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DORTMUND: Team überschätzt und von Sammer in Disziplin gegeißelt

DORTMUND: Team überschätzt und von Sammer in Disziplin gegeißelt
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Abgestürzt! Der deutsche Meister des vergangenen Jahres gehört am Ende der Saison 2002/2003 zu den großen Verlierern und verabschiedete sich schon fast "standesgemäß" am letzten Spieltag mit einem peinlichen Remis gegen das abgeschlagene Schlusslicht Energie Cottbus von seinen maßlos enttäuschten Fans.

Abgestürzt! Der deutsche Meister des vergangenen Jahres gehört am Ende der Saison 2002/2003 zu den großen Verlierern und verabschiedete sich schon fast "standesgemäß" am letzten Spieltag mit einem peinlichen Remis gegen das abgeschlagene Schlusslicht Energie Cottbus von seinen maßlos enttäuschten Fans. Vielleicht erweist sich das blamable 1:1 gegen den Absteiger letztendlich sogar als ein positives Ergebnis, denn durch das damit verbundene Abrutschen auf Rang drei kann nicht der fatale Schleier der direkten Qualifikation für die Champions League die nicht zu übersehenden Schwächen des schwarz-gelben Teams überdecken. Zwar setzte Michael Meier mit der Äußerung, "auch Bayern München ist im Jahr zuvor als Titelträger auf den dritten Platz zurückgefallen", den Schritt in die falsche Richtung, denn die Bajuwaren überquerten vor zwölf Monaten die Ziellinie nur mit zwei Punkten Rückstand auf den Platz an der Sonne, während dem BVB ganze Welten, nämlich 16 Zähler fehlten. Gleichzeitig war es ausgerechnet der Manager, der immer wieder betont hatte, "wenn wir nicht Zweiter werden, ist das eine Blamage." Und die "zelebrierten" die Dortmunder ihren treuen Anhängern in der Rückrunde quasi Woche für Woche. "Die Schwankungen waren zu groß", gesteht selbst Matthias Sammer ein, der seine Mannschaft trotzdem in "Schutzhaft" nimmt, "woher soll diese junge Mannschaft auch über die entsprechende Erfahrung verfügen?" Aus den vielen nationalen sowie internationalen Erfolgen und Begegnungen, in denen das mit Nationalspielern gespickte Team der Lederkugel nachjagt. Jens Lehmann, Sebastian Kehl, Christoph Metzelder, Lars Ricken und Torsten Frings wurden in Japan immerhin Vize-Weltmeister, Tomas Rosicky und Jan Koller glänzen in der laufenden EM-Qualifikation im Trikot der tschechischen Nationalmannschaft und Marcio Amoroso oder Christian Wörns gehören nicht unbedingt zu den Greenhorns im Fußballgeschäft. Doch die vielen Jungstars oder auch Oldies werden teilweise erheblich überschätzt. Nehmen wir den Ex-Freiburger Sebastian Kehl, der als eines der größten Talente in der deutschen Kicker-Landschaft gehandelt wird. Mag sein, aber dann hat er es so gut versteckt, dass es für den Tribünenbesucher nicht zu entdecken ist. Nehmen wir Lars Ricken, dem schon seit Jahren das selbe Attribut angeheftet wird. Auch wenn ihm zu Gute gehalten werden muss, dass er sich mehrfach mit Verletzungen herumschlagen musste, drei gute Vorstellungen in einer Saison sind trotzdem bitter wenig. Die Reihe lässt sich beliebig verlängern, denn auch ein Christian Wörns entwickelte zu wenig Konstanz und Leonardo Dede knüpfte erst in der Winterpause an gewohnte Leistungen an. Die größten Schwächen offenbarte allerdings die brasilianische Offensivabteilung. Henrique Ewerthon und vor allem Marcio Amoroso waren nur Schatten ihres Leistungsvermögens, die vorhandenen Potenziale wurden nicht abgerufen. Das mag im Fall des 21jährigen Ewerthon noch erklärbar sein, doch bei dem Torschützenkönig der vorherigen Saison sind die Ursachen wohl hausgemacht, da er und Matthias Sammer offensichtlich andere Vorstellungen über professionelle Einstellung oder Spielweisen haben. Ein Dauerbrenner, der mehr interne Feuerchen entfachte als auf dem Rasen. Damit sind wir beim Coach, der in seinem dritten Trainerjahr den ersten Rückschlag hinnehmen musste, eine Entwicklung, an der er nicht ganz unbeteiligt war. Der Disziplinfanatiker, der in bereits in der Winterpause ein gewaltiges Donnerwetter vom Stapel ließ, scheint seinen Schützlingen aufgrund seiner sehr verkniffenen Art mehr Selbstvertrauen zu nehmen als einzuflößen. Zum erfolgreichen Kampf um Punkte gehört auch der Spaß im Umgang mit dem Ball. Dieser fehlte in den ersten Auswärtsbegegnungen in der Rückrunde nahezu komplett. In Berlin und Stuttgart hatten die Spieler mehr Furcht, vor den kritischen Augen des Fußball-Lehrers einen Fehler zu begehen, als den siegesnotwenigen Mut zum Risiko. Die Folge: Angst kostet Punkte. Das Vermeiden von Gegentoren und nicht das Ziel, selber das gegnerische Gehäuse ins Visier zu nehmen, stand im Vordergrund und wurde am Ende jeweils von durchschnittlich auftretenden Klubs bestraft. Danach schwand in der Fremde die Courage immer mehr dahin, so dass sogar unterirdische Darbietungen wie in Mönchengladbach oder bei 1860 München heraussprangen. Ein weiterer Kritikpunkt: Natürlich darf in der Bundesliga kein Gegner unterschätzt werden, doch wenn der Mannschaft zum Beispiel eingeredet wird, Energie Cottbus verfügt quasi über das gleiche Potenzial wie Real Madrid, dann muss sich niemand über Stolperfußball wie in den letzten 45 Saisonminuten wundern. Die Erkenntnis aus der abgelaufenen Spielzeit kann nur bedeuten, dass ein Umdenkungsprozess auf allen Ebenen unverzüglich in Gang gesetzt werden muss. "Wir müssen alle härter arbeiten, denn ich schäme mich", übt Sebastian Kehl zwar späte aber immerhin Einsicht. Matthias Sammer räumt ein, "auch ich habe Fehler begangen". Bleibt noch die Führungsetage, die unverzichtbar von ihrer Nullrunde auf dem Transfermarkt abrücken muss, sonst sind die Bayern aus München auch in der kommenden Saison für den BVB tabellarisch nur mit den Fernglas zu entdecken und können für den nächsten Mai die nächste Meisterfeier bereits fest in ihren Terminkalender eintragen. Bei ihren Überlegungen sollten sich Dr. Gerd Niebaum & Co sich auch nicht von den guten Partien in der Champions League blenden lassen. Denn einige Frühlingsschwalben sorgen noch lange nicht für einen strahlenden Fußballsommer.RAKA

Der Aufsteiger

Diese Kategorie ist nicht gerade prallgefüllt, doch Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Ahmed Madouni gehört zu den wenigen Spielern, die sich die Auszeichnung redlich verdient haben. Der Franzose, der sich zuvor ohne Murren mit der Reservistenrolle abfinden musste, war prompt zur Stelle, als er gefordert wurde. Insbesondere nach der Operation von Christoph Metzelder schlug die Stunde des 22-Jährigen. Mit einer erstaunlichen Ruhe und Zweikampfstärke schaltete er mit permanenter Konstanz seinen Gegenspieler mit fairen Mitteln aus. So kassierte der Abwehrspieler bei seinen 28 Bundesligaeinsätzen gerade einmal eine gelbe Karte. Außerdem beschränkt sich der Junggeselle nicht auf die klassische Rolle eines Manndeckers, sondern versucht stets, mit langen Bällen auch das Spiel nach vorne anzutreiben. Als Sahnehäubchen gelang ihm gegen Rostock dann auch sein bisher einziger Treffer in der deutschen Eliteliga. Den Brasilianer Leandro hatte wohl vor der Saison niemand auf der Bundesligarechnung, vielleicht mit Ausnahme seines Bruders Leonardo Dede. Der Mann für die linke Seite imponierte Matthias Sammer in Horst Köppels Regionalligateam so sehr, dass der 26-Jährige für höhere Aufgaben einplant wurde. Sein Debüt von Anfang an gab er dann ausgerechnet in der Champions League beim Match in Auxerre. Anschließend kam der Südamerikaner zwar nicht über den Status des Einwechselspielers hinaus, dennoch wollen die Dortmunder ihn nun endgültig von seinem ehemaligen Klub Belo Horizonte für rund 400.000 Dollar loseisen sowie fest in den Kader integrieren.

Der Absteiger

Hier wird die Auswahl leider schon vielfältiger. Den tiefsten Sturz in der Rückrunde erlebte Henrique Ewerthon. Der Schütze des Meistertores aus der vorherigen Spielzeit traf bis zur Winterpause schon neunmal, anschließend konnte er nur noch zwei bescheidene Tore, das letzte bereits beim 2:2 in Schalke, hinzufügen. Der Brasilianer fiel unverständlicher Weise in ein spielerisch extrem tiefes Loch, da half ihm auch seine enorme Schnelligkeit nicht, um dieses wieder zu verlassen. Erst im letzten Match gegen Energie Cottbus deutete er, trotz fehlender Ausbeute, an, dass er noch nicht alles verlernt hat. Aufgrund seiner erst 21 gezählten Jahre muss man ihm vielleicht diese "Auszeit" einräumen. Sebastian Kehl ist zwar nur rund 18 Monate früher geboren, dennoch muss der Ex-Freiburger langsam aber sicher mehr Stabilität in seine Aktionen bringen. Vom Engagement her ist dem Mittelfeldakteur nichts vorzuwerfen, aber nur kämpfen und laufen reicht nicht, um in der zentralen Defensivposition Akzente setzen zu können. In den anderthalb Jahren, in denen der Vize-Weltmeister sich nun das schwarz-gelbe Trikot überstreift, hat er nur selten überzeugen können. Schon weitaus öfter das BVB-Logo auf der Brust hat Lars Ricken, doch der Dauerbrenner in dieser Rubrik kann trotz der zwei gelungenen Auftritte gegen Wolfsburg sowie Nürnberg gegen Ende der Saison nur auf eine recht verkorkste Spielzeit zurückblicken. Ihm müssen wir jedoch zugute halten, dass er vom Verletzungspech arg gebeutelt wurde. Und er darf natürlich auch nicht fehlen: Marcio Amoroso, der Torschützenkönig schon fast vergessener Tage, gehört nicht unbedingt zu Matthias Sammers Lieblingsschülern, doch das allein genügt absolut nicht, um seinen Absturz zu erklären. Zunächst sollte er sich an die eigene Brust klopfen und einsehen, dass er mit seiner Art Fußball zu spielen nur dann akzeptiert wird, wenn er trifft, wenn nicht, dann muss er sich schon dazu zwingen, den einen oder anderen Meter mehr zu laufen.

Logo, Die Zukunft

Die Champions League gibt ihrer Zukunft ein Zuhause. Nein, so abhängig sind die Dortmunder nun doch nicht von dem Einzug in die Königsklasse. Denn, selbst wenn der BVB scheitern sollte, steht er nicht mit leeren Händen da, weil die Teilnahme am UEFA-Cup ja auf jeden Fall sichergestellt ist. Allerdings fließen die Millionen, im Gegensatz zum Meisterwettbewerb, nur tröpfchenweise. Doch die Entscheidung, in welchem Wettbewerb die Schwarz-Gelben in der kommenden Saison um europäische Ehren kämpfen, fällt erst Ende August und bis dahin muss die Planung für die dann bereits laufenden Spielzeit bereits abgeschlossen sein. Fertig gestellt ist zu diesem Zeitpunkt auch das ausgebaute Westfalenstadion, in dem in Zukunft 83.000 Besucher Platz finden werden. Die Führungsetage will den schon diesmal atemberaubenden Zuschauerrekord von knapp 68.000 auf rund 75.000 steigern. Bei der Treue der BVB-Fans ist das Unterfangen durchaus zu realisieren. Aber nur, wenn auf dem Rasen eine Mannschaft kämpft und vor allem spielt, die vor allem national sowie vielleicht international der Konkurrenz ernsthaft Paroli bieten kann. Sollte sich das Gesicht des Borussen-Kaders nicht ändern, kleine, aber entscheidende Schönheitsoperationen nicht vollzogen werden, erscheint es allerdings fraglich, ob Jens Lehmann und Co allein den powernden Bayern folgen können. Sich allein auf die Hoffnung zu verlassen, dass das Team die Lehren aus der letzten Saison zieht und entsprechend gereift ist, wäre recht wagemutig und ein kleiner Ritt auf der Rasierklinge. Es muss am Ende zwar nicht unbedingt ein Titel herausspringen, doch zumindest sollte die Chance darauf lange offengehalten werden. Das war diesmal absolut nicht der Fall. Eine Tatsache, die sich nicht wiederholen darf. Das Problem

Das Bosmann-Urteil lässt grüßen. Die Folgen dieser Entscheidung hat nicht nur Borussia Dortmund zu tragen, doch der BVB ist im nicht unerheblichen Maße davon betroffen. Nach dieser EU-Regelung wurden langfristige Verträge mit sogenannten Topspielern die Regel, denn nur so bestand lange Zeit die Option, eine stattliche Ablösesumme für wechselwillige Spieler zu erzielen. Die Zeiten haben sich teilweise erheblich geändert und die Klubs wären froh, wenn der eine oder andere Profi keinen gültigen Kontrakt mehr aus der Tasche ziehen kann. Fredi Bobic, Sunday Oliseh und Victor Ikpeba, alles Spieler, die im letzten August noch einen Arbeitsvertrag bei den Schwarz-Gelben besaßen und deren Abgänge teuer wurden. Ikpeba ließ sich seinen Libyen-Trip mit einer stattlichen Abfindung versüßen, Hannover 96 sowie der VfL Bochum freuten bzw. freuen sich über die Tatsache, dass die Dortmunder einen Großteil der für sie kickenden Akteure übernehmen mussten. Abgesehen von den in den Sand gesetzten Gehältern, verschluckten allein die drei Genannten etwa 22 Millionen Euro Ablösesummen. Doch damit nicht genug, bei Marcio Amoroso wurde in finanzieller Hinsicht noch einmal kräftig nachgelegt und die gleichen Sorgen klopfen erneut beim BVB an. Lieber heute als morgen würde man sich von dem Brasilianer trennen, doch wer blättert schon annähernd 25 Millionen Euro, so viel erhielt der AC Parma für den Angreifer, auf den Tisch? Keiner, dadurch wird aber anderseits eine aktive Transferpolitik der Schwarz-Gelben erheblich blockiert. Der jetzige Kader ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit dem Potenzial ausgestattet, national und international für Furore zu sorgen. Ja, ja, das liebe Geld regiert doch die Welt, im Fußball ohnehin.

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