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„Der Hass gerät außer Kontrolle“: Der Fußball attackiert Facebook und Co.

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Fußball-Klubs in Großbritannien haben genug vom zunehmenden Hass, der ihren Spielern aus den Sozialen Netzwerken entgegenschlägt. Sie machen mobil.

Toni Kroos, Niklas Süle oder Dayot Upamecano, sie und andere blicken mit nahezu starrer Miene in eine Kamera, und sie lesen Sätze vor, die zum Teil schwer zu ertragen sind. Es sind gegen sie gerichtete Hassbotschaften aus den Sozialen Netzwerken, sie reichen vom Wunsch nach Verletzung bis hin zur Gewaltandrohung gegen die Kinder der Spieler. Dann, am Ende des 104 Sekunden langen Videos, sagt eine Stimme: „Wir schätzen deine Meinung. Aber Hass ist keine Meinung.“

Wie die genannten Stars in ihrer viel beachteten Botschaft vor wenigen Wochen haben jetzt auch Fußball-Klubs in Großbritannien genug von dem Hass, der ihren Spielern aus den Sozialen Netzwerken entgegenschlägt. Sie machen mobil. Die Rangers aus Glasgow haben ihre Kanäle für eine Woche stillgelegt, der walisische Zweitligist Swansea City folgte. Kapitän Jordan Henderson vom ebenfalls stark betroffenen FC Liverpool will seine eigenen Social-Media-Accounts für mehrere Wochen der Stiftung „Cybersmile“ überlassen. Thierry Henry, Weltmeister von 1998, schließt sich der Bewegung mit einem Boykott an.

Die Rangers zeigten sich „besorgt über den täglichen rassistischen Missbrauch“, den die Spieler des Klubs „erdulden müssen“. Soziale Netzwerke ermöglichten in der Tat „positive und gesunde Kommunikation“, allerdings auch viel zu viele negative Auswüchse: „Es gibt zweifellos Bedenken, dass das Ausmaß des Hasses jetzt außer Kontrolle gerät.“ Dabei werfen die Rangers explizit Facebook und dessen dazugehörender Plattform Instagram vor, ihrer „Rechenschaftspflicht“ und ihrer „Verantwortung“ nicht nachzukommen.

Social Media, sagte Teammanager Thomas Tuchel vom FC Chelsea am Freitag in seinem wöchentlichen Videocall, „gebe Menschen eine riesige Bühne, um Kommentare loszulassen - anonym. Es öffnet die Türe für Missbrauch“. Er überlasse es der Klubführung, Maßnahmen zu treffen, ergänzte er, betonte aber auch: Selbstverständlich hätten alle Kommentare einen Einfluss, gute wie schlechte: „Wir unterschätzen, welchen Einfluss Social Media auf uns hat.“

Nachdem drei Spieler des FC Liverpool im Anschluss an das 1:3 in der Champions League am Dienstag bei Real Madrid Zielscheibe von Hasskommentaren im Netz wurden, reagierte auch Henderson. Der derzeit verletzte Kapitän übergab Cybersmile „in den nächsten Wochen“ die „vollständige Kontrolle“ über seine Kanäle. Die Stiftung werde unter anderem Geschichten von Cyber-Mobbing-Opfern teilen und zugleich erklären, wie man Hilfe erhalten könne, wenn man selbst betroffen sei. „Ich hoffe, dass es vielen Menschen hilft“, sagte Henderson.

Im britischen Fußball sind Hassnachrichten und rassistische Kommentare in den Sozialen Netzwerken keine Seltenheit. Der englische Nationalspieler Marcus Rashford etwa hatte Ende Januar auf Instagram Verunglimpfungen über sich ergehen lassen müssen. Angreifer Wilfried Zaha von Crystal Palace sah sich unter anderem im Sommer 2020 rassistischen Äußerungen ausgesetzt: Der Nationalspieler der Elfenbeinküste veröffentlichte daraufhin auf seinem privaten Instagram-Profil die Beleidigungen eines Zwölfjährigen.

Der ehemalige französische Nationalspieler Henry, zuletzt Trainer in Montreal, wählte seinerseits einen Boykott der Plattformen. „Die schiere Menge an Rassismus, Mobbing und die daraus resultierende psychische Folter für Einzelpersonen ist zu giftig, um sie zu ignorieren“, klagte er bei Twitter über die Umgangsformen in den Sozialen Netzwerken, von denen er sich nun abmelden will. „Wir müssen den Leuten bewusst machen, dass wir Schmerzen haben“, sagte der 43-Jährige und betonte: „Genug ist genug.“

Die Kritik von Klubs und Spielern richtet sich vor allem gegen die Plattformen und deren mangelhafte Bekämpfung von Hass im Netz. Die Rangers teilten mit, sie hätten sich bereits mit Vertretern von Facebook und Instagram verabredet, „um unsere wachsenden Bedenken zu unterstreichen“. Bedenken, die von allen Klubs, mit denen sie gesprochen hätten, geteilt würden. „Jeder verliert die Geduld, weil die Social-Media-Unternehmen keine Maßnahmen ergreifen.“ dpa

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