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Dortmund: Die Endrunde der Hallenstadtmeisterschaft
Wie Phönix aus der Asche

Dortmund: Die Endrunde der Hallenstadtmeisterschaft
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Dortmund hat einen neuen Hallenstadtmeister. Ein sichtlich gerührter Mustafa Cankaya brachte sich nach dem verdienten 2:0-Final-Sieg seiner SG Phönix Eving über den Bezirksligisten und Überraschungszweiten, ÖSG Viktoria, erst einmal vor dem Sieges-Rummel in Sicherheit. Während seine Mannschaftskollegen zum Queen-Klassiker „We are the champions“ ausgelassen feierten, hielt sich Cankaya beim Jubeln zurück.

Und obwohl sich alle Beteiligten einig waren, dass die Truppe um das Trainer-Duo Köhler/Kohlmann verdient den Titel in den Dortmunder Norden holten, nutzte Cankaya die Gelegenheit nicht zu einem Bad in der Menge, sondern genoss die Erfüllung seines lang gehegten Traums lieber still: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war zehn Mal in der Endrunde und immer musste ich anderen beim Jubeln zu schauen. Nie bin ich über das Halbfinale hinaus gekommen“, meinte er nach seinem ersten Hallen-Titel bewegt.

Bis es endlich soweit war, dass der Hellblau-Weiße Freudentaumel ausbrechen konnte, stand aber erst ein hartes Stück Fußballarbeit und eine Menge Fußballkunst für die SG Phönix auf dem Programm.

Am ersten Finaltag waren die Evinger lange Zeit praktisch ausgeschieden und erst der späte 3:2-Siegtreffer gegen Mengede 08/20 durch eben jenen Cankaya brachte die Qualifikation für das Viertelfinale. Dort wartete dann der TuS Eichlinghofen. Die Mannschaft von Thomas Faust konnte bis hierhin absolut überzeugen und es gab nicht wenige von den 2000 Zuschauern, die den „Fäustlingen“ in diesem Jahr auch den Titel zugetraut hätten. Angetrieben von seinen zahlreichen und lautstarken Anhängern hatte der TuS seine Gruppe am Freitag locker gewonnen, zeigte aber bereits beim 1:1 im abschließenden Gruppenspiel gegen die SGL einige Unkonzentriertheiten. Das setzte sich am zweiten Finaltag fort und die hellwachen Evinger nutzten diese Schwächen gnadenlos aus. Mit Treffern von Giovanni Schiattarella, Rafik Halim, Thilly Ethirmanasingam und Mesut Aksoy setzte die technisch starke Truppe vom Grävingholz beim deutlichen 4:0 Sieg ein Zeichen und fand sich so plötzlich – neben dem Halbfinalgegner ASC – in der Favoritenrolle wieder.

Aplerbeck stellte zwar mit Spielertrainer Hannes Wolf den Torschützenkönig und deutlich besten Einzelspieler, musste sich im „vorweggenommenen Endspiel“ aber der kompakten Elf von Phönix Eving beugen. Bereits im Viertelfinale gegen den Hombrucher SV konnten die Aplerbecker nur eine Halbzeit glänzen und gerieten so nach einer 2:0 Führung durch Hannes Wolf und Philipp Mihajlovic noch in Bedrängnis. Ein verdeckter Drehschuss von Savvas Savvidis brachte den HSV zurück ins Spiel und plötzlich offenbarten sich ungewohnte Schwächen. Die Ordnung ging verloren, den Spielfluss suchte man vergeblich, es regierten nur noch Kampf und Krampf. Letztlich gelang es den Aplerbeckern aber ihre Führung über Zeit zu retten und so ins Halbfinale einzuziehen.

Was für eine Überraschung: Die Mengeder Fans konnten am Finaltag ihre Tröten zuhause lassen. Der Titelverteidiger schied früh aus.

Ein ähnlicher, wenn auch wesentlich spannenderer Spielverlauf sorgte dann in der Vorschlussrunde für das fußballerische „Schmankerl“ der gesamten Endrunde. Auf der einen Seite die Mannschaft von SG Phönix Eving, die sich von Spiel zu Spiel gesteigert hatte, auf der anderen der Geheimfavorit und konstant spielstarke ASC um Spielertrainer Hannes Wolf. Schnell hatte der „böse Wolf“ zweimal zugeschnappt und den ASC mit einem Freistoß und einer technisch feinen Einzelleistung 2:0 in Führung gebracht. Aber genau wie im Halbfinale ließen die Aplerbecker danach die Zügel minimal schleifen. Phönix – noch lange nicht geschlagen – hatte dadurch Morgenluft gewittert und kam nach einer Energieleistung von Cagdas Düzgün durch Rafik Halim in der 13. Spielminute zum 1:2-Anschluss. Anschließend spielte nur noch die SG und wiederum der überragende Rafik Halim markierte den verdienten 2:2-Ausgleich. Somit wartete auf beide Teams die Verlängerung. Jetzt ging es hin und her. Keiner hätte in dieser Situation auf eine der beiden Mannschaften wetten wollen, doch man konnte förmlich das Feuer spüren, das in jedem einzelnen Evinger Spieler brannte. So war es nicht verwunderlich, dass Phönix durch „Charlie“ Düngüz in der Verlängerung erstmals in dieser Begegnung die Führung übernahm.

Als der Unparteiische dann Mustafa Cankaya für zwei Minuten auf die Strafbank verbannte, war es wiederum Hannes Wolf, der „Abi“ Chargui düpierte und so den 3:3-Endstand nach Verlängerung markierte. Jetzt musste die dramatischste, dem Fußball zur Verfügung stehende Entscheidung herhalten: Das Strafstoß-Schießen. In der Dortmunder Halle, anders als auf dem Feld nicht aus elf, sondern aus acht Metern. Daniel Weies wurde als erster Schütze für den ASC ausgeguckt und avancierte damit zur spielentscheidenden, wenn auch für seine Farben tragischen Figur. Sein „Hammer“ traf nur die Latte und weil danach kein anderer Akteur mehr vom Punkt aus vergab, stand die SG Phönix nach dem 8:7-Erfolg im Finale.

Aber nicht nur der Trainer der siegreichen SG, Klaus Kohlmann, sondern auch ASC-Coach Hannes Wolf war mit den gezeigten Leistungen seiner Elf zufrieden: „Wir haben uns in den drei Wochen überragend präsentiert – vor allem sehr sympathisch. Ganz ähnlich wie in der Saison ist für mich besonders der Weg wichtig, den man geht und der war auch hier sehr gut, wenn auch kürzer. Daher bin ich trotz dem Ausscheiden keineswegs enttäuscht“.

Klaus Kohlmann grantelte anschließend ein wenig – und das nicht als einziger – in Richtung Unparteiische: „Wenn wir dieses Spiel verloren hätten, hätte ich die Welt nicht mehr verstanden“. Grund für diese Missstimmung war die Zeitstrafe für Mustafa Cankaya kurz vor Schluss der regulären Spielzeit: „19 Minuten pfeifen die Schiedsrichter solche Situationen nicht und plötzlich gibt es für eine harmlose Szene zwei Minuten. Wenn so etwas von Anfang an gepfiffen werden würde, hätte ich nichts gesagt, aber so …“.

Nach dieser spannenden und hochklassigen Begegnung konnten die Evinger nun ganz entspannt auf ihren Finalgegner warten. Der wurde zwischen Westfalia Wickede und ÖSG Viktoria ermittelt. Das Überraschungsteam der Endrunde, die ÖSG, hatte im Viertelfinale die schläfrig und pomadig agierende Westfalia aus Huckarde in überzeugender Manier ausgeschaltet. Die Elf von Bernd Wächtler agierte gegen die Huckarder aus einer sicheren Defensive, hatte im besten Torhüter des Turniers, Yahur Luschchylin, jederzeit einen sicheren Rückhalt und konnte so geduldig auf eigene Gelegenheiten warten. Diese Taktik ging voll auf und die ÖSG lag zur Pause verdient mit 2:0 in Führung. Nach dem Seitenwechsel bemühten sich die Huckarder zwar um mehr Engagement, blieben aber insgesamt zu harm- und einfallslos, so dass es nur noch zum 1:2-Anschlusstreffer durch Marco Paultyn reichte. Huckardes Routinier, Michael Kaufmann, brachte es anschließend auf den Punkt: „Wir haben die ÖSG unterschätzt und waren in Gedanken wohl schon im Halbfinale“.

Mit derselben Taktik wie im Viertelfinale ging die ÖSG dann in ihr Halbfinale gegen den Landesligisten und klaren Favoriten, Westfalia Wickede. Die Wickeder hatten ihr Viertelfinale glücklich gegen SG Lütgendortmund mit 2:1 gewonnen, konnten dabei aber nie an die gezeigten Leistungen vom Vortag anknüpfen. So benötigte der Landesligist die Unterstützung des Unparteiischen, um die Vorschlussrunde zu erreichen. Zwei Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit gab der Referee einen strittigen Freistoß in aussichtsreichster Position. Wickedes Bester, Marko Schott, ließ sich nicht zweimal bitten und jagte das Leder praktisch mit der Schlusssirene in die gegnerischen Maschen und ließ so die zahlreichen Wickeder Anhänger jubeln.

Was sich im Viertelfinale aber bereits angedeutet hatte, wurde für die Wickeder dann im Halbfinale bittere Realität. Zur Halbzeit führte die Mannschaft von Rainer Mattukat trotz mäßiger Leistung durch einen Treffer von Axel Schmeing zwar noch mit 1:0, hatte in den zweiten zehn Minuten dem kampfstarken Bezirksligisten aber nur noch wenig entgegenzusetzen. Der angeschlagene Marko Schott musste immer längere Auszeiten nehmen und so ging bei den Wickedern die Ordnung völlig verloren. Das hatte zur Folge, dass der Außenseiter den 0:1-Rückstand durch Kapitän Guy Nzinga und Mark Lange in eine 2:1-Führung ummünzen konnte. Als in der 17. Minute ÖSG-Keeper, Luschchylin, seinen Wickeder Pendant, Daniel Dreesen, mit einem unglaublichen „Flatterball“ zum 3:1 überraschte war die Partie entschieden und für Wickede blieb nur das „Kleine Finale“. Das 4:1 in der 20. Minuten durch Cedo Lozanovic hatte da bereits nur noch statistischen Wert.

Seine Enttäuschung über die 1:4-Schlappe konnte auch Wickedes Trainer, Rainer Mattukat, nicht völlig verhehlen: „Klar, wir haben uns mehr erhofft, konnten die angeschlagenen Jens Müller und Marko Schott aber nicht ersetzen. Das soll die Leistung der ÖSG nicht mindern. Sie hat super gespielt und ist verdient ins Finale eingezogen“, meinte er sportlich fair.

Auch im „Kleinen Finale“ unterlag der Landesligist aus dem Dortmunder Osten mit 1:2 dem Aplerbecker SC und musste sich so mit dem vierten Platz begnügen.

Als der Hallensprecher endlich die beiden Finalisten auf das Parkett rief, hätten es die wenigsten Beobachter gewagt, eine Prognose für die letzte Begegnung des diesjährigen Turniers abzugeben. Offensichtlich steckten beiden Teams aber ihre Halbfinal-Begegnungen noch in den Knochen, so dass wenig Ansehnliches heraussprang. Die Evinger hatten von Beginn an zwar mehr Spielanteile, blieben aber vor des Gegners Tor recht harmlos. So dauerte es bis zur 14. Spielminute bis es das erste Mal richtig gefährlich für das von Luschchylin gehütete ÖSG-Tor wurde. Rafik Halim setzte sich clever auf der rechten Seite durch und zog den Ball scharf nach innen. Die Flanke erreichte den mitgelaufenen Thilly Ethirmanasingam und der bugsierte das Leder mit Glück und Geschick über die Torlinie.

Dem „Underdog“ schwanden jetzt mehr und mehr die Kräfte und man hatte nicht das Gefühl das die Evinger die Partie noch aus den Händen geben würden, als Andre Hohmann für eine Schrecksekunde bei seinen Farben sorgte. Völlig unbedrängt wollte er den Ball auf seinen Keeper, Abi Chargui, ablegen, bediente aber mit dem verkorksten Ball stattdessen ÖSG Kapitän, Guy Nzinga. Der wusste dieses Geschenk aber nicht zu nutzen und scheiterte am gut reagierenden Chargui. Als Rafik Halim wenige Augenblicke vor der Schlusssirene eine schöne Kombination über Mustafa Cankaya und Cagdas Düzgün zum 2:0-Endstand abschloss, brachen bei den Evingern alle Dämme. Freudetaumelnd fielen sie sich um den Hals und der Jubel kannte keine Grenzen mehr.

Großes Lob zollte Evings Coach, Klaus Kohlman, anschließend seiner Elf: „Die Art und Weise wie wir uns hier präsentiert haben ist sensationell, aller Bonheur. Nach einem solchen Halbfinale, kann man im Endspiel eigentlich nur verlieren, aber wir haben es konzentriert zu Ende gespielt und verdient gewonnen“.

Eigentlich gab es bei diesem Finale sowieso keinen Verlierer, denn Außenseiter ÖSG Viktoria freute sich über den zweiten Platz ähnlich euphorisch wie die Evinger über ihren Sieg. Beim erklimmen des „Treppchens“ stimmte die Wächtler-Elf noch einmal ihre selbst kreierte Hymne „Wir können nicht pöhlen“ an, die vorher nach jedem Sieg lauthals durch die Wellinghofer Katakomben gehallt hatte und schien so gar nicht enttäuscht über die Final-Niederlage. Dementsprechend positiv fiel dann auch das Fazit von Bernd Wächtler aus: „Für uns ist der zweite Platz ein riesiger Erfolg mit dem niemand gerechnet hat. Daher haben wir allen Grund zu feiern“, meinte er unmittelbar nach der 0:2-Niederlage. Die Ergebnisse des zweiten Finaltages:

Viertelfinale:

TuS Eichlinghofen - SG Phönix Eving 0:4 Aplerbecker SC - Hombrucher SV 2:1 Westfalia Wickede - SG Lütgendortmund 2:1 Westfalia Huckarde - ÖSG Viktoria 1:2

Halbfinale:

SG Phönix Eving - Aplerbecker SC 8:7 n.E. Westfalia Wickede - ÖSG Viktoria 1:4

Spiel um Platz 3.+ 4.

Aplerbecker SC - Westfalia Wickede 2:1

Finale

SG Phönix Eving - ÖSG Viktoria 2:0

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