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SGW-FRAUEN: Bundesliga, alles ohne einen Kompromiss

SGW-FRAUEN: Bundesliga, alles ohne einen Kompromiss
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Bundesliga im Visier! Davon will sich die SG Wattenscheid als Tabellenführer der 2. Bundesliga Nord nicht abbringen lassen.

Bundesliga im Visier! Davon will sich die SG Wattenscheid als Tabellenführer der 2. Bundesliga Nord nicht abbringen lassen. Die erneute Absage des Meisterschaftsspiels in Kiel animierte die SG, den Start der Winter-Vorbereitung am 16. Januar zu absolvieren, eine Woche eher als vorgesehen. Am 13. Januar wollen die 09erinnen beim Hallen-Happening des GSV Moers ihren Titel verteidigen. Am 21. Januar ist die Teilnahme am Spektakel des FC St. Augustin vorgesehen, gleichfalls als amtierende "Championettes". Die Indoor-Kreismeisterschaft folgt am 27./28. Januar 2007. RS unterhielt sich mit Trainerin Tanja Schulte.

Tanja Schulte, nehmen Sie Wetten auf das Gelingen des Aufstiegs an und wieviel würden Sie einsetzen?

Wenn ich die Spiele selbst pfeifen dürfte, eine Menge. Ich bin mir sicher, dass die Mädels nach der Herbstmeisterschaft Lust auf "mehr" bekommen haben. Meine Enttäuschung wäre bei einem Misserfolg sehr hoch, da könnte mich ein Wettverlust nicht schocken.

Was darf nicht passieren?

Ausfälle von mehreren Leistungsträgerinnen. Bisher haben wir Glück gehabt oder Physio Sebastian Kaul hat tolle Arbeit verrichtet. Wir dürfen uns nicht schon am Ziel sehen, jede Spielerin, die das nicht begreift, wird Probleme bekommen. Spielerisch kann uns keiner das Wasser reichen. Mannschaften, die Kampf, Leidenschaft und Härte in die Waagschale werfen, können uns zum Stolpern bringen. In den letzten drei Matches haben wir das beherzigt, selbst praktiziert. Wenn noch spielerische Klasse hinzukommt, ist mir nicht bange.

Wer ist der größte Konkurrent?

Das überraschend konstante Gütersloh, das bleibt bis zum Ende spannend. Noch können wir nicht sagen, ob wir mit einem oder vier Punkten Vorsprung in die Rückrunde starten. Auch TB Berlin ist nicht aus dem Rennen, könnte der lachende Dritte werden. Ansonsten kommt keine Mannschaft mehr in Frage.

Als Stürmerin blieb Ihnen eine Bundesligakarriere "erspart". Ein schöne Gelegenheit, das nachzuholen?

Dazu hat es nicht gereicht. Aber ich würde die Klasse nicht als Genugtuung sehen. Wir gehören mit der ganzen Struktur und den Möglichkeiten in Wattenscheid dorthin. Sicherlich wäre es für mich eine tolle Sache, aber das ist zweitrangig.

Wie ist der Club wirtschaftlich aufgestellt?

Wir sind gerüstet. Allein der DFB-Zuschuss ist ein großer Unterschied. Darüber hinaus haben wir viele Sponsoren, die den Club gerne wieder in der Bundesliga sehen würden. Als "Aushängeschild" ist vieles einfacher. Dennoch ist so eine Spielzeit teuer. Ich vertraue unserem Vorstand, der die finanziellen Strukturen im Griff hat.

Kann es sein, dass es - um sich autark und wirtschaftlich eigenverantwortlich darzustellen - so was wie einen FFC Wattenscheid geben wird?

Solange es die Herren nicht vermasseln, nicht. Und mit vermasseln meine ich den sportlichen Bereich. Die SGW gehört nicht in die Oberliga, doch muss man hoffen, dass es die Klasse bleibt. Wir sind eine Abteilung und wollen es bleiben. Wenn wir dazu gezwungen würden, haben wir Plan B.

Man hat den wankenden Gesamtclub im Kopf, wenn man über die SGW spricht. So was muss bei Gesprächen eine Hürde sein.

Ist es. Derzeit könnte alles schön sein. Unsere Zweitvertretung steht an erster Stelle, kann zum dritten Mal in Folge aufsteigen. Immer wieder wird man von der Realität der Herrenmannschaft eingeholt. Weil eben vieles ungewiss ist, ist das das Gesprächsthema Nummer eins. Auf der letzten Jahreshauptversammlung haben wir im positiven Sinne zu spüren bekommen, dass unsere Leistung anerkannt wird.

Es muss klar sein, dass die 09-Ladies kein "One-Hit-Wonder" werden dürfen - oder?

Klar. Sollten wir aufzusteigen, müssen wir was tun. Das Schöne ist, dass wir keine Mannschaft austauschen müssen. Kleine Bausteine reichen, sie fest zu etablieren, drei, vier erfahrene Spielerinnen. Wenn darunter dann noch ein echter Kracher ist, wird es oben nicht nur eine Spielzeit geben. Schönebeck hat es vorgemacht. Davor muss man Respekt haben. Mannschaft und Umfeld haben sich stetig verbessert. Ich behaupte, Spielerinnen wie Melanie Hoffmann oder Linda Bresonik würden bei uns reichen, um eine ähnliche Entwicklung vorzunehmen.

Verträgt das Revier drei Teams in unmittelbarer Nachbarschaft?

Ich hoffe! Duisburg war immer weit weg, das meine ich nicht entfernungstechnisch. Essen ist auch auf dem besten Wege, schon eine etablierte Truppe. Für uns ginge es darum, die SG in der Liga zu halten. Wir haben von Essen noch nie profitiert, umgekehrt jedoch auch nicht, es fanden keine Wechsel statt. Je stärker die Neuzugänge in Duisburg werden, umso mehr kann man hoffen, dass Kickerinnen, die dort quasi "auf der Strecke bleiben", einmal nicht nach Essen wechseln, sondern den Weg zur Lohrheide finden.

Im Männerfußball pocht das Herz im Pott - Frauen ziehen nach?

Drei Vereine in unmittelbarer Nähe wären einmalig. In Frankfurt gab es auch zwei, drei wären ein Novum. Wir machen alles dafür.

Es geht dann nur über Kooperation, jegliche Konfrontation, abseits der zu absolvierenden 360 aktiven Minuten ist tabu.

Das läuft schon. Es gibt weder mit Duisburg noch mit Essen Probleme. Vielleicht deshalb, weil es noch nicht vollzogen ist. Wir konzentrieren uns voll auf den Aufstieg. Alles weitere kommt dann von allein.

Kriegen Sie bereits Reaktionen aus Duisburg oder Schönebeck?

Aus Essen kam noch nichts. Warum auch, wir haben "nur" die Wintermeisterschaft geholt. Damit ist man noch nicht aufgestiegen. Nur Anfragen nach Telefonnummern von Spielerinnen. Aber das wird keine Früchte tragen. Eine Daniela Löwenberg, Caro Hamann oder Caro Dej wollen mit uns aufsteigen. Da wird es keine Abgänge geben. Ich kenne doch meine Mädels, so täuschen kann ich mich nicht. Duisburg gratulierte uns telefonisch, was mich sehr freute.

Wenn man bedenkt, dass 2011 die WM nach Deutschland soll, kann der Sprung in die Eliteliga nicht früh genug erfolgen, um dann in den Genuss der Förderungen durch den DFB zu kommen.

Wir haben ein Internat vor der Tür. Zwei Spielerinnen sind untergebracht, allerdings auf unsere Kosten. An die Förderung glaube ich erst, wenn sie eintrifft. Eine WM im eigenen Land hat gezeigt, wozu wir in der Lage sind, was entfacht wird.

Ist jeder Akteurin deutlich, welche Chance da ist.

Ganz ehrlich, ich hoffe nicht. Die Stützen wissen um die Chance. Einige sind total unbelastet, das sollen sie bleiben, weil es stark macht. Wenn eine Dej Druck hat, macht sie zu. Wenn sie unbeschwert spielt, ist sie nicht zu bremsen. Wichtig ist die vorhandene Struktur im Team. Den Druck würden wir gerne von der Auswahl nehmen, sie einfach spielen lassen. Aber auch die jungen Hüpfer wissen, dass wir es packen können.

Wer hat überrascht, wo muss mehr kommen, wen möchten Sie loben?

Daniela Löwenberg hat einen Riesenschritt gemacht. Sie bringt mit ihren 18 Jahren Woche für Woche gute Leistungen, was von jungen Spielerinnen nicht zu erwarten ist. Mira Möller hat alle und sich selbst überrascht. Caro Dej habe ich angesprochen. Es gibt kaum schnellere Spielerinnen, diese Waffe muss sie mehr nutzen. Insgesamt muss ich die alten Hasen wie Jana Walter, Jeannette Götte, Silke van den Berg, Carmen Israel loben. Sie treiben die Mannschaft an, was wir auch erwarten. Wünschenswert wäre, dass wir es Woche für Woche noch schwerer bei den Aufstellungen haben, von den Plätzen zwölf bis 18 mehr Druck gemacht wird.

Wäre für richtige Stimmung nicht ein kleinerer, engerer Platz ohne Rundbahn besser - gibt es Aussichten, so was irgendwann zu bekommen?

Der Platz ist in der 2. Liga unser großes Plus. Jeder Gegner stellt sich hinten rein, was auf einem Feld mit Maximalgröße wie in der Lohrheide schwierig ist. Die Stimmung auf der "kleinen Tribüne" ist beachtlich. Wir wollen gar nicht weg.

Was sagt die Stadt zu Ihrem Höhenflug? Begeistert sich das Umfeld?

Das ist leicht beantwortet: Nix! Wir trainieren im Winter auf Asche, weil das Angebot viermal auf unterschiedlichen Plätzen auf Kunstrasen zu arbeiten, nicht realisierbar ist. Die Stadt muss sich noch mit dem Gedanken anfreunden. Ich hoffe, je näher der Aufstieg rückt, dass da was kommt. Das Umfeld konnten wir begeistern. Man wird oft angespornt, weiter zu machen, mittlerweile haben wir ansprechende Zuschauerzahlen.

Wo holen Sie sich Ratschläge, um die Mission zu bewältigen?

Roger Dorny und ich tauschen uns im sportlichen Bereich aus. Da passt kein Blatt Papier zwischen uns. Er ist mittlerweile nicht nur Co-Trainer, sondern auch Freund. Hinzu kommt, dass er die A-Lizenz hat und Diplomsportlehrer ist. Tipps nehme ich von jedem an. Und im zwischenmenschlichen Bereich haben wir unseren Betreuer Ulrich Lux, der Leiter einer Einrichtung von psychisch kranken Menschen ist. Er erkennt Probleme, wo noch gar keine sind. Auch der Vorstand gibt gute Ratschläge. So holt man sich von jedem etwas. Manches setzt man um, bei manchen Dingen ist man einfach von der eigenen Idee überzeugt.

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