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"11. Tag der Begegnung" wirbt für Behindertensport
"Blick in eine Welt, die viele sonst nicht kennen

"11. Tag der Begegnung": Werbung für Behindertensport
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Imposant ragt vor einem dichten Menschen-Gewusel die Kulisse des Amphitheaters im Archäologischen Park Xanten in den Himmel. Der "11. Tag der Begegnung" macht erfolgreich Werbung für den Behindertensport und wird zugleich seinem Ruf als beliebtes und abwechslungsreiches Volksfest gerecht. Da stört es die rund 30.000 Besucher nicht, dass der Wettergott wechselhaft gestimmt ist.

Mal strahlt die Sonne, dann wieder rauschen massive Regenschauer über das riesige Areal. "Es ist ein Blick in eine Welt, die viele sonst nicht kennen", formuliert es Dietmar Schacht, Trainer der Nationalmannschaft für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Schon kurz nach dem Eintritt durch das Stein-Tor des Archäologischen Parks wirkt es fast, als befände man sich auf einem antiken Markt, so bunt geht es hier zu. Alle paar Meter tut sich Entdeckenswertes auf. Da eine Torwand, dort ein Boule-Turnier, gleich daneben Sitz-Volleyball, Bogenschießen oder Rollstuhltanz.

Für Abwechslung vom sportlichen Treiben ist gesorgt. Von überall dringt Musik. Eine Coverband, in die Menschen mit Behinderung integriert sind, lässt Rock-Klassiker ertönen. Einige Meter weiter wartet die "große Bühne". Im Amphitheater haben gerade "Purple Schulz" ihr Konzert beendet , jetzt ist das Ensemble des Queen-Musicals "We Will Rock You" an der Reihe. Gut 1.000 Zuschauer füllen die Ränge und lassen sich mitreißen. Dazwischen: kleine Zirkuszelte, Trampolins und Schminkstände, dazu viele Infos über Einrichtungen und Projekte für behinderte Menschen.

210 Aussteller – so viele wie noch nie – zeigen eine Seite des Sports, die in der Öffentlichkeit so nur selten sichtbar ist. Der Behindertensportverband NRW (BSNW) und der Deutsche Behindertensportbund (DSB) stellen mit Hilfe der zahlreichen Initiativen und Projekte ein Programm auf die Beine, das in Deutschland in dieser Form seinesgleichen sucht.

Das Lächeln in den Gesichtern vieler Besucher zeigt, was Menschen sportlich erreichen können, die aufgrund körperlicher und geistiger Beeinträchtigung keinen Zugang zum Vereinsleben haben. "So sehen Sieger aus", singt das Mädchen-Team einer "Lebenshilfe"-Einrichtung voller Inbrunst, nachdem es vor vollen Rängen im Amphitheater den Siegerpokal für das Turnier am Mittag erhält. Es ist sinnbildlich, für die vielen kleinen Erfolge, die an diesem Nachmittag in Xanten im Mittelpunkt stehen. "Solche Veranstaltungen sind ungemein wichtig", meint Molgheta Russom (29), herausragender Akteur der Blinden-Nationalmannschaft von Trainer Ulrich Pfisterer.

Der Stuttgarter Russom ist am frühen Nachmittag mit seinen Teamkollegen gegen eine Mannschaft aus Holland im Einsatz. 1:0 steht es am Ende für das durch deutsche Spieler "aufgefüllte" Team in "Oranje". Die Fußball-Einlagen am "Tag der Begegnung" leiden allerdings arg unter dem Wetter. Auf dem Hallenfußball-Feld unter freiem Himmel ließ schon der kleinste Regentropfen das Fußballspiel zu einer gefährliche Rutschpartie werden. "Schade, das hätte man besser lösen können", sagte Russom. Dies dachte wohl auch der ehemalige Schalker Bundesliga-Profi Schacht, als er das geplante Einlage-Match gegen die Niederlande wegen eines Wolkenbruchs ausfallen lassen musste. "Das sind höhere Mächte." Gegen die "Wunder von Bern"-Film-Fußballer zeigt sein Team dem Publikum dennoch seine Künste am Ball.

In der Römer-Stadt ist es seit mehr als einem Jahrzehnt Tradition, dass Vereine, Verbände und Einrichtungen für behinderte Menschen in dem historischen Denkmal- und Erlebnispark ein Zeichen für Gleichberechtigung und Integration setzen. "Sport baut Brücken" steht 2008 als Motto über der Veranstaltung, der Bundeskanzlerin Angela Merkel als Schirmherrin ihren Namen geliehen hatte. Mit 54-er-Weltmeister Horst Eckel oder den Paralympioniken Mathias Mester, Ina Jeromin und Manuela Schmermund zeigen sich einige bekannte Gesichter in Xanten.

Die "Begegnung" öffnet manchen Horizont, anderen bereitet sie einfach nur puren Spaß. Und so ist der Wert einer solchen Veranstaltung nicht nur im paralympischen Jahr unstrittig.

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