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Marl: Vereine fusionieren, um neues Sportzentrum zu ermöglichen
"Jeder gibt ein Stück auf"

Marl: Vereine fusionieren, um neues Sportzentrum zu ermöglichen
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Überall im Revier sorgt ein Thema für Schlagzeilen: Klamme Stadtkassen bedrohen die Zukunft der Fußballvereine. Denn ohne die nötigen Mittel kann keine Kommune die erforderlichen Sportanlagen betreiben. Viele Städte und Gemeinden wollen Plätze schließen und die einheimischen Vereine sollen fusionieren, um vorhandene Sportsstätten effizienter zu nutzen. In Marl soll nun ein neues Sportzentrum entstehen, das größte, das jemals in der Stadt gebaut wurde - aber auch dort sind auf allen Seiten Kompromisse gefragt. Die Stadt brachte die Experten und Fußballer an einen Tisch und diskutierte über Eckfahnen im Bachlauf und Tartanbahnen an Kunstrasenplätzen.[i]Ein Ortstermin[/i]

Claus Lanzcek ist 1. Vorsitzender der SG Marl, die erste Mannschaft des Vereins steckt tief im Tabellenkeller der Kreisliga A Recklinghausen West. Sein Termin am Mittwochabend im Sitzungssaal des Rathauses Marl hat wegweisende Bedeutung für die Zukunft der SG. Denn die Stadtverwaltung hat zum Informationstermin geladen, es geht um den Planungsstand des Sportzentrums an der Hagensstraße. Die Sitzung ist öffentlich, außer ihm sind sieben weitere Vertreter von Marler Fußballvereinen, zwei Gymnasiallehrer und eine Handvoll Experten erschienen.

Die drei beteiligten Vereine aus Marl spielen alle in der A-Kreisliga Recklinghausen West. Der VfL Drewer führt noch ungeschlagen die Tabelle an. Die SpVg Marl steht im oberen Tabellenmittelfeld und spielt zur Zeit schon bei Bedarf an der Hagenstraße, meist jedoch im Volksparkstadion. Die SG Marl ist zur Zeit Schlusslicht der Liga und trägt ihre Heimspiele an der Hervesterstraße aus.

Das baufällige Stadion an der Hagenstraße soll zum größten Sportzentrum in der Geschichte Marls umgebaut werden. Unter der Bedingung, dass die SpVg Marl, der VfL Drewer und die SG Marl zu einem Sportverein fusionieren. "Die Mitglieder haben nicht gejubelt und mich umarmt. Denn jeder gibt ein Stück auf. Jetzt muss ich gucken, dass ich die Stimmung im Verein hochhalte", berichtet Lanczek von der schwierigen Überzeugungsarbeit. Vorschlag Nummer zwei des Architektenbüros machte beim letzten Treffen im Frühjahr bei den Beteiligten das Rennen. An diesem Tag will die Sportdezernentin der Stadt Dr. Barbara Duka "die Feinplanung vorantreiben".

Diese beginnt mit guten Nachrichten, der Planungs- und Umweltdezernent beurteilt die Parkplatz-Situation rund um das geplante Sportzentrum als unproblematisch. Nun ist der Lärmschutz-Experte gefragt. Seine erste Feststellung, dass sonntags zwischen 13 und 15 Uhr Ruhezeit einzuhalten ist, trifft die Fußballer wie ein Schlag. Ein Wert von 50 Dezibel darf in dieser Zeit nicht überschritten werden. Im Klartext: Kommen mehr als 200 Zuschauer, gibt es Probleme. Doch da spielt wohl nur die Reserve des noch zu gründenden Fusionsklubs, mehr Fans wird die schon nicht anziehen, vesichern die Vereinsvertreter unisono. Aber alle Mutmaßungen über die Attraktivität und Spielstärke eines Klubs, den es noch gar nicht gibt, sind mehr als vage. "Muss man mal genau durchrechnen" ist also das Fazit, was das Lärmgutachten angeht.

"Wer braucht tausend überdachte Sitzplätze?"

Bäume taugen nicht als Lärmschutz, eine Tribüne schon. Woher die Sonne scheint und der Wind bläst sind bei der Planung von überdachten Rängen aber auch mit einzukalkulieren, ebenso die Größe. Von ursprünglich 960 Plätzen wird schnell Abstand genommen, der Optimismus weicht bescheideneren Vorstellungen. 150 Sitzplätze und die Möglichkeit zu Erweiterung bedeuten einige Tausend Euro Einsparung.

Die für 2010 geplante Sportanlage soll auch von den beiden Gymnasien in unmittelbarer Nachbarschaft genutzt werden. Das ist nur vernünftig und trifft bei den Fußball-Vorständen auf Verständnis. Das bedeutet aber auch: Leichtathletik, genauer Speerwurf.

Diese Disziplin scheint großen Stellenwert im Unterricht von Gertrud Schäfer - Sportlehrerin am Geschwister Scholl-Gymnsium - zu genießen, schließlich sollen "rund 30 Schüler gleichzeitig auf einer Breite von 90 Metern auf festem Untergrund anlaufen und ihren Speer 20 bis 40 Meter weit auf den Rasen schleudern können." Dann muss nur noch der Ballfangzaun aus den Planungen gestrichen werden.

"Die Eckfahne kann nicht im Bachlauf stehen!"

"Wer führt, lässt sich Zeit, wer hinten liegt rennt" - der Kommentar der Fußballer lässt auch beim Zaun Kompromissbereitschaft erkennen. Die Eckfahne im Bachlauf nebenan und eine Aschenlaufbahn am Kunstrasenplatz funktionieren allerdings nicht, wie der Planer des Architektenbüros geduldig erklärt, als die Fußballer ihre eigenen Vorschläge einbringen. Nach dutzenden maßstabsgetreuen Verschiebungen am Overhead-Projektor stößt Frau Schäfer an die Grenzen des Machbaren und die Stimme der Sportdezernentin ist hinüber.

Das Ergebnis nach zweieinhalbstündiger Diskussion lautet: In der Kampfbahn entsteht ein Kunstrasenplatz, 68 Meter breit und 105 Meter lang, Flutlicht und Tribüne inklusive. Ein etwas kleinerer Naturrasenplatz zum Speerwurf und Fußballspielen und ein weiteres Feld mit Kunstrasenbelag von 60 mal 90 Metern sind ebenfalls Teil der Planung. Außerdem finden das Vereinsheim sowie 70 Parkplätze auf dem Sportgelände seinen Platz.

Fazit: Von Vorschlag 2 aus dem Frühjahr ist fast nichts mehr übrig, Baubeginn und Kosten müssen neu veranschlagt werden.

Für heute ist Feierabend, der Vorsitzende der SG Marl drängt auf ein weiteres Treffen vor Weihnachten. "Die Vereine sind in Vorleistung gegangen, jetzt müssen Politik und Verwaltung sich tummeln", macht Claus Lanczek seinem Unmut über den Stand der Dinge Luft. Denn die Frage seiner Mitglieder, "wann kommt der Bagger?", kann er noch immer nicht beantworten. Aber die Hoffnung, "etwas für die nächsten Generationen zu schaffen", gibt Kraft für weitere Sitzungen in der Marler Ratsstube: Am 29. November soll der Fachausschuss über das endgültige Konzept beschließen.

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