Eigentlich hatte Schalkes Trainer David Wagner nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach allen Grund zur guten Laune gehabt. Als er nach dem Spiel zum Interview ins Studio von Moderator Jochen Breyer und Experte - und neuerdings auch Vorstandsmitglied beim FC Bayern München - Oliver Kahn kam, verging ihm diese jedoch schnell.
Denn offenbar hatte Breyer nur wenig Interesse daran, sich länger über die vorangegangen 90 Minuten zu unterhalten, in denen die Schalker eine richtig starke Leistung zeigten und auch ohne Amine Harit ein Topteam der Liga verdient in die Knie zwangen. Zwei Fragen wurden Wagner zum Spiel gestellt, ehe der ZDF-Moderator das Dauerthema der letzten Wochen ansprach: Alexander Nübel.
Wagner bekommt kaum Fragen zum Spiel gestellt
Denn während der bisherige Stammtorhüter, der im Sommer zum FC Bayern München wechselt, aufgrund seiner Rotsperre weiterhin von der Tribüne aus zusehen musste, vertrat ihn sein Ersatz Markus Schubert abermals tadellos. Als Breyer nachhakte, ob es vorstellbar sei, dass der 21-Jährige auch weiter zwischen den Pfosten stehe, wenn Nübel wieder spielberechtigt ist - also in zwei Wochen - platzte Wagner kurzzeitig der Kragen. "Ganz ehrlich - wir haben gerade ein super Spiel gemacht, darüber denke ich überhaupt nicht nach", sagte der 48-Jähriger sichtlich angefressen.
Wagners Ärger ist verständlich. Der Trainer war stolz auf eine reife und beeindruckende Leistung seiner Mannschaft. Das gelungene Debüt von Michael Gregoritsch wurde zuvor nicht etwa dahingehend beleuchtet, warum der Österreicher eine Verstärkung für S04 ist, sondern seitens des ZDF-Moderators lediglich mit "Endlich mal ein Stürmertor" kommentiert. Wagner erstickte das mit dem Verweis auf die Treffer Benito Ramans vor der Winterpause im Keim.
Es gab keine Frage nach dem Schalker Plan für das Spiel, keine Frage danach, wieso die S04-Defensive den Gladbacher Angriff so gut im Griff hatte, warum Wagners Ideen etwa augenscheinlich aufgegangen sind. Stattdessen: Ein Thema, welches einem Trainer einer Bundesligamannschaft unmittelbar nach einem nervenaufreibenden Spiel wohl kaum egaler sein könnte. Kurz darauf war das Gespräch bereits beendet.
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider mahnt zur Ruhe
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider hatte im Interview vor dem Spiel schon probiert, die Nübel-Diskussion etwas runterzufahren. "Lasst den Jungen jetzt in Ruhe, er ist einer von uns und wir brauchen ihn. Ohne ihn hätten wir uns jetzt vielleicht auf die Rückrunde der 2. Liga vorbereiten müssen", bat er um etwas mehr Gelassenheit.
Eine Nachfrage zu Nübel zu stellen ist angesichts der Tragweite, die das Thema in den vergangenen Wochen bekam, in Ordnung. Wenn ein Trainer aber nach einem Spiel ins Studio bestellt wird, scheinbar aber seitens der Moderatoren kein Interesse daran besteht, sich auch über die Partie zu unterhalten, wird es albern. Wagners genervte Reaktion ist aufgrund dieser unangemessenen Vorgehensweise nachvollziehbar.