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Das sagen die Trainer zu Profis in U23-Teams

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Das 0:5 von Rot-Weiss Essen bei Borussia Dortmund II sorgt auch einen Tag danach für Gesprächsstoff. Dabei sind vor allem die Profiverstärkungen ein Thema.

Neben dem Schweden Alexander Isak, der in dieser Saison schon mehrfach in der Regionalliga zum Einsatz kam, liefen am Dienstagabend auch Sebastian Rode und Shinji Kagawa für die Regionalliga-Mannschaft des Bundesliga-Spitzenreiters aus Dortmund auf.

Die rund 500 mitgereisten RWE-Fans waren außer sich und skandierten Parolen wie "scheiß DFB", "ohne Profis habt ihr keine Chance", und sogar: "Ihr seid scheiße, wie der S04". [article=397471]Dabei sei zu bemerken, dass Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund sogar eine Fan-Freundschaft pflegen oder vielleicht für einige Essener Anhänger nur noch pflegten[/article].

Wir haben bei einigen Regionalliga-West-Trainern nachgefragt, was sie denn von den Profiverstärkungen in den U23-Mannschaften halten.

Karsten Neitzel (Rot-Weiss Essen): "Der Fußball ist ja so, dass viel über Emotionen geht. Ich kann die Kommentare verstehen, aber die Dortmunder haben nichts gemacht, was man nicht machen darf. Wenn die Regeln so sind, dass die Leute da spielen dürfen, dann ist das so. Ich kann die Kommentare verstehen, weil es leider gegen uns war. Die Qualität von Shinji Kagawa hat man gesehen und wie er da den letzten Ball spielt, das war toll. Aber was soll ich machen? Das ist das gute Recht der Dortmunder und jeder zweiten Mannschaft."

Mike Terranova (Rot-Weiß Oberhausen): "Natürlich ist das für Rot-Weiss Essen bitter. Es geht ja immer um wertvolle Punkte. Wenn man dann sieht, dass ein Shinji Kagawa an den ersten drei Toren maßgeblich beteiligt ist, dann würde ich mich als gegnerischer Trainer auch ärgern. Aber die Statuten erlauben es den Zweitvertretungen Profis einzusetzen. Deshalb macht es da auch wenig Sinn sich aufzuregen. Da müssen wir alle durch. Wir wissen auch oft nicht, mit welcher Elf unsere U23-Gegner letztendlich auflaufen."

Daniel Zillken (Bonner SC):

"Natürlich ist es so, dass die Profis einen großen Qualitätsunterschied mitbringen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Jungs aus der Bundesliga auch Bock haben in der 4. Liga zu spielen. Denn grundsätzlich sind sie einfach die besseren Fußballer, deshalb spielen sie auch in der Bundesliga. Wenn sie jedoch keine Lust haben sich in der Regionalliga zu quälen, dann kann das auch ein Vorteil für den Gegner sein.Es ist aber auch müßig darüber zu diskutieren. Denn letztendlich lassen das die Statuten zu. Wenn der Cheftrainer seinen verletzten Spielern Spielpraxis gewähren möchte, dann wird er es auch tun. Das erlaubt eben der DFB. Wir haben das in der letzten Saison auch zweimal gegen Fortuna Düsseldorf und 1. FC Köln erlebt. Da wurden jeweils einige Profis gegen uns eingesetzt. Für uns als kleiner Verein ist es umso schwerer da zu bestehen, denn wir benötigen jeden Zähler um den Klassenerhalt zu schaffen."

Björn Mehnert (SC Wiedenbrück): "Gegen uns hat der BVB II auch Julian Weigl eingesetzt. Aber wir haben das Spiel mit 1:0 gewonnen. Ich verstehe die Aufregung nicht ganz , weil nicht nur Dortmund sondern auch andere Mannschaften Spieler in ihre U23 abgeben, um ihnen nach Verletzungen Spielpraxis zu gewähren Und nicht immer sind diese Spieler ohne Praxis auch eine Verstärkung."

Patrick Glöckner (Viktoria Köln): "Es ist legitim und eine U23 mit Ambitionen ist nunmal davon abhängig. Ein B-Team ist auch immer dafür da, Spielern aus dem A-Team Spielpraxis zu bieten."

Fuat Kilic (Alemannia Aachen): "Die Nachwuchsmannschaften machen nichts irreguläres und nutzen diese Regelung für sich aus. Ich denke, dass viele von uns Trainern an gleicher Stelle diesen Vorteil für sich auch nutzen würden. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Deshalb sollten wir Dortmund oder den anderen Bundesligisten keinen Vorwurf machen. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit das Ganze noch mit einem fairen und ausgeglichen Wettbewerb zu tun hat, wenn Spieler der Bundesliga-Mannschaften mitwirken, die weit über 23 Jahre alt sind und einen Marktwert von mehr als elf Millionen Euro haben. Dann hat das Ganze nichts mehr mit Talentförderung und dem Heranführen an den Profikader zu tun. Diese Vereine können je nach Tabellenplatz jonglieren und ihre Zweitvertretungen verstärken, um gegebenenfalls in der Liga zu bleiben oder doch aufzusteigen. Der Verband sollte sich grundlegend Gedanken machen, wie die Regionalliga insgesamt neu strukturiert werden kann und auch sich mit dem Thema der U-Mannschaften neu befassen. So wie es ist, ist diese Regelung zu hinterfragen. Aber grundsätzlich müssen neben der Aufstiegsregelung auch strukturelle Bereiche in der Regionalliga reformiert und angepasst werden."

Marcus John (SV Straelen): "In jeder Sportart gibt es Regeln und Rahmenbedingungen, die vor der Saison getroffen werden und für alle teilnehmenden Mannschaften gelten. Daran hat sich der BVB auch gehalten! Ich bin froh, das solch hochkarätige Spieler auch mal in unserer Liga spielen und somit das Niveau und die Attraktivität erhöhen. Wir haben im Übrigen auch ähnliche Probleme, die die U23-Regel betreffen. Aber auch das ist nichts Neues und wir dürfen da nicht nörgeln und müssen dies akzeptieren. Ich finde die Einstellung der Vereinsführung von RWE und die von Karsten Neitzel zu diesem Thema sehr professionell."

Daniel Berlinski (SV Lippstadt 08): "Für mich ist das völlig normal. U-Mannschaften dienen dazu, um junge Spieler eventuell an die Profis heranzuführen sowie um den Profis nach Verletzungen oder wenig Einsatzzeiten Spielpraxis zu gewähren."

Thorsten Nehrbauer (1. FC Kaan-Marienborn): "Wenn die Regeln es so hergeben, müssen wir damit leben. Ich glaube, dass wir alle schon mal davon betroffen waren."

Autor: Krystian Wozniak

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