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VdV: 26 vereinslose Profis im Camp
Warten auf das Handy-Klingeln

VdV: 26 vereinslose Profis im Camp
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Stefan Wessels eilt von Mikrofon zu Mikrofon.

Der Torhüter muss aber nicht Fragen zu einem gehaltenen Elfmeter oder einem verschuldeten Gegentor beantworten, Wessels berichtet über das Leben eines vereinslosen Fußballers. Der Champions-League-Sieger von 2001 trainiert mit 25 Leidensgenossen im Camp der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV), um sich für potenzielle neue Arbeitgeber in Form zu bringen. "Ich kann mir den Luxus erlauben, nicht das erste sondern das richtige Angebot anzunehmen", sagt der 30-Jährige nach dem morgendlichen Training in der Sportschule Wedau in Duisburg.

Zwei Kamerateams, zwei Radiosender und Vertreter der Printmedien haben die Möglichkeit genutzt, hinter die Kulisssen des Camps zu schauen. Am Nachmittag wechselten die Besucher. Scouts und Spielervermittler verfolgten den Test gegen die U23-Auswahl des Bundesligisten Schalke 04. Es ist die große Möglichkeit für die Spieler, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die Erfahrung zeigt, dass 80 Prozent der Spieler einen neuen Job finden. Meist aber eine Liga tiefer, in der sie vorher gespielt haben", erklärt VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky.

Und der Rest? "Für sie ist Endstation. Da ist es wichtig, sich einen Plan B zurechtzulegen." Auch dabei erhalten die Spieler von der VdV Unterstützung. Ein Laufbahncoach führt Gespräche, zeigt den Fußballern neue Wege auf. Für Thomas Cichon, der ebenso wie Wessels zuletzt beim Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück spielte, wären "eine Trainerausbildung und eine Ausbildung zum Sportmanager" Alternativen. Doch der 33-Jährige hat sich noch lange nicht aufgegeben: "Das Camp bietet die Chance, schnellstmöglich an die alte Form heranzukommen. Es ist vergleichbar mit einem Trainingslager bei einem Verein."

Der Tagesablauf ist geregelt. Frühstück, Training, Mittagessen, Besprechung, Testspiel, Abendessen - die Freizeit der Profis ist knapp bemessen. Die Regeln im Camp sind streng - die Bettruhe in den Doppelzimmern wird um 23.00 Uhr kontrolliert. Nur das Handy muss lediglich zu den Trainings- und Spielzeiten ausgeschaltet werden. Ansonsten hoffen die Spieler bei jedem Klingeln auf eine Einladung eines Vereins zum Probetraining. "Wir sehen uns aber nicht als Konkurrenten. Es ist hier ja kein Kampf um Stammplätze. Wir sitzen alle in einem Boot und freuen uns, wenn einer einen Verein findet", sagt der ehemalige kroatische Nationalspieler Filip Tapalovic.

Er hat sich ein klares Ziel gesetzt. Dritte Liga in Deutschland solle es schon sein, so der 32-Jährige, der aber auch für "Anfragen aus dem Ausland offen" ist. Sollten diese ausbleiben, sind die Trainer im VdV-Camp auch als Psychologen gefragt. "Wenn die Jungs im September noch hier sind, muss man sie schon aufbauen", erklärt der ehemalige Bundesliga-Torhüter Andreas Wessels. Aber auch dann besteht für die Camp-Teilnehmer noch Hoffnung. Nach dem 31. August können die Klubs nur noch vereinslose Spieler verpflichten.

Das Camp, das erstmals 2003 durchgeführt wurde, läuft bis Ende September. Für die Profis, die derzeit beim Arbeitsamt gemeldet sind, ist es kostenlos. Die VdV zahlt für ihre Mitglieder rund 100.000 Euro. Wenn ein Spieler einen neuen Arbeitgeber findet, rückt der nächste Akteur nach. "Knapp 80 Profis wollten zu uns. Leider können wir immer nur mit 26 arbeiten. Sonst macht es keinen Sinn", meint Baranowsky.

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