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BVB: Die Auf- und Absteiger
Kringe gab mächtig Gas

BVB: Die Auf- und Absteiger
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Aufsteiger: Als Keeper Marc Ziegler bei den Borussen einen Drei-Jahres-Vertrag signierte, stellte es sich insgeheim auf ein langes Bankdasein ein, da Roman Weidenfeller die unbestrittene Nummer eins war. Das Pech des ehemaligen „Roten Teufel“ war dann das Glück des 31-Jährigen, der sich insgesamt über mehr Einsätze freuen durfte, als er sich zuvor erhofft hatte. Als er ausgerechnet vor dem Pokalendspiel um seinen Platz bangen musste, weil er sich den einen oder anderen Patzer erlaubte, kam ihm der verletzungsbedingte Rückschlag seines Konkurrenten zugute. In Berlin bewies der 1,92 Meter-Mann dann, dass er vollkommen zurecht dabei sein durfte, zumal er mit seinem gehaltenen Elfmeter im Achtelfinale gegen Werder Bremen auch die Grundlage für den Hauptstadt-Aufenthalt geschaffen hatte.

Zu den Fleißigsten gehörte er schon immer. Florian Kringe kann mit Fug und Recht behaupten, sich stets in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Im Gegensatz zu den Vorjahren blieb er nicht als Spätstarter hängen, sondern gab mächtig Gas. Ein Engagement, das sich auszahlte. Mit seinen Vorstellungen erweckte er genau zum Zeitpunkt, an dem es um seine Vertragsverlängerung ging, Interesse bei anderen Clubs. Die Borussen mussten schon tiefer in die Tasche greifen, um ihn weiterhin an sich zu binden. So ist der „Blondschopf“ nun im Besitz des bestdotierten Kontraktes seiner bisherigen Karriere.

Auch wenn er zum Schluss in ein tiefes Leistungsloch fiel, seine letzten beiden Bundesligatreffer markierte er am 20. Spieltag beim 2:0-Sieg in Cottbus, darf Mladen Petric als absolute Bereicherung für den BVB angesehen werden. Immerhin blickt er nicht nur auf 13 Tore zurück, sondern auch auf teilweise exzellente Vorstellungen, die er seiner glänzenden Technik zu verdanken hat. Sollte er in Zukunft noch mehr aus dem Mittelfeld, zum Beispiel von Tamas Hajnal, gefüttert werden, könnte er seine Erfolgsquote noch weiter ausbauen und zusammen mit Alexander Frei ein erstklassiges Sturmduo bilden. Allerdings heizte der Kroate zuletzt Transfergerüchte an. Wenn ein Club, der in der Champions League startet, bei ihm anklopfen würde, könnte er sich einen Wechsel durchaus vorstellen.

Das Problem So paradox es klingen mag, doch die Erfolge Mitte der 90er Jahre und der letzte Titelgewinn im Sommer 2002 sind eine schwere Last, da sie in Dortmund und Umgebung einen enormen Erwartungsdruck auslösen. Die eindrucksvolle Kulisse von rund 74.000 Zuschauern pro Heimspiel verleihen diesem „Rucksack“ noch mehr Gewicht, denn das internationale Geschäft ist einfach Pflicht, um diesen Fakt muss niemand herumreden.

Allerdings besitzt die Mannschaft (noch) nicht das Potenzial, um sich einen Abonnementplatz in der Spitzengruppe sichern zu können. Der Aderlass in den finanziell engen Jahren war schon enorm, erst in der letzten Spielzeit konnte wirklich gezielt mit der Kaderverstärkung begonnen werden. Auch wenn die Borussen inzwischen wieder aktiver auf dem Transfermarkt sein können, so sind die Handlungsmöglichkeiten immer noch eingeschränkt.

Für Steven Pienaar werden die Schwarz-Gelben drei Millionen Euro einstreichen, maximal zehn können sie noch drauflegen, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Für einen „Normalsterblichen“ eine stolze Summe, doch im Spitzen-Fußball eher ein kleiner Fisch. Der VfL Wolfsburg zum Beispiel hat in den vergangenen zwölf Monaten über 30 Millionen Euro auf den Tisch geblättert und seine Einkaufstour immer noch nicht abgeschlossen.

Der BVB könnte nur dann auf der Ausgabenseite zulegen, wenn er auf der anderen Seite Transfereinnahmen verbucht. Die sind nicht zu erwarten, außer einen der wenigen Leistungsträger würde es in die Ferne ziehen. Mladen Petric ist so ein Kandidat, doch sein Weggang wäre ein schmerzlicher Verlust. Bittere Erfahrungen in dieser Hinsicht hat man in der Vergangenheit schon mehrfach gemacht. Die Notverkäufe von Henrique Ewerthon oder Tomas Rosicky haben zunächst eine Sturmflaute und anschließend ein Kreativloch hervorgebracht. So werden sich die Verantwortlichen noch rund zwei Jahre gedulden müssen, dann werden die Vermarktungs- und Ausrüsterverträge neu geordnet. Mit denen können Mehreinnahmen in Höhe von 15 Millionen Euro erzielt werden. Absteiger Noch vor der Saison war Trainer Thomas Doll der Heilsbringer, auf den die Borussen so lange gewartet hatten. Mit einem fulminanten Endspurt, der mit dem 2:0-Sieg gegen Schalke 04 gekrönt wurde, hatte er in Dortmund neue Zuversicht entfacht. Sein kollegialer Führungsstil sollte die Zauberformel, die Erfolg hervorruft, beinhalten. Die Hoffnung war nur von kurzer Dauer, der Trainer geriet immer mehr in die Kritik, zumal es ihm nicht gelang, sein Team, vor allem in der Deckung, zu stabilisieren. Obwohl er bis zum Ende um seinen Job kämpfte, hatte er schon lange keine Chance mehr, ihn zu behalten.

Trotz seiner 35 Lenze, inzwischen sind es 36, galt Christian Wörns als ein Vorbild an Fitness und Leistungsbereitschaft. Zwölf Monate später wird sich der Kapitän fragen, ob es für ihn nicht besser gewesen wäre, den Borussen bereits ein Jahr eher den Rücken gekehrt zu haben. Als Spielführer musste er mehr als einmal die Bank drücken. Zusätzlich kamen seine offenen und ehrlichen Worte, mit denen er auf gewisse Missstände im Verein hinwies, bei Hans-Joachim Watzke nicht gut an. Der verabschiedete ihn schon zuvor mit süffisanten Worten: „Seine Interviews werden mir fehlen.“

Noch vor zwei Jahren durfte er sich berechtigte Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen, seine Leistungen waren entsprechend. Inzwischen ist es, nicht nur wegen seiner Verletzungen, sehr ruhig um Roman Weidenfeller geworden. Der Keeper blickt auf eine verkorkste Spielzeit zurück. Zuerst warf ihn die unsägliche „Asamoah-Geschichte“ aus der Spur. Es folgten Leistungen, die stark an seiner Vormachtstellung zwischen den Pfosten kratzen. Die Entscheidung blieb Doll erspart, da der Torhüter gleich durch zwei Verletzungen außer Gefecht gesetzt wurde.

Von denen blieb Giovanni Federico weitgehend verschont, von der Kritik seines Trainers jedoch nicht. Dem Ex-Karlsruher gelang es nicht, den Zweit- auf den Erstligahebel umzulegen. Zwischenzeitlich wurde er sogar in die Regionalliga-Elf verbannt. Eine Rückkehr zum KSC, der ihn liebend gerne nehmen würde, lehnt der Mittelfeldspieler trotzdem kategorisch ab. Zukunft Der neue Hoffnungsträger heißt Jürgen Klopp. Der 40-Jährige, der seinen Ex-Club Mainz 05 trotz des verpassten Aufstiegs als eine Art Volksheld verließ, soll dem BVB wieder zum alten Glanz verhelfen. Kein leichtes Unterfangen für den Coach, der bei den Schwarz-Gelben viele Baustellen zu beackern hat. Der jetzige Kader wird nicht reichen, um in der Tabelle größere Sprünge zu vollziehen, es muss nachgebessert werden, vor allem in der Innenverteidigung und der Schaltzentrale im Mittelfeld. Dort müssen die Neuen unbedingt einschlagen, sonst werden sich die Dortmunder nicht entscheidend von der Stelle bewegen.

Gleichzeitig sind die Borussen endlich wieder einmal auf der internationalen Bühne tätig. Der eigenwillige Modus des UEFA-Pokals zwingt die Schwarz-Gelben dazu, die erste Runde zu überstehen und in die Gruppenphase einzuziehen. Ansonsten ist nicht nur die Blamage groß, ein Scheitern würde auch die Sponsoren mächtig verärgern. Die sind trotz des Hintertür-Einzugs in den europäischen Wettbewerb zuletzt nicht sonderlich „amused“. Dem BVB bietet sich hier eine große Möglichkeit, zerschlagenes Porzellan zu kitten.

Abzuwarten bleibt, wie die Dauerkarten-Besitzer auf die abgeschlossene Saison reagieren. Schon vor Jahresfrist hat die kostenlose Trikot-Zugabe von Evonik für einen erheblichen Absatzsatzschub gesorgt. Wenn die Fans weiter zu ihrer Borussia stehen, ist eine weitere Basis für eine Rückkehr zu besseren Zeiten gegeben.

Dennoch werden sich wohl alle Beteiligten damit abfinden, dass das Vordringen in höhere Tabellenregionen ein äußerst schwieriges Unterfangen wird, da andere Clubs, mit denen sich die Dortmunder um Platz fünf streiten werden, erheblich aufrüsten. Wenn es am Anfang hakt, sollte die Führungsetage aus ihren vielen Fehlern gelernt haben und den Druck durch öffentliche Forderungen nicht noch weiter erhöhen, denn der wird vom ersten Spieltag an schon so groß genug sein.

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