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Riedel wirft den Diskus endgültig in die Ecke
"Mein Körper gibt nicht mehr her"

Leichtathletik: Riedel wirft den Diskus endgültig in die Ecke
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Der fünfmalige Diskus-Weltmeister und Atlanta-Olympiasieger Lars Riedel beendet seine eindrucksvolle Karriere. Deutschlands erfolgreichster Leichtathlet der vergangenen 17 Jahre erklärte am Mittwoch bei der Vorstellung seiner Autobiographie in Berlin: "Das ist heute mein letzter kleiner Wettkampf. Mein Körper gibt nicht mehr her."

Wegen massiver Rückenprobleme als Folge von mehr als drei Jahrzehnten Leistungssport wird der 41-Jährige schon am Wochenende bei der DM in Nürnberg nicht mehr dabei sein. Dort wollte sich der "Herr der Ringe" ursprünglich zum fünften Mal in Folge für Olympische Sommerspiele qualifizieren. Zukünftig will er seine Erfahrungen unter anderem in Management-Seminaren weitergeben. Obwohl er in seinem 284 Seiten starken Buch das Verhalten von Sportfunktionären, Sponsoren und Medien anprangert sowie das aus seiner Sicht menschenunwürdige Dopingkontrollsystem bemängelt, will Riedel dies nicht als große Abrechnung verstanden wissen. "Es ist vielmehr eine verdeckte Liebeserklärung mit konstruktiver Kritik", meinte der 41-Jährige, der schon im vergangenen Jahr keinen Wettkampf mehr bestritt. Seinen letzten internationalen Auftritt erlebte der gebürtige Zwickauer, der zuletzt das Trikot des TuS Saulheim trug, bei der EM 2006 in Göteborg (Achter). Vor allem die Intimität des Dopingkontrollsystem habe er in all den Jahren stets als belastend empfunden, betonte Riedel, für den der ehemalige deutsche Hammerwurfmeister Edwin Klein, bereits bekannter Autor, beim Schreiben des Buches die Feder führte. "Ich wünsche mir, dass zukünftig ein humaneres Kontrollsystem gefunden wird, in dem vielleicht über Haarproben Doping nachgewiesen werden kann." Riedel galt als "Mann mit dem goldenen Arm", gewann fünf WM-Titel, Olympiagold in Atlanta, Olympiasilber in Sydney und 1998 EM-Gold. Mit seiner Bestleistung von 71,50m aus dem Jahr 1997 ist er Sechster der ewigen Weltbestenliste. "Es war eine schöne Zeit. Ich bin zufrieden, ich bin angekommen", sagte der gelernte Betonfacharbeiter. Es sei nicht immer leicht gewesen, sich in Extremsituationen durchzusetzen. Sein schwärzester Moment war Olympia 1992 in Barcelona. Dorthin reiste Riedel als Top-Favorit, schied jedoch in der Qualifikation aus. "Im Nachhinein war das für meine weitere Entwicklung ein wichtiges Ereignis." Im Sportsystem der DDR großgeworden, doch erst nach der Wende zum Weltklasse-Athleten gereift, wurde Riedel wegen seiner Erfolge oft in einem Atemzug mit Al Oerter genannt, dem viermaligen Olympiasieger (1956 bis 1968) aus den USA. "Lars ist der geborene Diskuswerfer", meinte Trainer Karlheinz Steinmetz einst über seinen Musterschüler. Der Lehrer an einem Abendgymnasium erteilte dem Mann mit den Idealmaßen von 1,99m Körperlänge und 2,12m Armspannweite seit der deutschen Vereinigung die Trainingslektionen und führte ihn 1991 in Tokio zum ersten WM-Gold. Doch nach dem fünften WM-Sieg 2001 begann Riedels Verletzungsmisere und damit ein Abschied auf Raten. Mittlerweile ist im Berliner Vize-Weltmeister Robert Harting ein Nachfolger gefunden. "Ihm traue ich in Peking eine Medaille zu", meint der elfmalige deutsche Meister, der am 27. August 2006 beim Werfertag in Bad Köstritz seinen letzten Wettkampf bestritt.

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