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3. Liga: Werner, Runge und Schneider ziehen Bilanz
Premiumprodukt? - "Der DFB ist in der Pflicht"

3. Liga: Werner, Runge und Schneider ziehen Bilanz
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Die Premieren-Saison der 3. Liga ist vorbei, die neue Spielzeit steht schon vor der Tür.

Grund genug, Düsseldorfs Manager Wolf Werner, Wuppertals Präsident Friedhelm Runge und Trainer Theo Schneider von Borussia Dortmund II zu einem Runden Tisch zu bitten. Gemeinsam mit den RS-Mitarbeitern Matthias Dersch, Christian Krumm und Kai Griepenkerl zieht das Trio Bilanz und wagt einen Vorausblick auf die kommende Serie.

Ist die 3. Liga in ihrer ersten Saison das Premiumprodukt gewesen, das der DFB angekündigt hatte, Herr Runge?

Runge: Aus sportlicher Sicht war es eindeutig eine Verbesserung gegenüber der Regionalliga. Aber das ist ja auch logisch, wenn man aus zwei Ligen die Besten herausnimmt.

Schneider: Ich habe die ersten Wochen mit Wehmut verfolgt, weil die Enttäuschung groß war, dass wir uns nicht qualifizieren konnten. Im Laufe der Saison hat man aus der Ferne ein Nord-Süd-Gefälle erkennen können.

Runge: Wenn man die Auf- und Absteiger sieht, kann man sagen, dass der Süden schwächer war. Ich habe diesen Abstand aber nicht festgestellt.

Haben Sie auch finanziell einen Unterschied erkannt, Herr Werner?

Werner: Vor allem das Zuschauergefälle war schon recht eklatant. Der Süden wies oftmals gerade die Hälfte an Besuchern auf - was auch mit der sportlichen Qualität zu tun gehabt haben könnte. Ich hatte in der Vergangenheit immer mal Diskussionen mit Bayern-Trainer Hermann Gerland, der meinte, dass der Süden es dem Norden zeigen würde. Aber tatsächlich haben wir den höherwertigen Fußball gespielt.

Wie bewerten Sie die zweiten Mannschaften, was die sportliche Qualität angeht?

Werner: Die Reserveteams haben für den fußballerischen Glanz gesorgt. Die haben der 3. Liga richtig gut getan. Schneider: Wir wollen Talente heranführen, das kann man nur auf dem höchsten Niveau tun. Die Zweitvertretungen sind das Fundament für den deutschen Fußball. Wer es sportlich schafft, hat es auch verdient.

Runge: Wenn wir mal absteigen sollten, wäre es unmöglich, zurückzukehren. Dafür sind die zweiten Mannschaften zu stark.

Schneider: Wir brauchen nicht darüber reden, dass Rot-Weiss Essen im letzten Jahr einen ganz anderen Etat als wir hatte. Wir hatten eine Mannschaft auf Sparflamme. Wenn RWE und Münster sich dann nicht durchsetzen können, haben sie es nicht verdient.

Tun die Reserveteams der 3. Liga wirklich gut? Ab sofort dürfen die Zweitvertretungen unbegrenzt aufsteigen...

Runge: Sportlich sehe ich sie positiv, wirtschaftlich negativ. Da geht es um einen Unterschied von Tausenden Zuschauern.

Werner: Der Hang war immer der gleiche, so haben die Kleinen stets argumentiert. Dabei haben auch Vereine wie Holstein Kiel nie mehr als 20 Leute mitgebracht. Die wurden nie genannt.

Schneider: Bei uns ist da ein Trend erkennbar. Wir sind mit 3.000 Fans nach Münster gefahren, es würden auch garantiert 1.000 mit nach Wuppertal kommen – wenn unsere Profis nicht zeitgleich spielen. Dieses Publikum haben wir uns über Jahre erspielt. Wie fällt Ihre Bewertung der Reserveteams aus, Herr Werner?

Werner: Ich bin da zwiegespalten. Wenn ich nicht vereinsbezogen denke, muss ich sagen: Es geht nur so, eine eigene Reserverunde würde nicht ernst genommen werden. Für den deutschen Fußball wäre es fatal, wenn irgendeiner auf diese Idee kommen würde. Fahren Sie montags mal nach Holland. Da laufen sie weg. Die Qualität ist zum Teil katastrophal.

Wie bewerten Sie eine eigene Liga für Zweitvertretungen, Herr Schneider?

Schneider: Ich habe noch als Spieler die Nachwuchsrunde erlebt. Das war eher eine Trostserie, weil du nicht bei den Profis warst. Es ging weder um Punkte noch um Prämien, Zuschauer waren auch nicht da – es fehlte schlichtweg die Motivation. Wenn man Spieler ausbilden will, muss man auch Drucksituationen haben und auch mal vor 10.000 Zuschauern antreten. Und auch für Fortuna Düsseldorf ist die Reserve durchaus sinnvoll, oder?

Werner: Das versuchen wir den Spielern in unserer Zweiten Mannschaft zu vermitteln: du hast eine Chance, nach oben zu kommen. Aber so lange du dich in der Breite bewegst, gibt es nicht viel zu verdienen. Wir werden in Düsseldorf nicht mehr ausgeben als im letzten Jahr. Da muss man schauen, dass man überlebt.

Runge: Ja, was macht Ihr denn mit dem ganzen Geld?

Werner: Wenn Sie unseren Etat von 4,9 Millionen Euro sehen, läuft Ihnen ein kalter Schauer über den Rücken. Zumal wir unsere Vereinbarungen mit Herrn Kölmel erfüllen wollen. In der 3. Liga war die Summe, die wir abführen mussten, überschaubar, aber heute tut sie richtig weh.

Runge: Ich weiß noch, dass ich vor vielen Jahren sehr niedergemacht worden bin, weil der WSV als einziger Traditionsverein gesagt hat, dass sich die Kinowelt-Geschichte nicht rechnet. Heute bin ich heilfroh, dass wir damals keine Vereinbarung mit Kölmel getroffen haben.

Wo wir grad bei Kinowelt sind: Halten Sie eigentlich die TV-Präsenz für eine Profiliga ausreichend?

Werner: Wir waren sehr zufrieden, weil man in der 3. Liga in großem Maße in den Regionalprogrammen wahrgenommen wird. Es wäre natürlich schön, wenn diesbezüglich alle Sender so ausführlich wie der MDR berichten würden. Doch wenn der Drittliga-Fußball Zukunft haben will, muss auch beim TV-Geld mehr passieren.

Runge: Der Gedanke war ursprünglich, dass die Drittligisten 60 Prozent von dem bekommen, was die Zweitligisten aus dem Fernsehtopf erhalten. Wo sind die geblieben?

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