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Behindertenfußball: INAS-FID Fußball-EM startet am Sonntag
In völliger Vergessenheit

Behindertenfußball: INAS-FID Fußball-EM startet am Sonntag
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Der Fußball-Sport der Menschen mit geistiger Behinderung oder politisch korrekt formuliert „der Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen“ stand 2006 in Deutschland mit der WM im eigenen Land hoch im Kurs. Vom Sommermärchen der Ballacks und Lahms berauscht zog die INAS-FID WM damals so viele Zuschauer in deutsche Stadien wie keine Sportveranstaltung für Menschen mit Behinderung je zuvor.

Gepusht durch eine enorme Medienaufmerksamkeit, der WDR übertrug alle Spieler der deutschen Kicker sowie das Finale live im Fernsehen, wurden vordergründig und die gesellschaftliche Teilhabe fördernd die beachtlichen Leistungen von Menschen mit einer Behinderung in den deutschen Wohnzimmern präsentiert. Andererseits führte die ungewohnte mediale Omnipräsenz auch die Belastbarkeit einer sensiblen Fußballer-Klientel an die Grenzen des Zumutbaren. Nachdem das Blitzlichtgewitter erloschen war, fielen Skorna, Timm und Co auf den Boden der Tatsachen zurück.

Eine Nachsorge oder gezielte auf die besondere Begabung ausgerichtete Betreuung im sozialen Umfeld konnte kein Verband aus dem Veranstalter-Tandem der WM leisten. Weder der Deutsche Behindertensportverband noch die Bundesvereinigung Lebenshilfe. Ein geregelter Spielbetrieb in Form einer Bundesliga blieb ein Wunschgedanke. Zu allem Überfluss wurde der dritte WM-Platz aufgrund zunächst fehlender dann falscher Registrierungsunterlagen durch den Weltverband INAS aberkannt. Nur noch gelegentlich zerrten die Medien boulevardesk die Spieler mitleidserweckend ins Rampenlicht, indem ihre Arbeits-, Perspektiv- oder „Fußballlosigkeit“ zur Show gestellt wurde. Seitdem herrschte weitestgehend Funkstille.

Der ehemalige Nationaltrainer Willi Breuer hatte es im direkten Anschluss an das gewonnene kleine Finale in Essen im September 2006 gewusst und gemahnt: „Wenn die Strukturen nicht professionalisiert werden, wird der Behindertenfußball nicht nur wieder zur Randnotiz, sondern gänzlich in Vergessenheit geraten.“ Recht hatte er und wie: Am Sonntag beginnt die INAS-FID Fußball-EM der Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen im englischen Manchester und kaum einer bekommt es mit. In zwei Vierergruppen treten die stärksten europäischen Teams gegeneinander an. Eine deutsche DBS-Nationalelf ist unter der Leitung von Dietmar Schacht auch wieder am Start. Eine Mannschaft gibt es also noch. Und mit dem ehemaligen MSV-Profi und Ex-Trainer des Frauen-Bundesligisten SC Bad Neuenahr auch einen neuen Trainer, der trotz seines großen Engagements sicherlich ein schweres Erbe antritt. In einer Sportart, wo zumindest alle zwei Jahre das Murmeltier grüßt.

EM-Kader Deutschland Tor: Marco Schadi, Michael Schröder Abwehr: Stefan Pesch, Dino Winterich, Waldemar Momsch, Tufan Civelek, Roberto Oliveira Mittelfeld: Joan Miro, Eshak Mazid, Wissam El Hamadi, Sascha Kuntze, Andreas Timm, Rodel Schmitz, Matthias Zemberowski Sturm: Sipan Miro, Kevin Horstmann, Domink Kornmann

Der Spielplan:

Vorrunde Gruppe A 20.07. England - Frankreich 21.07. Ungarn - Portugal 23.07. Ungarn - Frankreich 23.07. England - Portugal 26.07. Frankreich - Portugal 26.07. England - Ungarn Vorrunde Gruppe B 21.07. Niederlande - Deutschland 21.07. Polen - Schweden 24.07. Schweden - Niederlande 24.07. Polen - Deutschland 27.07. Niederlande - Polen 27.07. Deutschland – Schweden Platzierungsspiele 29.07. 3. Gruppe A vs. 4. Gruppe B 29.07. 3. Gruppe B vs. 4. Gruppe A 30.07. Spiel um Platz 7 30.07. Spiel um Platz 5 Halbfinale 31.07. 1. Gruppe A vs. 2. Gruppe B 31.07. 1. Gruppe B vs. 2. Gruppe A 01.08. Spiel um Platz 3 02.08. Finale

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