Eine so frühe Auswechslung ist für jeden Spieler schmerzhaft. Nach nur 33 Minuten nahm Schalkes Trainer Domenico Tedesco Mittelfeldspieler Sebastian Rudy in München vom Platz – nach einer Leistung, die eines Nationalspielers unwürdig war. Tedesco handelte entschlossen und richtig.
Kritiker warfen ihm in den sozialen Medien vor, er habe Rudy auf diese Weise vorgeführt, ihn demontiert, sich selbst an ihm abgearbeitet. Der Trainer hätte doch mindestens noch bis zur Halbzeit mit dem Wechsel warten können. Ja, sicher, hätte er. Wenn ihm das Ergebnis dieses Spiels egal gewesen wäre.
Rudy war der Königstransfer von Schalke 04
Sebastian Rudy war im Sommer, als die Saison bereits begonnen hatte, vom FC Bayern zum FC Schalke gewechselt. Er galt als Königstransfer der Königsblauen, 16 Millionen Euro Ablöse sind schließlich kein Trinkgeld. In ihn wurde die Hoffnung auf spielerische Struktur gesetzt. Und da Rudy bereits 28 Jahre alt ist, sollte er die Mannschaft auch durch seine Erfahrung verstärken.
Es dauerte ewig, bis sich Rudy in der neuen Umgebung zurechtfand. Die Entscheidungsträger auf Schalke entschuldigten seine lange Anlaufzeit damit, dass er in seinem Jahr bei den Bayern viel zu wenig Spielpraxis gehabt habe. Inzwischen aber läuft die Rückrunde. Und Sebastian Rudy lässt zwar bei kurzen Zwischenhochs seine fußballerische Klasse aufblitzen, jedoch jegliche Konstanz vermissen. Manchmal auch innerhalb eines Spiels, wenn er bei eigenem Ballbesitz mit seinem unbestritten feinen Füßchen zaubert, bei gegnerischem Ballbesitz dann aber Zweikämpfe verweigert.
Diese Teilnahmslosigkeit in manchen Szenen ist wirklich auffällig, und deshalb hat Sportchef Christian Heidel Recht, wenn er Rudy jetzt nicht mehr schützt, sondern von ihm fordert, er müsse „einfach besser Fußball spielen“. Heidel ist sauer, das ist verständlich. Denn wenn Rudy enttäuscht, fällt das auch auf ihn zurück: Er hat schließlich den Wunschspieler von Trainer Tedesco verpflichtet.
Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Als Rudy nach Schalke kam, hatten alle noch das Bild von der Weltmeisterschaft vor Augen. Das Bild von dem Kämpfer Sebastian Rudy, der gegen Schweden wegen eines Nasenbeinbruchs blutend den Platz verlassen musste und trotzdem weiterspielen wollte. So einer, dachte man, konnte Schalke nur gut tun.
Ein Irrtum. Sebastian Rudy ist ein Techniker, aber kein Abräumer und auch kein Kämpfer. Als Sechser vor der Abwehr aber kommt man ohne solche Qualitäten nicht aus. Tedescos Versuch, Rudy in eine Rolle zu pressen, die dem Spieler nicht behagt, ist gescheitert. Wenn Rudy auf Schalke eine Zukunft haben soll, wird der Trainer ihm eine andere Position zuweisen müssen.
Autor: Peter Müller
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