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Randfiguren des Fußballs: Hallen- und Platzwart Dieter Fischer
Die Informationszentrale

Ein Stück Heimat: Hallen- und Platzwart Dieter Fischer
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Wenn Klinken kaputt gehen, Schlüssel abbrechen, Kabinen aufgeteilt und das Schwimmbad gereinigt werden müssen, ist Dieter Fischer zur Stelle. Und das bereits seit 1988. Der 56-Jährige ist der dienstälteste (männliche) Platz- und Hallenwart in Bochum. Sein Revier: Das Sportzentrum Westfenfeld in Bochum-Wattenscheid.

m Wochenende wartet auf Dieter Fischer ein echtes Highlight. Der Rollschuhclub Wattenscheid führt in seiner Halle das Musical „Cats“ auf. „Das ist etwas, wo die Leute noch begeisterungsfähig sind“, betont Fischer. Seine Augen glänzen. Es ist ein kleiner Ausbruch aus der Routine, eine willkommene Abwechslung.

Dieter Fischer im Westenfelder Lehr-Schwimmbecken. (Foto: Ziegler)

Der Herr über das bekannte Wattenscheider Sportzentrum sitzt in seinem Personalraum, auf seinem kleinen TV läuft eine Karnevalssendung, an den Wänden hängen Poster von kleinen Katzen. In der Ecke steht eine Spüle, ein CD-Radio und ein großer Tisch. Fischer schaltet den Fernseher ab. Er will sich ganz auf den Besuch der Presse konzentrieren. Und er erzählt. Über das moderne Sportzentrum, die ausfahrbaren Tribünen und das modernste Lehr-Schwimmbecken der Stadt. Dass eigentlich er im Mittelpunkt steht und einmal nicht das Sportzentrum, ist ungewohnt für den rührseligen Hallenwart.

Dabei hat der gebürtige Dortmunder viel zu erzählen. Über seine Zeit, als er zwischen 1986 und 1988 im Bochumer Ruhrstadion noch die „Stars und Sternchen“ (Fischer) betreut hat. Udo Lindenberg, Katja Ebstein, Peter Maffay und - Harry Belafonte. „Aber ich konnte ja kein Englisch“, erinnert sich Fischer und lacht. „Aber ich sach mal: Die waren alle ziemlich locker. Das war schon etwas Besonderes.“

Wenige Monate später ist Fischer „Herrscher“ in Westenfeld. Längst hat er sich an die Wechselschichten gewöhnt. Zu seinem Hobby, dem Angeln an Forellenteichen, kommt er nur noch selten. Auch das Faltboot am Kemnader See sieht ihn immer seltener. „Das war sicher eine Umstellung, aber ich habe mich daran gewöhnt“, erklärt der Wasserfreund.

Fischers Arme scheinen durch die Luft zu fliegen, wenn er erzählt; von seinem Beruf und vom Wandel, der einzog, als Computer und Internet in sein Berufsleben vordrangen. „Ich musste mich dran gewöhnen, aber man kriegt es mit der Zeit gebacken“, erinnert sich Fischer. Denn längst bestimmen PC, Server und allerlei Technik den Tagesablauf, wenn das Programm der Taucher, Synchronschwimmer und Wasserballer, Volleyballer, Fechter und Triathlethen, Handballer und Basketballer, Vereine und Schulklassen koordiniert werden muss. Von morgens 8, bis abends 23 Uhr, immer im Wechsel mit seinem Kollegen Peter Hartmann. „Man bekommt da irgendwann ein Feeling für“, analysiert Fischer nüchtern. Stress mit Vereinen gibt es selten. Sicher, ein paar „Knusperköppe“, wie der Hobbyfotograf seine „Pappenheimer“ bezeichnet, gebe es immer. „Aber das ist wirklich die absolute Ausnahme.“ Die schönen Momente überwiegen eindeutig. „Das ist wie eine große Familie. Da gibt es natürlich auch mal Streit, aber am Ende haben sich alle wieder lieb.“

Ernsthafte Zwischenfälle gab es bisher keine. Bis auf den einen Tag im Sommer. Wann genau das gewesen ist, weiß Fischer nicht mehr. Ein Altherren-Spieler schnürte, trotz eines Sport-Verbots durch die Ärzte, die Fußballschuhe. Er erlitt einen Herzinfarkt und verstarb noch auf dem Platz. Fischer wirkt nachdenklich. Viel hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert. Aus Aschen- wurden Tartanbahnen und aus alten Turn- und Schwimmhallen ein hochmodernes Sportzentrum. Doch die Lorbeeren für die tägliche Arbeit möchte Fischer nicht alleine ernten. „Ein Hallenwart braucht immer auch ein Spitzen-Reinigungsteam, sonst ist er nichts. Wir haben es.“ Um 8 Uhr morgens, wenn die Putzkolonne bereits fleißig am Werk ist, wird die Lage analysiert. Hat jemand seinen Schlüssel vergessen? Sein Handy verloren? „Man ist hier Informationszentrale, nicht nur Hallenwart“, grinst Fischer. Er ist angekommen. „Das Sportzentrum ist ja längst meine zweite Wohnung.“

Und dann erzählt Fischer über PH- und Chlorwerte, Filterspülungen („Eine Kunst für sich“), Schwefelsäure und die Elektrolyse-Anlage. Es ist kurz vor 23 Uhr, Fischer hat bereits seit einer halben Stunde Feierabend.

Noch Fragen, Herr Ziegler?

Nein, Herr Fischer.

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