Nein, es ist keine schöne Saison, die bei Rot-Weiss Essen im Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich in Düsseldorf geendet ist. Und dennoch gab es eine Geschichte, die bewegt. Eine Art Märchen, das in Erfüllung gegangen ist. Der Tag des Nicolas Hirschberger.
Um kurz nach 16 Uhr trottete der 20-Jährige in Richtung Kabine. Er hielt sich sein Trikot vor die in Tränen getränkten Augen. Sein Kollege Cedric Harenbrock tröstete ihn. Es war der sichtbar emotionalste Moment seines noch so jungen Fußballerleben. Schließlich endete in Düsseldorf sein erstes Herrenjahr.
Wettbewerbsübergreifend war die Reise nach Düsseldorf das nun 35. Mal, dass Hirschberger in einem Pflichtspiel-Kader der ersten Mannschaft von Rot-Weiss Essen gestanden hat. Immer wieder hatte er sich warmmachen dürfen, zu einer Einwechslung reichte es jedoch nur in der zweiten Runde des Niederrheinpokals gegen den FSV Vohwinkel. Damals durfte er sein sechs Minuten langes Pflichtspieldebüt feiern.
Umso bedeutender nun die Einwechslung beim 1:1-Unentschieden bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf. An seinem letzten Arbeitstag für Rot-Weiss feierte Hirschberger sein Regionalliga-Debüt. Und was für eins! Nach Vorlage von Max Wegner erzielte er den Ausgleich. Ein Tor bei seinem ersten Spiel, nach der harten Arbeit. Nach dem Abpfiff gab er sich mit brüchiger Stimme bescheiden: „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Obwohl es eigentlich nur ein 1:1 gewesen ist, kann ich meine Gefühle kaum in Worte fassen. Ich freue mich, dass der Trainer mir diesen Kurzeinsatz geschenkt hat.“
Kein Groll, dass er so lange auf sein Debüt warten musste. Keine Frustration, keine Enttäuschung. Hirschberger war einfach nur gepackt von seinem ersten und wohl einzigen Auftritt seiner Karriere im RWE-Trikot. „Ich bin dankbar für die Erfahrung und dafür, dass ich mich zeigen durfte. Der Kurzeinsatz und das Tor werden mir hoffentlich helfen, einen neuen Verein zu finden.“ Beim Heimspiel gegen Wiedenbrück vor einer Woche wurde schließlich auch Hirschberger verabschiedet. Einen neuen Verein hat das Mittelfeldtalent allerdings noch nicht.
Dennoch dürften sich nun so einige Vereine beeindruckt zeigen, vom Engagement und dem Charakter des gebürtigen Rheinbergers. Dabei wünscht ihm auch sein Trainer, Karsten Neitzel, alles Gute: „Man hätte ihm nicht böse sein können, wenn er nach einem halben Jahr die Flinte ins Korn geworfen hätte. Ich bin immer offen und ehrlich mit ihm umgegangen. Er wusste, woran er war und das relativ früh. Ich hoffe, dass er eine neue Station bekommt, bei der er mehr auf dem Platz stehen kann.“
Nach diesem Tag, wird er dabei nicht alleine sein.