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Türkischer Nationalspieler fühlt sich in Bochum unverstanden

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Rückblick. Am 27. November des vergangenen Jahres verkündete der VfL einen "spektakulären" Transfer. Der mittlerweile 27-Jährige Fatih Akyel wechselte vom türkischen Spitzenklub Fenerbahce Istanbul an die Castroper Straße.

Türkischer Nationalspieler fühlt sich in Bochum unverstanden

Akyel, Neururer und die zwei "Fußballwelten"

Rückblick. Am 27. November des vergangenen Jahres verkündete der VfL einen "spektakulären" Transfer. Der mittlerweile 27-Jährige Fatih Akyel wechselte vom türkischen Spitzenklub Fenerbahce Istanbul an die Castroper Straße. Ein Defensiv-Spieler, der nicht nur mit Galatasaray den UEFA-Cup gewann, sondern auch Stammspieler der Nationalmannschaft war, die bei der WM 2002 Dritter wurde. Mit seinen 61 Auswahlspielen schien der Verteidiger der in der Hinrunde so löchrigen Bochumer Deckung entscheidenden Rückhalt geben zu können.

Doch inzwischen stellt sich mehr und mehr heraus, dass der hochgelobte Defensivspezialist offensichtlich mit den Gebräuchen des deutschen Profifußballs auf dem Kriegsfuß steht. Hier die Chronologie der Verpflichtung, von der viele schon glauben, dass es sich um ein Missverständnis handelt.

In der Woche nach dem letzten Hinrundenspiel gegen den Hamburger SV trainiert Akyel erstmals mit der Bochumer Mannschaft, nimmt auch am Hallenturnier in Frankfurt teil. Nach zwei Monaten ohne Fußball sind körperliche Defizite verständlich, aber auch nicht zu übersehen.

Am 3. Januar startet der VfL mit einem Laktat-Test. Als die Werte bekannt sind, stellt Trainer Peter Neururer erhebliche Defizite beim Neuen fest. In der Vorbereitung verbessert sich zwar die physische Situation, doch Akyel deutet seine Möglichkeiten weit dezenter an, als es sich Neururer erhofft hat. Ein paar gute Minuten hier, ein paar starke Szenen da, Konstanz lässt der Nationalspieler vermissen. Als er beim Rückrundenauftakt gegen Berlin seine Chance bekommt, sehen die Fans zwar in der Vorwärtsbewegung gute Ansätze, aber nach hinten auch katastrophale Schnitzer. Neururer lässt Akyel zu einer Aussprache im Wuppertaler Hotel Juliana vor dem Leverkusen-Spiel übersetzen, dass die Trainingsleistungen die Voraussetzungen für einen Einsatz in der Bundesliga sind.

Tags darauf sitzt Akyel in der BayArena nur auf der Tribüne. In der letzten Woche schaffe er immerhin den Sprung in den 18er Kader. Doch gegen Bielefeld kam er erneut nicht zum Einsatz. Als türkischer Nationalspieler in Bochum nur Ersatz, das trifft Akyel bis ins Mark. Am Dienstag wendete er sich via Dolmetscher an den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer, um die Situation zu klären. Doch der machte ihm unmissverständlich klar, dass der Trainer für die sportlichen Dinge verantwortlich ist.

Gestern nach dem Training schmollte Akyel: "Es tut mir leid, dass ich der Mannschaft nicht helfen darf. Ich bin ein Wettkampf-Typ, brauche Spielpraxis." Wer allerdings am Mittwoch beim Training hinschaute, der konnte nicht erkennen, dass sich Akyel mit aller Macht für das Samstag-Match in Dortmund aufdrängt. Dabei könnte gerade Neururer einen renommierten Abwehrspieler im Hexenkessel Westfalenstadion gut gebrauchen. Aber wenn man die vielen eins gegen eins Situationen im Training aufmerksam verfolgte, dann musste man nüchtern feststellen: Akyel bestreitet in der Übungsform gar keine Zweikämpfe – er geht ihnen aus dem Weg. Will Neururer gegenüber seinem Team keinen Kredit verspielen, kann er den Türken nach den gezeigten Leistungen einfach nicht spielen lassen. Sonst gäbe es wahrscheinlich auch einen Aufstand im Kader. Einen Ausweg aus dieser verfahrenen Lage scheint es nicht zu geben. Es sei denn, auch der Routinier begreift das Training als Qualifikation für den Ernstfall.

Aber vielleicht kann ja Neururer-Freund Rüdiger Abramczik zwischen den "Fußballwelten" vermitteln. Der deutsche Ex-Nationalspieler besitzt nämlich ein gutes Verhältnis zum Türken, und kann wohl wie kein Zweiter dem Verteidiger Neururers Fußballphilosophie übersetzen. So aber wie gestern im Training ist Akyel auf dem Weg zum prominenten Fehleinkauf.

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