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Legendäre Revierteams: VfB Bottrop
Das tragische Scheitern in Perfektion

Legendäre Revierteams: VfB Bottrop
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Es gibt Vereine, die beherrschen das „tragische Scheitern“ wie eine Kunst. In den letzten Jahren waren es vor allem Bayer Leverkusen und Mainz 05, die es zu bundesweit beachteten Meriten in dieser Disziplin brachten - wenngleich beide Vereine inzwischen den Pfad der „Tugend“ etwas verlassen haben. Das gilt auch für den VfB Bottrop, der viele Jahre als Paradebeispiel für den „tragischen Verlierer“ galt.

Zwischen 1963/64 und 1968/69 traten die Schwarz-Weißen aus der Arbeiterstadt am Rhein-Herne-Kanal sieben Mal in Folge in einer anderen Spielklasse an – wobei zwei Aufstiegen bedauerlicherweise fünf Abstiegen entgegenstehen. Heute mag man im Bottroper Jahnstadion nicht einmal mehr schmunzeln über einen Satz, der in jener Zeit fiel und eine damals vorherrschende Hoffnung ausdrückte: „Die Bottroper sind einer der ganz großen und bedeutenden Vereine im Westen. Vielleicht erreicht der traditionsreiche Klub eines Tages doch das große Ziel, absolut erstklassig zu werden? Aber vorläufig ist die Bundesliga für den VfB nur ein schöner Traum“.

Oft standen sie oben, aber am Ende waren sie nur selten die Sieger. Der VfB in seiner Glanzzeit 1955.

Ungeachtet des Image der Stadt Bottrop als „Malocherstadt“ handelt es sich beim VfB nicht um einen Kumpelklub. Statt dessen waren es honorige Bottroper Bürger und Staatsdiener, die am 29. Juni 1900 den „Verein für Turn- und Volksspiele“ ins Leben riefen. Von Fußball war seinerzeit allerdings keine Rede. Erst 1902 wurde diese Disziplin in den Vereinskanon aufgenommen. Nach Ende des 1. Weltkriegs vereinten sich die Turn- und Volksspieler mit dem Ballspielverein 04 Bottrop zum VfB, der die Ligaleiter im Sauseschritt passierte.

Vater des Erfolges war der 1921 aus Nürnberg gekommene und hochaufgeschossene Mittelläufer Raimond Zwinz, der seinem Team erfolgreich „modernen Fußball“ beibrachte. Die Elf um das Läuferduo Eleser und Zatzek sowie die Angreifer Ernst Trogemann und Josef Mennekes wurde seinerzeit ob ihres gefürchteten Offensivdranges stets „gelbe Gefahr“ genannt. Zudem stellte die Erfolgself einen schönen Ausschnitt aus Bottrops damaliger Bevölkerungsmischung dar: Während Läufer Bruno Eleser auf der sechsten Sohle der Zeche Prosper schuftete war Torjäger Josef Mennekes auf dem Weg zu einer Verwaltungskarriere und sollte es später immerhin zum Verkehrsdirektor bringen.

Als 1923 auf dem Gelände des ehemaligen Knappschaftskrankenhauses das heutige Jahnstadion eingeweiht werden konnte und der Aufstieg in die Gauliga Niederrhein gelang, war das Glück der Bottroper Fußballer perfekt.

Doch schon bald sollten sich die bis 1923 in Schwarz-Gelb auflaufenden heutigen Schwarz-Weißen das Label eines „tragischen Verlierers“ erwerben. Nach zwischenzeitlicher Krise mitsamt Doppelabstieg und drohender Vereinsauflösung gelang 1930/31 die Rückkehr ins niederrheinische Oberhaus, wo der VfB im Aufstiegsjahr einen beeindruckenden fünften Platz belegte.

Regionalliga West: Bottrops Torhüter Cichon fängt im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen eine Flanke ab, Saison 1967/68.

Neben aufgerückten Nachwuchstalenten wie Josef Felber und Theo Vogel standen hoffnungsvolle Verstärkungen wie der aus Rheine zurückgekehrte Mennekes sowie Michel und Hannibal vom Spielverein 1911 zur Verfügung, als im September 1932 mit Sepp Kretschmann eines der hoffnungsvollsten Trainertalente Westfalens die Führung über die Mannschaft übernahm und sie 1932/33 auf Rang sechs führte. Doch das Happyend blieb aus. Wegen der Einführung der Gauliga wurde der VfB nicht nur in die Zweitklassigkeit zurückversetzt, sondern zudem dem spielstarken Bezirk Gelsenkirchen – und damit Westfalen – zugeschlagen. Ebenso mühsam wie vergeblich rangen die Schwarz-Weißen dort bis Kriegsende um den Wiederaufstieg – doch stets hatte die von der Industrie protegierte Konkurrenz aus Röhlinghausen, vom BSG Gelsenguß oder dem SV Union Gelsenkirchen die Nase vorn.

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