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Der Rückzug ist für Lucas und RWE richtig

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Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen und Jürgen Lucas trennen sich nach dem Saisonende. Der Sportchef macht Platz für einen Weg, der unumgänglich ist. Ein Kommentar.

Jürgen Lucas sah den Zeitpunkt gekommen, sich einer enormen Last zu entledigen. Einer Last, die er elf Jahre lang sehr gerne auf seinen Schultern trug. Rot-Weiss Essen ist für Lucas mehr als nur ein Hobby, das er zu einem zweiten Beruf machte. Der 49-Jährige ist ein waschechter Essener, der sich mit harter und erfolgreicher Arbeit über den Amateurfußball an die Spitze des größten Vereins der Stadt arbeitete. Seit der Saison 2016/17 ist er der Sportchef des Viertligisten. Diese Tätigkeit übt er seitdem parallel zu seinem Hauptberuf aus. Eine intensive Konstellation, die mit dem Anspruchsdenken des Traditionsvereins nicht mehr zu vereinbaren ist. Das weiß auch Lucas. Er macht deshalb Platz für einen Nachfolger, der sich mit voller Kraft der anspruchsvollen Aufgabe widmen muss, den Deutschen Meister von 1955 endlich aus der Versenkung zu holen.

Der Rücktritt von Lucas ist für beide Seiten der richtige Schritt. Es ehrt den ehemaligen U19-Trainer, dass er dies selbst erkannt hat. Möglicherweise hat ihn auch die zuletzt intensive und oftmals überzogene Kritik an seiner Person zu diesem Entschluss bewogen. Warum soll sich jemand, der RWE so viel gegeben hat, das noch über Jahre antun? Dieser Gedanke dürfte dem Sportchef zuletzt wohl häufiger durch den Kopf gegangen sein. Gleiches dürfte für seinen Sohn Nico Lucas gelten. Ein RWE-Eigengewächs, das sich zu einem soliden Regionalliga-Spieler entwickelt hat. Die Konstellation Vater/Sohn innerhalb eines Vereins hat vielen Kritikern einen Nährboden gegeben. Eine faire und objektive Betrachtung seiner Leistung wird Lucas junior wohl nur bei einem anderen Verein zu erwarten haben.

Rot-Weiss Essen bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück

Doch die Kritik aus dem RWE-Umfeld war freilich nicht immer unbegründet. Auch Lucas ist es nicht gelungen, die Erwartungen zu erfüllen. Rot-Weiss Essen dümpelt seit gefühlt einem Jahrzehnt in der Regionalliga herum. Nicht viele Vereine in Deutschland machen so wenig aus ihren Möglichkeiten wie RWE. Und die Fans müssen mit ansehen, wie andere Klubs mit deutlich geringeren Möglichkeiten Jahr für Jahr erfolgreicher Fußball spielen. Rot-Weiß Oberhausen, aktuell Tabellendritter, landet regelmäßig vor dem Nachbarn aus Essen. Wattenscheid 09, ein Klub, der seine Spieler vor einiger Zeit mit "REWE"-Gutscheinen bezahlte, der sich in diesem Winter mit einer Crowdfunding-Aktion vor dem Untergang bewahrte, liegt in der Tabelle fast auf Augenhöhe.

Der Nachfolger von Lucas muss die Gründe für dieses sportliche Desaster finden. Anders lassen sich die Ergebnisse der letzten Jahre nicht beurteilen. Rot-Weiss Essen hat nach wie vor ein gigantisches Zuschauerpotenzial, ein vom DFB anerkanntes Nachwuchsleistungszentrum und einen Etat, der zwar nicht mit dem von Viktoria Köln zu vergleichen ist, aber ausreichen sollte, um zumindest ganz oben in der Regionalliga mitzumischen. Denn nur das kann der Anspruch dieses Klubs sein. Der Geduldsfaden der Fans ist längst gerissen.

An der Hafenstraße müssen aber zunächst die Hausaufgaben gemacht werden, bevor von der Rückkehr in den Profifußball geträumt werden kann. Beginnen wird der neue Sportchef mit dem Essener Trainerteam. Karsten Neitzel kam im April 2018 mit einer durchaus respektablen Vita zu den Rot-Weissen. Neitzel kennt das Ruhrgebiet aus Bochumer Zeiten, hat Erfahrungen im Profibereich gesammelt und weiß, was nötig ist, um in der Regionalliga erfolgreich zu sein. Bei RWE hat dies aber noch nicht den erhofften Erfolg gebracht. Die Bilanz des 51-Jährigen ist nicht zufriedenstellend. Verletzungspech kann keine Ausrede dafür sein, dass RWE 15 Punkte hinter der Viktoria liegt. Neitzel muss ab sofort einen besseren Job machen, sonst wird es für ihn eng.

RWE beförderte gescheiterte Jugendtrainer

Gleiches wird für seine Assistenten gelten. Neben Torwart-Trainer Manuel Lenz sind das Carsten Wolters und Lars Fleischer. Ex-Profi Wolters scheiterte in der Saison 2016/17 als Trainer der U19. Damals hatte er auch parallel das Amt des Co-Trainers der ersten Mannschaft inne. Da der ehemalige Duisburger eine talentierte Essener A-Jugend letztlich zum Abstieg dirigierte, wurde er von dieser Aufgabe entbunden. Als Konsequenz saß er künftig nur noch auf der Trainerbank der ersten Mannschaft. Ähnlich erging es Lars Fleischer. Der 24-Jährige fuhr in der Hinrunde die B-Jugend vor die Wand, holte zwei Punkte in neun Bundesliga-Spielen. Die Konsequenz: Nach seinem Aus bei der U17 stieg auch er in den Trainerstab der ersten Mannschaft auf. Bei Rot-Weiss Essen wird Misserfolg belohnt. Langfristige Verträge dürfen nicht die Grundlage für eine Jobgarantie beim Aushängeschild des Vereins sein.

Aber: Dies ist sicher nicht das einzige Problem der Essener. Der Lucas-Nachfolger wird in Bergeborbeck alles auf den Prüfstein stellen müssen. Von der ersten Mannschaft bis hin zum Jugendbereich. Verbrannte Erde hat Jürgen Lucas nicht hinterlassen. Ganz im Gegenteil. Der Manager-Job bei Rot-Weiss Essen ist trotz des enormen Drucks eine reizvolle Aufgabe. Das angesprochene Potenzial ist groß, die Basis hat auch Lucas geschaffen. Veränderungen sind aber unumgänglich.

Fakt ist aber auch, dass der nächste Schuss der Essener Verantwortlichen um Welling-Nachfolger Marcus Uhlig sitzen muss. Der neue Mann muss sportliche Erfolge liefern. Uwe Harttgen und Andreas Winkler sind als RWE-Manager kolossal gescheitert, Jürgen Lucas hat den Klub anschließend stabilisiert. Er war aufgrund seiner beruflichen Doppelbelastung aber nur eine sinnvolle Übergangslösung. Das hat Lucas eingesehen. Es ist ein feiner Zug eines Mannes, dem Rot-Weiss Essen viel zu verdanken hat.

Autor: Martin Herms

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