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Bochum: Maltritz glücklich über „entspannten Abstiegskampf“
„Gegentore machen mich krank“

Bochum: Maltritz glücklich über „entspannten Abstiegskampf“
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Marcel Maltritz ist einer der Wortführer im VfL-Team. Seine Devise lautet:

Immer 100 Prozent, ob beim Training oder im Spiel. Kein Schönredner, eher mal in seinen Ausführungen so deutlich, dass es selbst den Teamkollegen angst und bange wird. Sein Wort gilt, nicht nur im Trainerstab und im Team, sondern auch bei den Anhängern. Wer also könnte besser aus Spielersicht die nun abgelaufene Spielzeit Revue passieren lassen als der Vizekapitän?

Marcel Maltritz, wenn Sie die abgelaufene Spielzeit mit den vorangegangenen vergleichen, was ist da besonders haften geblieben? In diesem Jahr bleibt mir in Erinnerung, dass es für uns ein völlig entspannter Abstiegskampf war. Wir haben frühzeitig den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht und mussten nicht bis auf die Zielgerade zittern. Im letzten Jahr war die Angst noch vier Spieltage vor Schluss zu spüren. Jetzt waren wir schon viel früher gerettet, auch wenn die reine Statistik etwas anderes sagt. Uns hat es jedenfalls gut getan, dass wir schon Ende Februar wussten, dass wir in der Liga bleiben.

Hätten Sie gedacht, dass das nach dem Verlust vieler Leistungsträger so problemlos klappt? Nein, das hätte ich wirklich nicht gedacht, dass wir die Abgänge so kompensieren konnten. Besonders erfreulich war natürlich, wie Stanislav Sestak gleich in die Fußstapfen von Fanis Gekas gewachsen ist. Aber auch die anderen haben vor dem Tor gleich vom ersten Tag an Verantwortung übernommen. Das war unser entscheidender Vorteil, dass wir in der abgelaufenen Spielzeit nicht mehr so abhängig von einem Spieler waren. Überhaupt war der Kader in der Breite viel stärker als im Jahr zuvor.

Teamgeist ist in Bochum noch mehr als nur ein Wort. Hatte man da im Vorfeld schon mehr als ganze Arbeit geleistet? Sicherlich kann man im Vorfeld einer Verpflichtung in Gesprächen etwas vom Charakter des Neuen erkennen und schauen, ob er auch menschlich passt. Ich denke aber, viel wichtiger ist es, wie die Neuen aufgenommen werden. Das hat bei uns in der Vergangenheit immer gut geklappt. Und ich denke, dass auch in Zukunft Neuzugänge hier keine Probleme bekommen werden. Bochum hat ein Umfeld, in dem jeder Spieler seine volle Leistung abrufen kann.

Statistiken sind auslegbar. Einerseits besaß der VfL in der abgelaufenen Spielzeit die beste Chancenauswertung aller 18 Bundesligisten. Andererseits aber hat sich der VfL mit die wenigsten klaren Chancen erspielt. Muss man sich da für die Zukunft sorgen? Nein. Wichtig ist, dass unsere Offensive funktioniert hat und wir unsere Chancen konsequent genutzt haben. Dass wir beim Herausspielen klarer Möglichkeiten weit hinten liegen, ist dann nicht mehr so wichtig und für die Zukunft nicht aussagefähig.

Was hat denn den Innenverteidiger Marcel Maltritz so richtig geärgert? Die vielen Gegentore machen mich krank. Wir hatten viel zu viele Spiele dabei, wo wir drei Gegentore hinnehmen mussten. Das darf in der neuen Saison nicht mehr passieren.

Betreiben wir mal Ursachenforschung. Stimmt etwas nicht zwischen Defensive und Offensive? So einfach kann man sich das nicht machen. Denn das ist ein Gesamtproblem aller Mannschaftsteile. Besonders anfällig waren wir bei Standardsituationen, und eben da ist die ganze Mannschaft gefordert. Schließlich gibt es bei uns genaue Zuteilungen, und die haben aus den unterschiedlichsten Gründen nicht funktioniert. Darüber hinaus habe ich eine große Anfälligkeit bei Flanken gesehen, und da kann man die Schuld nicht immer nur bei den Innenverteidigern suchen. Auch hier sind alle gefordert. Denn unnötige Fouls, die zu Standards führen, kann man ebenso verhindern, wie man Flanken auch blockieren kann, wenn außen enger gedeckt wird.

Oder hat der VfL im Defensivbereich auch ein Größenproblem? Eigentlich sind wir da gut aufgestellt. Da fehlt es nicht an Größe, sondern an Konzentration. Eine Unachtsamkeit und die Sache ist schon gelaufen. Da müssen wir einfach aufmerksamer arbeiten. Aber das ist schon unsere Achillesferse in der abgelaufenen Spielzeit gewesen.

Unter Marcel Koller spielt der VfL immer eine ganz starke Rückrunde. Zufall? Ich denke schon. Denn wir haben auch schon in der Hinrunde gut gearbeitet. Doch der Unterschied, während in der ersten Serie Spiele knapp verloren gingen, haben wir bei den Rückspielen den einen oder anderen Punkt eingesammelt. Aber vielleicht dauert es ja auch ein paar Monate, bis sich die Bundesliga-Neulinge an das Oberhaus gewöhnt haben. 4-4-2 oder in der Raute. Was funktionierte besser? Wir können beides problemlos spielen und sind inzwischen auch so weit, dass wir innerhalb eines Spiels umstellen können. Ich denke, wir sollten uns auch in Zukunft nicht auf ein System festlegen. Je variabler wir sind, desto schwerer sind wir auszurechnen. Ich kann gar nicht sagen, was das bessere System ist.

Was war für Sie der ärgerlichste Moment der Saison? Das 3:3 gegen Dortmund, ich könnte jetzt noch aus der Haut fahren. Weil wir zwei Punkte verschenkt haben. Total angefressen war ich auch über die 0:3-Niederlage gegen Schalke, wo ich uns lange gar nicht so schlecht gesehen habe. Bitter, aber ausgerechnet die beiden großen Heimderbys wurden so zu den Ärgernissen der Saison.

Und welches Spiel hat Sie im positiven Sinne beeindruckt? Da brauche ich nicht lange überlegen, das war das Spiel in Wolfsburg, wo wir einfach schlecht waren und nur "dreckigen" Fußball angeboten haben, aber durch ein spätes Tor gewinnen konnten. Der Gegner konnte nicht mehr reagieren und der Schiri pfiff ab.

Und welches war das perfekteste Spiel? Für mich das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Da hat einfach alles gestimmt, denn selbst vom Gegner gab es nachher viel Lob für uns. Es war eine ganz starke Leistung von der ersten bis zur letzten Minute. Da passt das Wort perfekt ganz gut.

Hand aufs Herz: Befürchten Sie zur Stunde, dass wieder ein Leistungsträger den Klub verlässt? Man muss da mit seiner Aussage vorsichtig sein. Die Transferliste ist bis Ende August geöffnet, und grundsätzlich kann man einen Wechsel nie ausschließen. Aber ich hoffe darauf, dass ich, wenn ich aus dem Sommerurlaub zurückkehre, alle wieder treffe. Am meisten sorge ich mich um Stani, der bei vielen Vereinen auf der Wunschliste steht. Zum Glück hat er noch einen langen Vertrag bei uns. Die VfL-Verantwortlichen arbeiten fieberhaft an einer besseren Zukunft. Es tut sich was in Bochum. Es macht mir Mut, dass hier in Bochum langfristig etwas entstehen kann. Das kann die einmalige Chance sein, sich auch mal höhere Ziele als immer nur den Klassenerhalt zu setzen. Zwar wird das primäre Ziel immer die Erstligazugehörigkeit sein, aber dennoch kann sich doch auch etwas weiter entwickeln. Und das geht eben nur, wenn ein Stamm auch mal über ein paar Jahre zusammen bleibt. Dies ist bei den jetzt geschlossenen Langzeitverträgen vielleicht möglich.

Was sagen Sie zu den Verpflichtungen von Hashemian und Freier? Die sehe ich sehr positiv. Aber ich sehe auch ein Problem. Beide hatten in Bochum damals eine überaus erfolgreiche Zeit als Spieler. Die Folge ist nun zwangsläufig eine enorme Erwartungshaltung der Fans. Das wird nicht einfach für die zwei.

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