Emre Yesilova war offenbar der Mann, der sich am meisten ärgerte. Über sich selbst, über einen verpassten Sieg – vielleicht auch darüber, dass er das, was er im Training stets so sicher macht, im Spiel nicht umsetzen konnte. Der Stürmer der SG Wattenscheid 09 hatte die besten Möglichkeiten, seine Mannschaft beim Aufsteiger SV Straelen zum Sieg zu schießen, ließ sie aber ungenutzt. Dafür zeigte sich ein Abwehrspieler der Nullneuner treffsicher. Einmal zur Freude, einmal zum Ärger seiner Teamkollegen.
Innenverteidiger Adrian Schneider war es, der seine Elf im letzten Spiel der Hinrunde zunächst nach elf Minuten in Führung schoss, den Vorsprung mit einem Eigentor in der 34. Minute aber wieder egalisierte. Das war in Summe ärgerlich, aber zu verkraften. „Im Verhältnis zu den Möglichkeiten, die Straelen hat, war unsere Leistung wirklich stark“, lobte Trainer Farat Toku.
Sie sind nicht wegzureden, die Schwierigkeiten, die die SGW derzeit neben allen fußballerischen Aufgaben zu bewältigen hat. Mitte dieser Woche steht die Gehaltszahlung für Oktober an, bislang deutet nichts darauf hin, dass die Spieler ihr vertraglich zugesichertes Geld bekommen. Im Gegenteil: Aufsichtsrats-Chef Oguzhan Can soll der Mannschaft gemäß Erzählungen von voneinander unabhängigen Personen gesagt haben, dass er vorerst nichts mehr an das Team zahlen werde.
Gehaltszahlung für Oktober steht an
Bei den Betroffenen hat sich bekanntlich Widerstand formiert. Wie diese Zeitung bereits am Samstag berichtete, haben sich Teile der Mannschaft mit der Spielergewerkschaft VDV getroffen, um sich über Handlungsmöglichkeiten zu informieren. Ein Fortbleiben vom Spielbetrieb wäre demnach möglich. Doch aus Mannschaftskreisen ist zu vernehmen, dass das aufgrund der eigenem sportlichen Ambitionen keine Option sein soll.
Wie tief diese sportliche Einstellung verwurzelt ist, zeigte sich erneut in Straelen. Bei dem im Sommer mit einigen Ex-Profis verstärkten SVS zeigten die Nullneuner einmal mehr eine starke Leistung, schafften es aber nicht, die nunmehr sechs Spiele dauernde Sieglos-Serie zu beenden. Zum einen, weil das Problem der mangelhaften Chancenverwertung am Samstag treu blieb. Zum anderen, weil die SGW Pech mit einer Schiedsrichter-Entscheidung hatte: Nach einem Foul an Tyger Lobinger gab es nur Freistoß statt Elfmeter.
„Unsere Chancenverwertung hat uns gegen Verl schon einen möglichen Sieg gekostet“, wies Toku auf das hartnäckige Problem hin. Ob seine Elf es ablegen kann? Im Oktober blieb die SGW ohne Sieg – den letzten Erfolg gab es Ende September bei Aufsteiger Kaan-Marienborn.
Autor: Dominik Hamers