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Kult-Trainer Volker Finke wird heute 60
Coach will afrikanisches Team zur WM 2010 führen

Kult-Trainer: Volker Finke wird heute 60 und hat das Ziel "2010"
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So ganz in Vergessenheit geraten ist Volker Finke beim SC Freiburg noch nicht.

"Haben Sie den freundlichen Herrn auf unserem Foto wiedererkannt? Ziemlich blöde Frage, zugegeben", schrieb die Stadionzeitung des Zweitligisten in ihrer letzten Ausgabe und widmete dem im vergangenen Sommer ausgeschiedenen Kult-Coach immerhin einen 30-zeiligen Glückwunschartikel samt Foto, auf dem Finke milde lächelt. Heute hat er wieder Grund zur Freude: Der "Visionär" mit dem 68er-Image feiert seinen 60. Geburtstag.

Auf der großen Bundesliga-Bühne wird man den "Pionier des zeitgenössischen Fußballs", wie die taz den eigenwilligen Trainer einmal voller Bewunderung betitelte, wohl nicht mehr wiedersehen. Obwohl sein Name vor gar nicht allzu langer Zeit sogar im Zusammenhang mit dem FC Bayern München oder aber Arminia Bielefeld auftauchte.

Finke und sein Markenzeichen: Der Strandkorb. (Foto: firo)

Finke, der 16 Jahre als Trainer in Freiburg arbeitete und damit in punkto Dienstjahren bei einem Klub den Rekord im deutschen Profifußball hält, hat da ganz andere Pläne. "Ich bevorzuge es, eine afrikanische Mannschaft zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu führen", sagte Finke vor einigen Wochen und präzisierte: "Sie wird auf jeden Fall aus Schwarzafrika kommen. Und man wird französisch sprechen".

Der Wechsel auf den Schwarzen Kontinent wäre die logische Fortsetzung und vielleicht auch der passende Schlusspunkt einer ganz ungewöhnlichen Trainerkarriere. Bereits während seiner Amtszeit im beschaulichen Freiburg baute "Übervater" Finke zu seinen ausländischen Profis meist eine besondere Bindung auf. "Ich habe mich zum Beispiel immer um betreuten Sprachunterricht gekümmert, um ihren Bezug nach Hause. Ich habe mich auch mit den Nationaltrainern von Burkina Faso oder Mali abgesprochen, welche Einsätze sinnvoll sind. Die Spieler sollten das Gefühl haben, dass ich mit ihrer Heimat kommuniziere", erklärte Finke, der einen zur Show hochstilisierten Fußball aus tiefstem Herzen verachtet, sein Credo.

Doch symptomatisch für das zuletzt belastete Verhältnis zu einigen Funktionären des SC Freiburg war, dass ausgerechnet Finkes soziale Art ihm in seinen letzten Monaten beim Breisgau-Klub negativ ausgelegt wurde. "Es muss viel betreut werden. Aber je weniger ich darüber spreche, desto weniger angreifbar bin ich", hatte Finke damals gesagt und gestanden: "Deswegen tut mir das auch weh, dass die Dinge eine solche Wendung nehmen."

Überhaupt ging bei der Trennung der Langzeitehe Finke/SC Freiburg, die am 1. Juli 1991 geschlossen und nach drei Auf- und Abstiegen im Sommer 2007 nach einigem Hickhack geschieden worden war, vieles zu Bruch. Die Diskussion um Finke und sein mittlerweile für einige wohl etwas angestaubtes "Modell Freiburg" spaltete auch die Fans. Nachdem der Abschied vom Studienrat für Sport und Sozialkunde bereits im Dezember 2006 von der Freiburger Führungsetage beschlossen worden war, formierte sich eine Initiative "Wir sind Finke". Allerdings verpasste diese deutlich ihr Ziel, eine außerordentliche Mitgliederversammlung sowie Finkes Weiterbeschäftigung zu erzwingen.

Bei seinem Abschied im Mai 2007 wünschte sich der von einigen Wegbegleitern als dickköpfig beschriebene Finke bezeichnenderweise den Song "Je ne regrette rien" ("Ich bereue nichts"). Mit ihm verschwand auch ein anderes Relikt aus Freiburg: Der weiße Strandkorb, der seit der Saison 2001/2002 bei Heimspielen als Trainerbank diente.

Ob der guten Leistungen der aufstiegsambitionierten Breisgauer unter Finkes Nachfolger Robin Dutt in dieser Saison titelte Die Welt im Oktober 2007 gar "Freiburg vergisst Finke". Das dem nicht so ist, beweist die Geburtstagsanzeige des Sportclubs in der jüngsten Ausgabe der Stadionzeitung ("Heimspiel"): "Der SC Freiburg gratuliert - Volker Finke wird 60."

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