufen.

Inwieweit wird der FC Schalke 04 dem Bergbau verbunden bleiben? Als Teil der Geschichte dieses Vereins werden wir uns weiterhin ganz bewusst mit dem Traditionsmerkmal Bergbau identifizieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir uns für die Zukunft ausrichten. Unseren jungen Fans schildern wir zwar auch die Historie, doch sie sollen den FC Schalke 04 vor allem dynamisch und innovativ - und gerade deswegen erfolgreich - sehen

Können Sie das näher erklären? Die Kinder, die jetzt gerade aufwachsen, können mit dem Steigerlied wenig anfangen. Uns ist aber bewusst, dass wir auch viele ältere und traditionsbewusste Fans haben, für die der Bergbau immer sehr emotional behaftet sein wird, weil sie ihn selber noch aktiv erlebt haben. Aber das Steigerlied wird auf Schalke auch in Zukunft gespielt und der Spielertunnel, der ja einem Stollen gleicht, wird ebenfalls nicht verändert. Uns ist es wichtig, den Bergbau am 19. Dezember noch einmal in den Mittelpunkt unserer Historie zu stellen, weil wir uns an diesem Tag auch ein Stückweit davon verabschieden müssen.

Haben Sie einen Wunsch für den 19. Dezember? Ein Heimsieg wäre schön. Ein 1:0 würde mir reichen (lacht). Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen wünsche ich mir, dass die Stimmung auch vor dem Spiel eher feierlich als traurig ist. Das ist uns und dem Team, das diesen besonderen Abend seit Wochen plant, ein hohes Anliegen. Schließlich wollen die Menschen und unsere Fans in eine optimistische und positive Zukunft mit Schalke 04 blicken. In einem persönlichen Gespräch sagte mir vor einigen Tagen der RAG Stiftung-Vorstandsvorsitzende Bernd Tönjes: ‚Zukunft braucht Herkunft‘. Und wer darf sich da mehr angesprochen fühlen als Schalke 04?

Autoren: Thomas Tartemann und Christoph Winkel