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Ballack mit Wut, Frust und Enttäuschung
"Er war voller Emotionen und Adrenalin"

Chelsea: Ballack mit Wut, Frust und Enttäuschung
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Als Michael Ballack mit seinem Schuss in der Nachspielzeit den Oberarm von Samuel Eto'o traf und Schiedsrichter Tom Henning Övrebö dem FC Chelsea erneut einen Elfmeter verweigerte, entlud sich beim Kapitän der deutschen Nationalmannschaft die explosive Mischung aus Wut, Frust, Enttäuschung und Ohnmacht. Ballack lief auf den Referee zu, er bedrängte den Norweger, er gestikulierte - doch es half nichts.

Für den 32-Jährigen war der Traum vom internationalen Titel nach dem 1:1 (1:0) Chelseas im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona erneut geplatzt. Ballack muss weiter mit dem Makel "Ewiger Zweiter" leben. Die Szene des aufgebrachten Deutschen - sie erinnerte an Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der bei der WM in Kroatien mit erhobener Faust hinter dem Unparteiischen stand. Ballack nahm sogar seine dritte Gelbe Karte in Kauf, wäre beim Finale am 27. Mai in Rom gesperrt gewesen. "Wir sind enttäuscht darüber, dass wir es selber nicht gepackt haben - und über den Schiedsrichter. Ich weiß nicht, ob es Betrug war - ich hoffe nicht", erklärte der Mittelfeldstar.

Michael Ballack (links) diskutiert im Hinspiel mit dem Schiedsrichter (Foto: firo).

Dafür sprachen andere. Für Chelsea-Trainer Guus Hiddink war Schiedsrichter Övrebö, der in vier strittigen Situationen nicht auf Strafstoß für die Blues entschieden hatte, "der schlechteste Referee, den ich in meiner Karriere erlebt habe". Die englische Tageszeitung Express titelte in Anspielung auf den Unparteiischen sowie auf das Gegentor durch Andres Iniesta in der dritten Minute der Nachspielzeit: "Blauer Mord!" Es war Ballack, der auch am Gegentor beteiligt war und einmal mehr zur tragischen Figur wurde. Zwölf Kilometer hatte der "Capitano" der DFB-Auswahl auf dem Spielfeld zurückgelegt, 80 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen - doch im entscheidenden Moment konnte Ballack den Schuss von Iniesta nicht abblocken. "Ballack trifft eine Teilschuld", erklärte Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als TV-Experte bei Premiere: "Er bringt bei Chelsea nicht das, was er eigentlich kann."

Fakt ist: Ballack muss weiter auf internationalen Lorbeer warten. Im Vorjahr verlor er das EM-Endspiel und das Champions-League-Finale. 2002 scheiterte er mit Bayer Leverkusen im Finale der Königsklasse am spanischen Rekordmeister Real Madrid und war anschließend im WM-Endspiel wegen einer Sperre zum Zuschauen verdammt. Diesmal verpasste er mit Chelsea trotz des Traumtores von Michael Essien (9.) zur 1:0-Führung die Endspiel-Neuauflage gegen Manchester United und die Möglichkeit zur Revanche gegen die Red Devils. Es könnte sein, dass es für Ballack die letzte Chance mit Chelsea auf eine große Trophäe war, denn sein Vertrag bei den Blues läuft zum Saisonende aus.

Muss ein Nachspiel befürchten: Didier Drogba (Foto: firo).

Vor allem für Didier Drogba könnte die Partie noch ein böses Nachspiel haben. Der bereits ausgewechselte Chelsea-Stürmer richtete nach dem bitteren Aus einen Schwall von Obszönitäten gegen Övrebö, bedrängte den Referee auch noch in den Katakomben und muss mit einer Strafe durch die Europäische Fußball-Union (UEFA) rechnen. Doch auch dem Klub drohen nach den chaotischen Szenen nach Spielschluss Sanktionen durch die UEFA. Hiddink nahm "Mad Dog" (The Sun) in Schutz. "Er ist ja nicht tätlich geworden. Er war voller Emotionen und Adrenalin. Ich kann seine Reaktion verstehen", sagte der Niederländer.

Nach Informationen der Londoner Lokalzeitung Evening Standard soll es Morddrohungen gegen Övrebö gegeben haben. "Der Referee wurde unter Polizeischutz aus Großbritannien herausgeschmuggelt", schrieb das Blatt. Es habe "eine Serie von Todesdrohungen" gegeben. Nach dem Spiel sei Övrebö auf Anraten der Polizei unter anderem in ein anderes Hotel gebracht worden. "Als Reaktion auf Medienberichte, die besagen, dass Drohungen gegen den Referee ausgesprochen worden sind, stellt der FC Chelsea klar, dass er Drohungen gegenüber Spielern, Offiziellen und Schiedsrichtern auf das Schärfste verurteilt", teilte der Klub mit.

Övrebö soll indes gegenüber Verantwortlichen der UEFA "eigene schwere Fehler" eingeräumt haben - aber das kann Chelsea und Ballack nicht mehr trösten.

Chelsea verurteilt Drohungen

Der FC Chelsea hat die Drohungen gegen Schiedsrichter Tom Henning Övrebö nach dem Aus der Blues im Halbfinale der Champions League verurteilt. "Als Reaktion auf Medienberichte, die besagen, dass Drohungen gegen den Referee ausgesprochen worden sind, stellt der FC Chelsea klar, dass er Drohungen gegenüber Spielern, Offiziellen und Schiedsrichtern auf das Schärfste verurteilt", teilte der Klub mit.

Für den Fall, dass die Verursacher identifiziert werden, kündigte Chelsea "strengste Sanktionen" an. Allerdings gebe es bislang keine Beweise dafür, dass Chelsea-Fans für die Drohungen verantwortlich seien.

Unter anderem hatte der "Evening Standard" über Morddrohungen gegen Övrebö berichtet. Der Norweger hatte beim 1:1 an der Stamford Bridge am Mittwochabend in einigen strittigen Situationen zugunsten des FC Barcelona entschieden.

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