Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Schalke: "General" Werner Leuthard hat mehr zu bieten als Medizinbälle
"Ich denke nicht: Hauptsache, die kotzen!"

"General" Werner Leuthard hat seine Schalker Schäfchen im Blick (Foto: firo).
"General" Werner Leuthard hat seine Schalker Schäfchen im Blick (Foto: firo).
Waldhof Mannheim
Waldhof Mannheim Logo
13:30
Rot-Weiss Essen Logo
Rot-Weiss Essen
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Wenn Werner Leuthard seinem Gegenüber die Hand schüttelt, dann tut das schon mal weh.

Es sind keine Schmerzen, die vergleichbar sind mit denen, die Schalkes Profis in der ersten Woche der Vorbereitung durchgemacht haben. Der 47 Jahre alte Fitness- und Konditionstrainer der Königsblauen weiß zuzupacken - und seine Ansichten von erfolgreicher Arbeit in klare Worte zu fassen. Im Interview mit RevierSport erklärt Leuthard nicht nur, warum ihm seine Vergangenheit bei der Bundeswehr in seiner jetzigen Tätigkeit ungemein hilft.

Herr Leuthard, obwohl Sie erst einige Tage auf Schalke arbeiten, sind Ihnen Bezeichnungen wie 'der General' und 'Schleifer' voraus geeilt. Nervt Sie dieses Image?

Wenn man Erfolg hat, dann ist es wurscht. Jeder hat seine Rolle, damit kann ich leben. Ich schere mich auch nicht weiter um meinen Ruf, sondern möchte lieber im Team von Felix Magath Taten sprechen lassen.

Zur Person Werner Leuthard, geboren am 24. Januar 1962 in Hauzenberg (Bayern). Sportlicher Werdegang: 1992-1997: Konditionstrainer im deutschen Federations-Cup-Team (Tennis), 1999: persönlicher Fitnesscoach für Fredi Bobic (auf Honorarbasis), 1999-2001 Konditionstrainer Spvgg Unterhaching (auf Honorarbasis) unter Lorenz Günter Köstner, 2001-2002: Fitnesstrainer beim FC Tirol (unter Joachim Löw), 2002-2004 VfB Stuttgart, 2004-2007 Bayern München, 2007-2009 VfL Wolfsburg (jeweils in Festanstellung unter Felix Magath).

Interessiert es Sie nicht, was die Spieler von Ihnen denken, wenn Sie nach einem Zirkeltraining in die Umkleide gehen?

Nein, das ist mir egal! Würde ich darüber nachdenken, könnte ich einpacken. Wenn du ängstlich wirst, dann zeigst du Schwäche und verlierst. Es ist aber nicht so, dass ich denke: Hauptsache, die pfeifen auf dem letzten Loch und kotzen!

Sondern?

Mir geht es um zielorientiertes Training. Meine Intention ist es, die Qualität der Bewegungen der Spieler zu verbessern.

Das tun Sie mit recht herkömmlichen Mitteln!

Daran ist sicher nichts falsch, so lange es von Erfolg geprägt ist. Damit meine ich nicht nur die Meisterschaft mit Wolfsburg, sondern vor allem, dass in allen Vereinen, in denen wir im Team von Felix Magath zuletzt gearbeitet haben, im Vergleich zu anderen Klubs relativ wenig Verletzte hatten.

Das heißt also, die ganze hochwissenschaftliche Leistungsdiagnostik ist überflüssig?

Nein, so meine ich es nicht! Aber in dem Bereich ist in den letzten Jahren für meinen Geschmack eine Hysterie entstanden, der ich nicht viel abgewinnen kann. Viele Methoden sind durchaus in Ordnung und die möchte ich auch nicht abqualifizieren, aber man kann auch alles zertesten. Wir brauchen die Ergebnisse, aber sie müssen immer eng an der Praxis orientiert sein.

Wie nutzen Sie die Erkenntnisse aus der modernen Sportwissenschaft?

Wir machen zum Beispiel keine Leistungsdiagnostik im Labor, sondern auf dem Feld. Da wird ja schließlich auch gespielt. In erster Linie aber verlassen wir uns auf unsere Erfahrung. Ich lasse mir ja auch nicht die Brust von einem Chirurgen aufschneiden, der vorher noch nie ein Messer in der Hand hatte.

Noch einmal zurück zum Image: Uns ist aufgefallen, dass Sie die Spieler bei Ihren Übungen recht zackig herumkommandieren, so wie beim Militär. Wie viel Bundeswehr steckt noch in Ihnen als Fitnesstrainer?

Na ja, ich bin Oberleutnant der Reserve und ziemlich stolz darauf, dass ich meine Ausbildung bei der Bundeswehr erfolgreich im Sport nutzen kann. Dabei meine ich nicht nur den militärischen Drill, sondern eben auch mein Studium zum Sportlehrer. Es geht mir um Attribute wie Disziplin, Ordnung und Integration in der Gruppe. Körperliche Fitness ist das, was wir darüber erreichen wollen. Im Mannschaftssport mit 20 und mehr Leuten auf dem Platz muss natürlich eine Führungsstärke dazu kommen, um durch klare, kurze Anweisungen das Ziel zu erreichen. Ich kann nicht mit einem Spieler erst ausdiskutieren, was er bei einer speziellen Übung machen muss. Die Jungs wissen hoffentlich, dass es nicht persönlich gemeint ist. Die Akzeptanz liegt nicht am Ton, sondern an der fachlichen Kompetenz.

Sie wirken selbst ziemlich fit. Sind Sie den Profis denn ein gutes Vorbild?

Das kommt darauf an, wie man das meint. Ich bin kein Trainingsweltmeister, sondern nutze im Grund jede Gelegenheit im Alltag, um mich zu bewegen. Ich benutze zum Beispiel grundsätzlich keinen Aufzug, sondern nehme immer die Treppen, auch wenn ich in die zehnte Etage muss. Und in Wolfsburg habe ich 20 Kilometer weit weg vom Vereinsgelände gewohnt. Die Strecke kann man bequem mit dem Auto fahren, aber ich habe lieber das Fahrrad genommen.

Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel