Undank ist der (Profi)-Welten Lohn – von Ulrich Homann Die Nachricht, dass der VfL seinen talentierten Abwehrspieler Gyamerah verliert, verwundert niemanden. Er ist jung, vielseitig einsetzbar und – kostenfrei zu erwerben. Logisch, dass die größeren Fische im Profiteich zuschnappen. Der alltägliche Vorgang illustriert die Hilflosigkeit der kleinen Vereine im eigenen Bemühen, etwas aufzubauen und konkurrenzfähig zu bleiben.
Es ist auch müßig, Spieler und vor allem deren Berater daran zu erinnern, den Vereinen auch mal etwas schuldig zu sein. Dass Gyamerah seit acht Jahren für den VfL „spielt“ und „seine Knochen hingehalten“ hat, wie es so schön heißt, ist nämlich nicht so ganz richtig. Tatsächlich war er durchgehend und jahrelang verletzt, seitdem ihm der VfL einen Profivertrag gegeben hatte. Allzu viele Vereine hätten wohl nicht über Jahre an sein Talent geglaubt, ihn immer wieder gestärkt und aufgebaut. Jetzt stellt der Spieler dem Klub für dessen Anständigkeit die Quittung aus. Und die Ablösesumme, die dem VfL vielleicht die jahrelange Fürsorge ein wenig entlohnt hätte, stecken sich Spieler und Berater in die eigene Tasche. Undank ist der Profi-Welten Lohn.
Der Spieler hat das große Vertrauen auch durch Leistung zurückbezahlt – von Christian Brausch Die Nachricht, dass Gyamerah den VfL ablösefrei verlässt, schlug bei den Bochumer Anhängern ein wie eine Bombe. Viele Fans sind der Meinung, dass auch Jan Gyamerah ein Söldner ist. Schließlich hat der Verein an ihn geglaubt. Als der Spieler lange verletzt war, kaum eine Perspektive im Profifußball zu haben schien. Das ehrt den VfL, doch deshalb kann dem Spieler niemand einen Vorwurf machen, dass er nun eine neue Stufe erklimmen will. Schließlich hat er dafür gearbeitet, ihm wurde nichts geschenkt. Das Vertrauen des Vereins hat er zurückgezahlt – mit Leistung.
Alle Spiele bestritt er in dieser Saison – er ist uneingeschränkter Stammspieler, der dem VfL verhalf, eine bisher ordentliche Saison zu spielen. Beide haben von dem damals geschlossenen Vertrag, der dem Spieler sicher auch nicht die höchste Gehaltsstufe bescherte, profitiert. Natürlich ist es schade für den Klub, dass er nun keine Ablöse bekommt. Aber das wusste der VfL auch vor einem Jahr, als er hätte sagen können: Verlängerung oder Wechsel gegen eine Ablöse.