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EM: Lehmann kritisiert Schiedsrichter
Torwart denkt nicht an das Karriereende

EM: Lehmann kritisiert Schiedsrichter
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Bei der Siegerehrung streichelte Jens Lehmann im Vorbeigehen liebevoll den Pokal, nach seinem möglicherweise letzten Spiel für die deutsche Nationalmannschaft hätte er die Trophäe am liebsten einfach mitgenommen.

Innerlich fühlte sich die deutsche Nummer eins ohnehin als Gewinner der EURO 2008.

Deshalb verschwendete der 38 Jahre alte Torwart-Oldie trotz des 0:1 im EM-Endspiel gegen Spanien am Sonntag auch keinen Gedanken an ein Karriereende und ließ es bei der Frustbewältigung mit der Mannschaft auf der Abschlussparty bis Montagmorgen bis 7.00 Uhr ordentlich krachen. "Es ist klar, dass das mein letztes Spiel bei einer EM war", sagte Lehmann, der seine Zukunft mit Blick auf die WM 2010 in Südafrika aber offen ließ: "Ich werde mir Zeit nehmen und mir das erstmal in Ruhe überlegen. Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, werden das zuerst meine Mitspieler und die Trainer erfahren." Ein Problem könnte allerdings sein, dass er bei seinem neuen Arbeitgeber VfB Stuttgart nur einen Ein-Jahres-Vertrag besitzt. Wenn es dumm läuft für den Routinier, steht er 2009 ohne Verein da.

Lehmann wirkte im Anschluss an die verdiente Final-Niederlage relativ gefasst. Zu deutlich war der Leistungsunterschied zwischen der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und dem neuen Europameister. Seinen Mitspielern wollte der Schlussmann aber keine Vorwürfe machen, nur auf den italienischen Schiedsrichter Roberto Rosetti war Lehmann nicht gut zu sprechen. "Er war sehr arrogant. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er uns wohlgesonnen ist. Als er uns kurz vor Schluss die Chance wegen eines angeblichen Stürmerfouls abpfiff, wunderten sich sogar die Spanier", sagte Lehmann, der aber dennoch kein schlechter Verlierer sein wollte: "Spanien hat verdient gewonnen. Sie waren das beste Team des Turniers."

Auf Augenhöhe mit dem Gegner bewegte sich aus deutscher Sicht am Sonntag nur Lehmann, dem die Genugtuung über die Leistung im Endspiel deutlich anzumerken war. Schließlich wurde in den Wochen und Monaten vor der EM über keinen Nationalspieler so kontrovers diskutiert wie über Lehmann, der beim FC Arsenal über weite Strecken der vergangenen Spielzeit nur auf der Bank saß und deshalb unter mangelnder Spielpraxis litt.

Zwar hatte sich der Neuzugang vom VfB Stuttgart auch im Endspiel beim Gegentreffer durch Fernando Torres (33.) zu schnell auf den Rasen gelegt, doch das Problem war Philipp Lahm, der das Laufduell gegen den "Torero" unterschätzt hatte. Zuvor hatte Lehmann in der 14. Minute allerdings mit einer Glanzparade den Rückstand verhindert und auch ansonsten große Ruhe und Sicherheit ausgestrahlt.

"Dennoch redet man sich die ganze Zeit ein, dass man es hätte besser machen können. Diese Enttäuschung wird einem noch lange nachhängen. Der Konjunktiv ist der Feind des Verlierers, deshalb nutzt jetzt auch kein hätte, wenn und aber", erklärte Lehmann. Ein gutes EM-Zeugnis für Lehmann stellte auch Bundestrainer Joachim Löw aus. "Jens hat einen guten Job gemacht und ist auch ein Leader der Mannschaft. Ich habe nach dem Spiel mit ihm gesprochen, aber dabei ging es nicht um seine Zukunft", meinte Löw, der bis zum Länderspiel gegen Belgien am 20. August in Nürnberg Zeit hat, eine Entscheidung in der stets spannenden T-Frage zu treffen. Bis dahin wollen auch die Lehmann-Erben Robert Enke und Rene Adler Klarheit haben, welche Chancen sie in der Qualifikation für die WM 2010 auf einen Stammplatz im Tor der DFB-Auswahl haben. Mitgefühl mit Lehmann zeigte DFB-Präsident Theo Zwanziger. "Jens ist ein sehr ehrgeiziger Sportsmann. Er wollte 2006 oder 2008 noch einen großen Titel holen, deshalb ist er natürlich besonders enttäuscht. Ich habe ihm aber gesagt, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, die wichtig sind und er sich nicht so ärgern soll. Schließlich hat er sich national und international einen hervorragenden Namen gemacht", sagte Zwanziger dem sid.

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