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Friesinger macht das Dutzend voll
Beckert fehlen fünf Hundertstel zu Bronze

Eisschnelllauf-WM: Friesinger macht das Dutzend voll
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Erst gewann sie Glücks-Gold in einer der kuriosesten Entscheidungen der Eisschnelllauf-Geschichte, dann fehlte ihr ein Wimpernschlag zum Double: Anni Friesinger erlebte bei der Einzelstrecken-WM auf der neuen Olympiabahn in Richmond ein Wechselbad der Gefühle, strahlte bei ihrem Fazit jedoch über das ganze Gesicht.

"Das war eine perfekte Generalprobe für Olympia. Wenn ich gesund bleibe, könnte es hier im nächsten Jahr ganz wunderbar werden", sagte Friesinger. Mit Blick auf die lange Leidenszeit nach ihrer Knie-Operation im Sommer stellte sie sogar eine gewagte These auf: "Ich bin sehr stolz auf mich. Hätte ich eine normale Vorbereitung gehabt, wäre ich hier vielleicht unschlagbar gewesen. Das gibt mir viel Kraft für 2010."

Doch auf dem Weg zu ihrem zwölften Gold bei Einzelstrecken-Meisterschaften benötigte die 32 Jahre alte Rekordsiegerin, die Gunda Niemann-Stirnemann (elf Siege) endgültig hinter sich ließ, die Hilfe der Kampfrichter. Eine halbe Stunde nach ihrem 1500-m-Lauf zu Silber gab Friesinger gerade ein Interview, als auf der Anzeigetafel plötzlich nicht mehr die Kanadierin Kristina Groves, sondern sie selbst auf Platz eins erschien.

Die neue Siegerin schaute verdutzt, schüttelte den Kopf und konnte sich als Weltmeisterin wider Willen kaum freuen. Groves, die fast eine Sekunde schneller gelaufen war, hatte eingangs einer Außenkurve die Begrenzung ihrer Laufbahn um wenige Zentimeter überschritten und wurde gemäß einer neuen Regel deshalb disqualifiziert. Noch nie in der Eisschnelllauf-Historie war ein Rennen auf diese Art entschieden worden.

"Die Strafe ist zu hart. Kristina war die Beste. Die Regel muss wieder geändert werden", sagte Friesinger fast ein wenig verärgert. Im 1000-m-Rennen fehlten ihr dann die Kräfte, um auch ohne fremde Unterstützung zu gewinnen. Am Ende hatte Groves' Teamkollegin Christine Nesbitt 0,04 Sekunden Vorsprung auf die völlig ausgepumpte Deutsche. "Meine Batterien sind leer. Ich kann mit Silber sehr gut leben", sagte Friesinger, die am späten Sonntagabend (MEZ) im Teamrennen gemeinsam mit Daniela Anschütz-Thoms und Monique Angermüller auf die Jagd nach ihrem 13. Gold geht. Auch ihr Trainer Gianni Romme war mehr als zufrieden. "Noch im Juli hatte Anni keine Muskeln mehr in ihrem operierten Bein, sieben Monate später läuft sie zweimal aufs WM-Podium - das ist unfassbar", sagte der Niederländer, der den Titel des Rekord-Weltmeisters in Richmond an seinen nun elfmal siegreichen Landsmann Sven Kramer (Gold über 5000 und 10.000m) verlor.

Derweil waren die übrigen deutschen Läuferinnen vom Pech verfolgt. "Ich bin sprachlos. Das war eine verkorkste WM", meinte Daniela Anschütz-Thoms, die als Fünfte über 1500 und 5000m sowie als Vierte über 3000m Edelmetall dreimal knapp verpasste - über die Mittelstrecke um ganze vier Hundertstel.

Ähnlich erging es Nachwuchshoffnung Stephanie Beckert, der über 5000m fünf Hundertstel zu Bronze fehlten. Die 20 Jahre alte Erfurterin nahms allerdings gelassen: "Die Freude überwiegt, es war meine erste WM. Irgendwann will ich wie mein Idol Gunda Niemann-Stirnemann Olympiasiegerin werden, aber das wird nächstes Jahr bestimmt noch nichts. Meine Jahre werden noch kommen."

Die deutschen Männer enttäuschten dagegen erneut. Vor dem Teamlauf am Sonntag war Rang acht für den Chemnitzer Marco Weber über 10.000m das beste Resultat.

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