Es war nicht einmal eine Viertelstunde gespielt, da wurden Luciens Abwehr-Sorgen noch ein wenig drängender. Der Trainer von Borussia Dortmund hatte ja ohnehin schon improvisieren müssen in seiner Abwehrreihe für die DFB-Pokalpartie gegen den Zweitligisten Union Berlin. Von der Viererkette, mit der er in die Saison gegangen war und die ersten sechs Spiele bestritten hatte, fehlten bereits drei Spieler verletzungsbedingt: Lukasz Piszczek wegen einer Knieprellung, Manuel Akanji wegen einer Überlastungsreaktion an der Hüfte und Marcel Schmelzer wegen eines Knochenödems.
Und nun humpelte gegen Berlin noch Abdou Diallo zur Seitenlinie und machte deutlich, dass es nicht weitergeht – die Adduktoren. Diallo, der ohnehin schon den Aushilfs-Linksverteidiger gegeben hatte, musste runter, Raphael Guerreiro kam. „Wir wissen nicht, was genau er hat“, sagte Favre, als der mühsame 3:2 (1:0)-Sieg unter Dach und Fach war. Und für die Zukunft schwante dem Trainer Böses: „Wahrscheinlich wird er die nächsten Spiele fehlen, aber das ist nur meine Prognose“, so Favre. „Wenn jemand nach 15 Minuten raus muss, ist das kein Top-Signal.“
Nicht die besten Aussichten für ein Duell mit dem Rekordmeister
Vor den Partien in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg am Samstag, dem Rückspiel bei Atletico Madrid am Dienstag und anderthalb Wochen vor dem Liga-Topspiel gegen den FC Bayern München steht der BVB nun mit einem Abwehr-Torso da: Gegen Berlin verteidigten schließlich Achraf Hakimi rechts, Ömer Toprak und Dan-Axel Zagadou im Zentrum und Guerreiro links. Den Portugiesen aber sieht Favre eigentlich als Mittelfeldspieler, weil er nach wie vor defensive Schwächen aufweist – ebenso wie sein Gegenüber Hakimi. Und ausgerechnet der erfahrene Toprak präsentierte sich gegen Union als Unsicherheitsfaktor – was auch mangelnder Spielpraxis geschuldet sein dürfte. Nicht die besten Aussichten für ein Duell mit dem Rekordmeister.
„Keine Ahnung wer uns am Samstag noch zur Verfügung steht“, unkte Kapitän Reus. „Abdou musste raus, da müssen wir abwarten. Zaga war am Ende fast nur noch auf einem Bein unterwegs, Ömer hat lange nicht gespielt, jetzt direkt 120 Minuten und dann Krämpfe bekommen.“ Man müsse schauen, „dass wir noch genug Abwehrspieler auf den Platz bekommen“.
Immerhin: Akanji, der sich bei seinen bisherigen Einsätzen in der laufenden Saison als Abwehrchef etabliert hat, hat zuletzt schon wieder umfangreiche individuelle Einheiten bestritten, Richtungswechsel und Übungen mit dem Ball inklusive. Die Rückkehr ins Mannschaftstraining dürfte kurz bevor stehen – und dann wäre auch ein Einsatz gegen Bayern möglich.
Autor: Sebastian Weßling