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Germania Gladbeck: „Kapitän“ Schobert hält das Boot über Wasser
„Man darf nicht flüchten“

Germania Gladbeck: „Kapitän“ Schobert hält das Boot über Wasser
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Rolf Schobert ist einiges gewohnt. Als Vorsitzender des Gesamtvereins Germania Gladbeck hat der selbständige Unternehmer schon so manche Klippe umschiffen müssen. Doch was der 64-Jährige derzeit mit seinem Ex-Coach Guido Naumann erlebt, verschlägt selbst ihm die Sprache.

Denn Naumann hat auf seine Gehaltszahlungen geklagt, worauf er einen rechtlichen Titel erhielt. Erst mit dem gerichtlichen Vergleich vor dem Landesarbeitsgericht in Hamm wurde die Kündigung des Vereins bestätigt und Herrn Naumann eine Zahlung zugebilligt. Übersetzt: Die DJK muss zahlen, was nun auch im Rahmen einer Absprache geschieht.

Doch damit nicht genug. Altlasten beschäftigen den seit nunmehr 19 Jahren im Amt stehenden Vereinsboss auch weiterhin. Denn gerade läuft ein Rechtsstreit der DJK gegen den ehemaligen Fußballobmann Ulrich Stienen (AZ: 8O289/08), in dem der durch Anwalt Michael Hennen vertretene Klub auf eine Rückzahlung von 20.000 Euro klagt. Im Gespräch mit RS erklärt Schobert die Zusammenhänge und auch seine Beweggründe, warum er sich dem ganzen Theater aussetzt.

Herr Schobert, warum haben Sie Herrn Naumann die zweite Rate seiner Ansprüche erst mit Verspätung überwiesen?

Vorab: Die Kündigung des Herrn Naumann war völlig rechtens. Lediglich eine Zusatzvereinbarung im Vertrag hat ihm diese Zahlung zugesichert und deshalb kam es überhaupt zu dieser Ratenzahlung. Aber ich bekomme auch noch Geld von Herrn Naumann, das ich ihm vorgestreckt habe. Ich dachte, dass man es verrechnen könne, auch wenn es formaljuristisch keine Aufrechnung gibt. Das war der Hintergrund für die zunächst nicht geleistete Zahlung.

Sie haben Herrn Naumann die Chance gegeben, sich als Trainer zu beweisen. Sind Sie von ihm enttäuscht?

Ja, menschlich und fachlich. Denn es gab keine Spielzüge, die Akteure haben gegen ihn gespielt und auch zwischenmenschlich hat es nicht mit ihm gepasst. Außerdem hat er sich in der Öffentlichkeit ein ungebührliches Verhalten geleistet. Aber wir haben uns auch einen Fehler erlaubt, denn die genannte Zusatzvereinbarung hätte es nicht geben dürfen.

Sie können sich natürlich nicht um alles kümmern und benötigen Unterstützung. Haben die damaligen Verantwortlichen um Fußballobmann Ulrich Stienen nicht darauf geachtet?

Nein. Ich konnte ja bisher auch nur eingreifen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen war, denn von den Vorgängen im Vorfeld wusste ich nichts.

Warum installieren Sie nicht jemanden im Verein, dem Sie vertrauen können?

Das wird demnächst geschehen, aber ich dachte, dass ich mich auf die bisher amtierenden Leute verlassen konnte. Bei mir gibt es seit je her eine klare Finanzsatzung. Herr Stienen hatte einen gewissen Betrag zur Verfügung, hat in meinen Augen aber seine Kompetenzen überschritten. Denn von seinen Aktionen wusste ich nichts. Deshalb geht der Verein DJK Germania ja nun auch gegen ihn vor und fordert 20.000 Euro zurück. Ich habe den Eindruck, dass er über den Klub lediglich seinen Namen nach vorne bringen wollte.

Und Ihren schädigen?

Das weiß ich nicht, aber ich habe als Geschäftsmann einen guten Ruf. Doch aufgrund der nicht von mir verschuldeten Negativpresse und der aktuellen wirtschaftlichen Situation kann ich mir so ein Verhalten einfach nicht mehr bieten lassen.

Warum tun Sie sich diesen Job überhaupt noch an?

Weil ich gegenüber des Vereins verpflichtet bin. Anfangs war meine Intention der Spaß, aber jetzt trage ich Verantwortung und will dieser gerecht werden. Aber ich komme in ein Alter, in dem man sich seine Gedanken macht. Deshalb versuche ich, einen Nachfolger aufzubauen und ihm einen gesunden Verein zu übergeben. Das ist soziales Denken und außerdem flüchtet man nicht vor der Verantwortung.

Wie ist es denn finanziell um die DJK bestellt?

Natürlich hat unser Boot ein paar Lecks, aber wir haben die Pumpen bereits angeworfen und werden wieder Oberwasser bekommen.

Also wird das Schiff Germania Gladbeck nicht untergehen?

Nein. Es gibt Forderungen gegenüber dem Klub, aber es sind auch schon vernünftige Rückzahlungsregelungen mit den Gläubigern getroffen worden. Ich erwarte keinen Torpedo mehr, sondern gehe davon aus, dass der Kahn über Wasser bleibt. Schließlich lebe ich mit diesem Klub.

Kommen wir zum sportlichen Bereich. War der erneute Personalumbruch in der Winterpause nötig?

Ja, weil wir nun viel besser aufgestellt sind. Es ist auch nicht wichtig, in der ersten Bundesliga zu spielen, sondern, dass man einen gesunden und vernünftigen Verein führt. Der Fußball hat in Gladbeck ja ohnehin keine Lobby. Das sieht man alleine daran, dass die Gemeinde nichts unternommen hat, als uns unter anderem wegen des fehlenden Stadions die Lizenz für die NRW-Liga verweigert wurde. Deshalb sollten wir die Kirche auch im Dorf lassen und uns freuen, überhaupt so weit oben zu spielen. Denn die Westfalenliga ist schon eine tolle Herausforderung.

Wird die neue Mannschaft den Klassenerhalt schaffen?

Ja, ganz locker.

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