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Sapina-Anwälte bezweifeln Hoyzers Glaubwürdigkeit

Sapina-Anwälte bezweifeln Hoyzers Glaubwürdigkeit
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Die Anwälte des im Wett- und Manipulationsskandals als Drahtzieher geltenden Ante Sapina bezweifeln die Glaubwürdigkeit von Robert Hoyzer. Dieser soll über Dritte auf von ihm geleitete Spiele gesetzt haben.

Neue Anschuldigungen gab es am sechsten Tag im Strafprozess des Wett- und Manipulationsskandals im deutschen Fußball. Dabei stellten die Anwälte des als Drahtziehers geltenden Ante Sapina die Glaubwürdigkeit des Ex-Schiedsrichters Robert Hoyzer (Berlin) in Frage, nachdem sie ihn vorher in ein Kreuzverhör genommen hatten. Die Anwälte führten eine Reihe von Indizien an, die darauf hindeuten sollten, dass Hoyzer möglichwerweise über Dritte auf die von ihm selbst geleiteten Fußballspiele gesetzt haben soll. Hoyzer selbst hatte zuvor zum Abschluss seiner dreitägigen Einlassungen mehrmals bekräftigt, nie auf eigene Spiele gewettet zu haben.

Die Sapina-Anwälte konfrontierten Hoyzer in der Befragung mit der Tatsache, dass er vor dem von ihm geleiteten Regionalliga-Spiel VfL Wolfsburg Amateure gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) am 11. August 2004 auffallend viele Telefonate mit engen Freunden geführt haben soll. Einer der Freunde, ein Angestellter des Landeskriminalamtes (LKA) in Hamburg, soll kurz vor Spielbeginn noch ein Konto bei einem privaten Wettanbieter eröffnet haben, um 1000 Euro auf das Spiel zu setzen. Der Einsatz soll jedoch nicht angenommen worden sein, da er zu hoch dotiert gewesen war.

Zudem soll ein Zeuge ausgesagt haben, dass Hoyzers Freund während des Tippvorgangs geäußert haben soll, dass er zusätzlich für einen Dritten tippen würde. Die Frage der Anwälte, ob er die dritte Person gewesen sei, verneinte Hoyzer. Auch vor dem von Hoyzer geleiteten Skandalspiel im DFB-Pokal zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) am 21. August 2004 soll der Freund aus Hamburg eine relativ hohe Summe, nämlich 70 Euro, auf Paderborn gesetzt haben.

Hoyzer will unter die Schriftsteller gehen

"Ich weiß nicht, ob bei den vielen Telefonaten über die Spiele gesprochen wurde. Man kann es nicht beweisen, aber viel deutet darauf hin", sagte Sapina-Anwalt Stefan Conen, der die Handy-Kontakte von Hoyzer in den letzten Monaten ausführlich studiert hatte.

Die Sapina-Anwälte wollten zudem von Hoyzer wissen, ob er den Kontakt zu dem LKA-Mann genutzt habe, um im Polizei-Computer nachzuforschen, ob polizeiliche Ermittlungen gegen ihn laufen würden. Hoyzer konnte keine konkreten Angaben machen: "Daran kann ich mich nicht erinnern."

Immer wieder hatten die Anwälte die Finanzgebahren Hoyzers in Frage gestellt. So hatte er einmal behauptet, er sei "zu geizig gewesen", um auf eigene Spiele zu wetten. Andererseits behauptete Hoyzer, er habe ein Großteil der 69.000 Euro, die er nach eigener Aussage in dem Skandal von Ante Sapina erhalten haben soll, ausgegeben und dabei auch Freunde großzügig behandelt. In Zukunft will Hoyzer ein Buch verfassen, um Geld zu verdienen und persönlich "mit der Sache abzuschließen".

Möglicherweise Wettgeschäfte in Griechenland

In seinen Äußerungen zuvor hatte Hoyzer die Kontakte von "Drahtzieher" Ante Sapina nach Griechenland geschildert und damit dem Wett- und Manipulationsskandal vor dem Berliner Landgericht eine internationale Dimension gegeben. Bislang war über die ausländischen Wettgeschäfte der kroatischen Brüder vor Gericht nichts bekannt geworden.

In ruhigem und gefasstem Tonfall schilderte Hoyzer eine Begegnung mit den Sapina-Brüdern vor dem Spiel zwischen Panionios Athen und Dinamo Tiflis am 1. Dezember 2004 im UEFA-Cup. Dabei sei die Rede von einer besonderen Wette gewesen, bei der die eine Mannschaft zur Halbzeit führe, die andere Mannschaft aber gewinne. Tiflis hatte zur Pause 1:0 geführt, Athen gewann am Ende 5:2. "Es war so, dass dieses Spiel genauso eingetreten ist, wie beide es vorausgesagt hatten", erklärte Hoyzer, der aber auch anführte: "Ich gehe fest davon aus, dass die Sapina-Brüder nicht manipuliert haben."

Wenn keine Manipulationen, so sollen die Sapinas laut Hoyzer aber Wettgeschäfte in Griechenland getätigt haben. Der Kontaktmann soll Kostas geheißen haben. "Er hatte die Wettgeschäfte für Ante abgewickelt", so Hoyzer. Kostas hätte auch Hoyzer gekannt und soll ihn "Houdini" genannt haben. Das habe ihm so Hoyzer, Ante Sapina erzählt. Die Anspielung auf einen bekannten Zauberer aus dem vergangenen Jahrhundert war aus Hoyzers Sicht sinnig: "Weil ich im Spiel Dinge herbeiführen konnte, die so nicht geschahen."

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