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Premiere verliert Pay-TV-Rechte an der Bundesliga

Premiere verliert Pay-TV-Rechte an der Bundesliga
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Die Pay-TV-Rechte an der Bundesliga liegen ab der kommenden Saison nicht mehr bei Premiere, die ARD bleibt dagegen weiterhin Bundesliga-Sender. Das gab die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH am Mittag bekannt.

Im Poker um die TV-Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga hat sich Premiere verzockt: Der Pay-TV Sender hat die Rechte im Bezahlfernsehen überraschend an die Firma Arena, eine Kabelnetzbetreibergesellschaft, die sich zu 100 Prozent in Besitz von Unity Media befindet, verloren.

Dies gab die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Anschluss an eine Vollversammlung der 36 Lizenzvereine im Steigenberger Airport-Hotel in Frankfurt/Main bekannt und sorgte damit für eine faustdicke Überraschung. Für den Zuschlag soll Arena rund 240 Millionen Euro pro Saison zahlen.

Sportschau erst um 18.30 Uhr

Die ARD-Sportschau behält indes die Erstverwertungsrechte für das frei empfangbare Fernsehen, wird allerdings ihre Sendung samstags statt um 18.10 Uhr erst um 18.30 Uhr beginnen und wie bisher Zusammenfassungen von sechs Spielen senden. Das wieder eingeführte Spiel am Freitagabend überträgt Arena live. Die Zweitverwertung im Free-TV am Samstagabend bleibt beim ZDF.

Die Zusammenfassung im Free-TV der Sonntagpartien um 22.00 Uhr strahlt das DSF aus. Das Gesamtvolumen des TV-Vertrages für drei Jahre beläuft sich auf 1,26 Milliarden Euro, pro Saison sind 420 Millionen Euro fällig. Zuletzt hatte der Ligaverband 300 Millionen Euro per annum kassiert. Arena wird seine Bundesliga-Übertragungen auch über Satellit ausstrahlen; dies war Vertragsvoraussetzung.

Außer Premiere nur Gewinner

"Man kann dem Sieger nur gratulieren. Mit Ausnahme von Premiere gibt es nur Gewinner. Ich dachte, Premiere ist etwas beweglicher. Allerdings haben sie auf stur geschaltet was die Sportschau anbelangt", sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Auf Grund des Verlustes der Bundesliga-Rechte fiel die Premiere-Aktie ins Bodenlose, um 14.00 Uhr belief sich der Verlust auf 800 Millionen Euro und rund 45 Prozent.

Der Vertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2009. Mit der Steigerung von 40 Prozent des Erlöses kann sich Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, als Verhandlungsführer als großer Sieger fühlen. "Seifert hat überragende Arbeit geleistet, ein absoluter Gewinn für den deutschen Fußball", lobte der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger.

Der Poker um die lukrativen Bundesliga-Rechte hatte bis zuletzt für Hochspannung gesorgt. Immer wieder wurde im Verlaufe des Mittwoch darüber spekuliert, ob sich die DFL für eine Erdrutsch-Entscheidung oder ein Beibehalten des bisherigen Verteilungsschlüssels entscheidet. Der achtköpfige Vorstand der DFL hatte am Dienstagabend eine entsprechende Empfehlung abgegeben, die TV-Rechte umzustrukturieren und den bisherigen DFL-Partner Premiere auszubremsen. "Ich bedaure, einen Premium-Partner wie Premiere nicht mehr an Bord zu haben", sagte Seifert. Die DFL bestätigte, dass Premiere das finanziell beste Angebot abgeben hatte.

Premiere pokert zu hoch

Der Pay-TV-Sender, der ab 2006 auch die Rechte für die Champions League im Free-TV besitzt, hatte mit seiner Bundesliga-Offerte von rund 250 Millionen Euro plus X offenbar zu hoch gepokert. Der Münchner Sender, der seit 1991 die Pay-TV-Rechte in Deutschland besitzt und 3,4 Millionen Abonnenten aufweist, hatte sein Angebot damit verknüpft, dass die ersten Bilder im frei empfangbaren Fernsehen erst ab 22.00 Uhr ausgestrahlt werden dürfen.

Um dieses Szenario zu verhindern, war die ARD in die Offensive gegangen, hatte Klubs und Sponsoren in diesem Jahr mittels einer "Werberoadshow" besucht. Der Werbewert der Sportschau für die jeweiligen Werbepartner der Vereine sei auf Grund der hohen Reichweite zwischen 80 bis 120 Millionen Euro anzusiedeln, hieß es von Seiten des öffentlich-rechtlichen Senders. Diese Argumentation war offenbar für den Liga-Verband ebenfalls schlüssig, um den Sponsoren entsprechende Quoten im Free-TV garantieren zu können. Die ARD-Strategie hatte jedenfalls Erfolg, Premiere das Nachsehen, Arena als bislang unbeschriebenes Blatt als TV-Sender im Profi-Fußball zog das große Los.

ARD bot 80 Millionen

Die ARD, die bislang 60 Millionen Euro zahlte, hatte ihr Angebot auf rund 80 Millionen aufgestockt. Mit der Beibehaltung der Sportschau favorisierte die DFL das so genannte Modell C. Danach soll ein Spiel am Freitagabend ausgetragen werden, um das sich die ARD allerdings nicht beworben hat. Sechs Spiele sollen am Samstag und wie bisher zwei am Sonntag ausgetragen werden.

Am Mittwoch wurde ein Schlussstrich unter das umfangreichste und komplizierteste Bieterverfahren gezogen, das es bislang in der deutschen Fernsehlandschaft gegeben hatte. Insgesamt 233 (!) Einzelpakete hatte die DFL ausgeschrieben; zu allen gingen mehrere Offerten ein. 35 Firmen hatten die Unterlagen angefordert, 18 waren bis zum Ende dabei.

Am 1. Dezember war die Frist für die Abgabe der Gebote abgelaufen. Zuletzt hatten sich Seifert sowie die Direktoren Thomas Summerer (Recht), Jörg Daubitzer (Marketing) und Tom Bender (Kommunikation) an einen geheimen Ort zurückgezogen, um die diffizilen Pakete zu bewerten.

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