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NRW-Liga: Staffelleiter Thiel sieht zu hohe Auflagen und spricht Klartext
„Das ist nicht angemessen“

NRW-Liga: Staffelleiter Thiel sieht zu hohe Auflagen und spricht Klartext
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Die neugeschaffene NRW-Liga ist jetzt genau ein halbes Jahr alt. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Während das sportliche Niveau sicherlich gestiegen ist, ist die wirtschaftliche Lage der Vereine aufgrund der hohen Auflagen mehr als angespannt.

Und die sinkenden Zuschauerzahlen haben jetzt auch dem Verband die Augen geöffnet. Im RS-Interview nimmt Staffelleiter Rolf Thiel, der die Einführung der Klasse dennoch als Erfolg ansieht, kein Blatt vor den Mund und spricht die Probleme offen an.

Herr Thiel, wie fällt Ihr Fazit nach sechs Monaten NRW-Liga aus?

Die Klasse hat sich im sportlichen Bereich im Gegensatz zu den beiden vorherigen Oberligen klar gesteigert. Ich habe diverse Partien gesehen und das Niveau ist deutlich gestiegen. Schließlich spielen ja auch die besten Klubs Nordrhein-Westfalens gegeneinander.

Doch die besseren Leistungen werden von den Fans nicht honoriert, denn im Schnitt kommen gerade einmal 546 Zuschauer in die Stadien.

Das stimmt. Nimmt man dann mal die Sportfreunde aus Siegen heraus, die alleine 17.405 Anhänger zu ihren Partien gelotst haben, sind es nur noch 443 Anhänger im Schnitt. Das ist sehr wenig. Diese Zahlen sind einfach dürftig.

Und dennoch sind die Auflagen für die Sicherheitsbestimmungen extrem hoch und die Vereine müssen ihren Stadien umbauen. Wäre es angesichts dieser Erfahrungen nicht ratsam, die Anforderungen etwas herunterzuschrauben?

In der fünften Spielklasse sind hohe Auflagen nicht angemessen. Das werde ich auch am Dienstag, 27. Januar, bei der Halbjahrestagung mit den Vereinsvertretern sagen.

Woran liegt es denn, dass die neue Liga trotz medienwirksamer Bemühungen nicht angenommen wird?

Das liegt auch an den vielen Reserveteams der Bundesligisten. Wenn ich sehe, dass der MSV Duisburg oder Arminia Bielefeld in einem ganzen Halbjahr gerade einmal 1.706 Besucher hatten, ist es nicht so schön. Zudem sind die weiten Auswärtsfahrten für viele Fans nicht tragbar.

Das sind Einwände, die die Vereine von Anfang an gesehen und auch vehement vertreten haben. Doch der Verband hat sich trotz heftiger Proteste durchgesetzt. Wird er nun zurückrudern?

Das weiß ich nicht. Fest steht aber, dass der DFB gefordert ist. Die Verantwortlichen haben von mir auch bereits die Statistiken angefordert. Und die zeigen, dass die Sicherheitsanforderungen nicht gerechtfertigt sind, auch wenn wir die Klubs damit nicht knechten, sondern nur auf die Regionalliga vorbereiten wollen.

Aber es ist angesichts der herrschenden Zweiklassengesellschaft doch sehr unwahrscheinlich, dass der VfB Hüls oder SV Schermbeck aufsteigen wird. Warum müssen sich solche Vereine dann bis zum Himmel strecken, damit die Auflagen erfüllt werden?

Das Argument zählt nicht. Man muss sich nur Rot-Weiß Oberhausen anschauen. Die wollten in der Regionalliga bleiben, sind aber aufgestiegen. Das geht schneller als man denkt.

Doch man kann sich nicht für alle Eventualitäten rüsten, wenn es zu Lasten der Wirtschaftlichkeit der Basis geht. Außerdem kann man bei Risikospielen doch auch in ein anderes Stadion ausweichen, oder nicht?

Stimmt, dagegen habe ich nichts. Aber die Sicherheit der Schiedsrichter muss beispielsweise überall bestehen. Beim Spiel des Bonner SC in Dattenfeld waren zum Glück nur 700 Zuschauer. Die Fans standen an der Linie und hätten sich den Unparteiischen einfach packen können. Das geht einfach nicht.

Passiert ist wie in der Vergangenheit aber nichts. Sollten die Vereine auf der angesprochenen Versammlung erneut gegen die zu hohen Auflagen protestieren, werden sie denn dieses Mal gehört und haben eine Chance?

Keine Ahnung, denn ich weiß nicht, wie sich die Sicherheitsexperten entscheiden. Es gibt ja auch Klubs, die noch gar nichts unternommen haben.

Gibt es gegen diese Quertreiber Sanktionen?

Dazu kann ich auch noch nichts sagen, weil wir noch kein Ergebnis von den Experten vorliegen haben. Die werden jetzt erst einmal eine Runde durch alle Stadien ziehen und uns danach Bericht erstatten. Danach werden wir im Spielausschuss darüber diskutieren, was wir gegen Vereine unternehmen, die unseren Aufforderungen noch nicht nachgekommen sind. Aber es ist ein schwebendes Verfahren, dem ich nicht vorgreifen kann. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass man es einfach so laufen lässt. Denn das wäre für die Klubs, die etwas gemacht haben, ein Schlag ins Gesicht.

Anderes Thema: Die NRW-Liga hat auch Positives gebracht. Ist eine höhere Professionalität entstanden?

Ja. Gegenüber den alten Oberligen haben sich die Spruchkammersitzungen sehr in Maßen gehalten. Es gab nur eine Verhandlung nach dem Match Essen II gegen Siegen, als einige Fans Raketen gezündet haben. Auch der elektronische Spielbericht ist ein Fortschritt.

Warum?

Die Daten sind richtig und schnell zu bearbeiten. Das hat dazu geführt, dass ich den elektronischen Spielbericht in der neuen Mittelrheinliga auch einführen möchte. Aber ich warne davor, denn es öffnet auch der Manipulation Tür und Tor. In den unteren Ligen muss der Schiedsrichter dann immer eine Passkontrolle durchführen, weil man sonst 150 Spieler aktiveren kann. In den oberen Ligen wird es nicht vorkommen.

Wie lautet Ihr Fazit? Die Einführung war richtig, weil die sportlichen Belange ausschlaggebend sind. Denn so ist die Leistungsdichte viel größer, auch wenn wir noch einige Baustellen bearbeiten müssen.

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