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Kommentar zu Trainerentlassungen
Alle Macht den Fans?

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Die Fans des 1. FC Nürnbergs ließen ihren Unmut nach der Niederlage beim VfL Bochum am Montagabend freien Lauf. Der Ärger richtete sich unüberhörbar gegen Spieler und Trainer. Das ist gefährlich. Ein Kommentar.

Es ist eine spannende Frage, welche Macht den Fans im Fußballgeschäft zukommen sollte. Einerseits sind es zweifellos die leidenschaftlichen Anhänger, die ein Spiel zu einem emotionalen Ereignis machen. Spiele in einer fast sterilen Atmosphäre, wie etwa im Münchener Kommerz-Tempel, lassen einen frösteln. Andererseits ist die Gnadenlosigkeit, mit der die Kurven nach wenigen Misserfolgen mit ihren ehemaligen Helden „abrechnen“, nicht wenig abstoßend. Eine solche „Machtausübung“ lässt einen gruseln.

In Bochum war das am Montag zu besichtigen. Nach einer – zugegeben äußerst schwachen - ersten Halbzeit verweigerte der mitgereiste Nürnberger Anhang „ihrer“ Mannschaft jegliche Unterstützung, obwohl die sich sichtlich mühte. Kein Jubel nach dem Anschlusstor, keinerlei „Support“ bis zum Abpfiff. Die Fans waren sauer ob des blutleeren Auftritts und der letzten Ergebnisse. Eine Rückkehr ins Oberhaus erscheint schon jetzt einigermaßen unrealistisch. So gesehen ist der Frust verständlich.

Nach dem Abpfiff zitierten die „Ultras“ die Spieler an den Zaun, um ihnen per Megaphon brüllend die Leviten zu lesen. Was nicht wenig an einen nordkoreanischen Kasernenhof erinnerte. Auch der Trainer sollte „antanzen“. Was der aber nicht tat, weswegen lautstark seine unmittelbare Entlassung gefordert wurde, die mittlerweile auch eingetreten ist. Es drängt sich schon der Eindruck auf, dass der „Club“ dem Druck der Straße nachgegeben hat. Klug ist das nicht. Denn wenn der Frust der Kurve mittlerweile Vereins-Entscheidungen nicht nur beeinflusst –was in Ordnung wäre -, sondern in brutaler Manier fällt und einfordert, dann ist das ein gefährlicher Irrweg. Frust und Wut sind immer eher ungeeignete Ratgeber.

Auch kann die weite Fahrt von Nürnberg nach Bochum und ihre Beschwernisse nicht als Legitimation für eine solche Anmaßung der Fans herhalten. Erstens wird ja niemand auf die Autobahn gezwungen. Zweitens kann man in Bochum verlieren. Man sollte grundsätzlich Auswärts-Niederlagen in Erwägung ziehen. Sogar in Bochum. Wer das nicht aushalten kann, wird auf Dauer keinen Spaß am Fußball haben. Aber der an ihm auch nicht.

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