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Altegoer droht Bayern mit Boykott

Altegoer droht Bayern mit Boykott
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Der Streit um die Verteilung der Fernsehgelder spitzt sich immer mehr zu. Jetzt fährt Bochums Aufsichtsratsvorsitzender Werner Altegoer scharfe Geschütze in Richtung Ligavorstand und Bayern München auf.

Vor dem Treffen des Ligavorstandes am Donnerstag scheint die Situation um die Verteilung der TV-Gelder zu eskalieren. Das Gremium, das sich vorwiegend aus Vertretern der Top-Klubs zusammensetzt, steht jetzt selbst im Fokus der Kritik und wird von Bochums Aufsichtsratsboss Werner Altegoer in Frage gestellt. Darüber hinaus droht der 70-Jährige Meister Bayern München mit Boykott.

Schalkes Geschäftsführer Peter Peters, gleichzeitig auch Mitglied des Ligavorstandes, möchte der Auseinandersetzung die Brisanz nehmen und ruft zur Vernunft auf.

Peters betont Solidarität innerhalb der Liga

"Es ist klug, die Dinge zu versachlichen. Ich werde auch dafür kämpfen, dass beschlossene Modell am Donnerstag mehrheitsfähig zu bekommen. Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass eine dezentrale Vermarktung nicht dazu führt, dass zwei Drittel der Vereine mehr erzielen. Wir haben ein System, dass von Soldarität geprägt ist", sagte Peters dem Sport-Informations-Dienst (sid). Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge erklärte im tz-Interview (Donnerstagsausgabe) zum TV-Geld-Poker: "Ohne dem Ergebnis vorgreifen zu wollen, kann ich sagen: Alle können mit dieser Lösung zufrieden sein. Insbesondere die zweite Liga, die sehr solidarisch behandelt wurde. Müsste sie sich selbst vermarkten, würde sie wesentlich weniger erhalten. Wie solidarisch das Ergebnis ist, zeigt schon, dass der Beschluss einstimmig war."

Gleichzeitig untermauerte Peters, dass aufgrund der bis 2009 geltenden zentralen Vermarktung die Mehrzahl der Bundesligisten im Vergleich zu den internationalen Ligen derzeit ohnehin "überproportional profitieren".

Die Profi-Ligen erhalten ab der kommenden Spielzeit 420 Millionen Euro pro Jahr und für den Dreijahreszyklus insgesamt 1,26 Milliarden Euro. Nach dem von der Geschäftsführung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH ausgearbeiteten Vorschlag soll die bislang an alle Klubs in gleicher Höhe gezahlte Garantiesumme wegfallen. Stattdessen sollen die Gelder nach sportlichen Kriterien nach einer Rangliste aller Klubs von Platz 1 bis 36 verteilt werden. Zu 25 Prozent soll dabei die Leistung der aktuellen Saison berücksichtigt werden, 75 Prozent richten sich nach den Platzierungen der vergangenen drei Jahre.

"Gesetze gelten in guten wie in schlechten Zeiten"

Peters wollte die Ergebnisse einer Sitzung des achtköpfigen Ligavorstands am Dienstag nicht kommentieren. Die Kritik, dass dem nicht mehr paritätisch zusammengesetzten Vorstand die Legitimation für eine endgültige Entscheidung über die Verteilung der TV-Gelder ab der Saison 2006/2007 fehlt, kann Peters nicht nachvollziehen. "Alle Aktiven haben der Satzung damals zugestimmt. Die Entscheidung wurde dem Ligavorstand vorbehalten, da der Zeitaufwand für alle 36 Klubs zu hoch wäre, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen", meinte Peters und fügte hinzu: "Gesetze gelten in guten wie in schlechten Zeiten."

Nach Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen hatte am Mittwoch auch Bochums Aufsichtratschef Altegoer dem Ligavorstand das Recht abgesprochen, noch länger als Vertreter der Klubs im deutschen Profifußball zu gelten. "Wir haben heute einen Ligavorstand mit nur einem Vertreter der zweiten Liga und sieben Vertretern der Bundesliga. Und dazu gehören auch noch überwiegend Funktionäre von Bundesliga-Spitzenklubs. Da kann man überhaupt nicht mehr von einem Gleichgewicht sprechen, die Zusammensetzung ist zu kopflastig", sagte Altegoer der Sport Bild.

"Dann muss sich Bayern überlegen, gegen wen sie spielen wollen"

Altegoer prophezeite zudem einen Boykott gegen die Bayern, falls diese ab der Spielzeit 2009 auf die in Spanien und Italien längst übliche Einzelvermarktung beharren. "Wenn die Bayern dann meinen, sich aus der Liga herausschälen zu müssen, dann müssen sie sich überlegen, gegen wen sie spielen wollen. In diesem Fall könnte es in der Bundesliga dazu kommen, dass sich ein Großteil der Vereine weigert, gegen Bayern anzutreten", meinte Altegoer.

Rummenigge erwiderte scharf: "Wir haben immer gesagt, dass wir uns der zentralen Vermarktung beugen, solange es fair bei der Verteilung der TV-Gelder zugeht. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Herren Bruchhagen und Altegoer viele Gefolgsleute haben. Zudem muss ich sagen: In die Verlegenheit, uns mit Bochum messen zu müssen, kommen wir ja nicht. Denn wir spielen zum Glück nicht in der zweiten Liga."

Rummenigge fordert mit Beginn der kommenden Spielzeit 30 Millionen Euro anstatt zuletzt 16 Millionen Euro. Zum Vergleich: Inter Mailand verkaufte am Mittwoch seine TV-Rechte für die nächsten zwei Spielzeiten für 200 Millionen Euro. Juventus Turin kassiert für den gleichen Zeitraum 248 Millionen Euro. Auch in der italienischen Serie A drohen die übrigen Klubs nun mit einem Boykott.

Rummenigge droht mit Einzelvermarktung

Nach Aussage Rummenigge verliere der deutsche Rekordmeister durch die zentrale Vermarktung rund 75 Millionen Euro pro Jahr. Wenn der FC Bayern seine TV-Rechte isoliert anbieten würde, "dann rollt man uns den roten Teppich aus, und wir würden mit einem Scheck in der Größenordnung 75 bis 100 Millionen Euro das Büro verlassen".

Diese Drohgebärden will sich aber vor allem Altegoer nicht länger bieten lassen. "Langsam haben wir genug von den abwertenden Äußerungen. Die Bayern sollten nicht so tun, als seien sie der Nabel der Welt, sondern die anderen 35 Vereine als Partner in einem Wettbewerb behandeln. Der Gunstbeweis der anderen Vereine ist, dass sie überhaupt noch mit Bayern München spielen", erklärte der 70-Jährige.

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