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Wie Kühe den spanischen Fußball retten
Stille Wasser sind tief

Wie Kühe den spanischen Fußball retten
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Kühe sind die wortlosen Herrscher über stillgelegte Fußballäcker. Doch in ihrem vermeintlichen Nichtstun vollbringen sie wahre Wunder, wie Tim Jürgens, viele Jahre nachdem er seiner ländlichen Heimat den Rücken kehrte, erkennen muss.

Es soll im Ruhrgebiet Kinder geben, die bis in die Pubertät hinein eine Kuh nur aus Büchern kennen. Das zumindest brachte man uns in der Schule bei. Wir Viertklässler waren angesichts solcher Nachrichten immer sehr traurig, welch karges Leben die Menschen da im Ruhrpott führten. Und wir fragten uns, ob es sich bei diesem Landstrich wohl um ein weitgehend überdachtes Gefängnis handelte oder um ein Raumschiff, diese keimarme Welt, die wir nur aus dem TV kannten und die von einem Mann namens Cpt. Kirk befehligt wurde.

Dazu müssen Sie wissen, dass ich in Ostfriesland groß geworden bin, wo die Schwarzbunten ein ständiger, meist stiller Begleiter auf meinem Weg zur Schule oder zum Violinunterricht waren. Von der Wiese, an der ich auf meinem Fahrrad vorbei musste, schauten mir die Tiere tag- ein tagaus zu und warfen mir, auf Graskrumen kauend, melancholische Blicke zu. Was ich sagen will: Ich meine zu wissen, was Kühe so drauf haben. Und doch überraschen mich diese Tiere immer wieder. Und das nicht nur, weil sie mir ab und an als leckeres Steak auf dem Teller ein großes Glück bescheren. Okay, selbst der Mist einer Kuh ist also zu irgendwas nütze

Vor einigen Jahren kam etwa ein guter Freund aus meiner Lebensperiode in Ostfriesland auf eine interessante Idee: Bernd Eilts, Künstler wie auch Lebenskünstler, formte aus den Stoffwechselprodukten der Rinder Gemälde. Kein Witz. Bernd machte es sich zur Aufgabe, aus Kuhfladen eigene Kunstwerke entstehen zu lassen und mit dem Verkauf dieser Produkte seinen kargen Lohn als Nachtportier eines Groninger Hotels aufzubessern. Wenn Sie es interessiert: Googeln Sie einfach mal nach Bernd Eilts und Kuhfladen im Internet. Sie werden ihn finden! Ich, damals angesichts seiner Kreativität durchaus überrascht, um nicht zu sagen beunruhigt, dachte mir: »Okay, selbst der Mist einer Kuh ist also zu irgendwas nütze. Hätten wir das auch.«

Aber die Geschichte geht weiter. Jetzt macht sich sogar ein spanischer Amateurligist die Exkremente des Viehs zunutze, um die leere Klubkasse aufzubessern. Amoeiro CF aus Ourense verkaufte 6000 Quadrate seines Spielfelds an spendenwillige Fans für jeweils zehn Euro pro Parzelle. Jedes Landstück war gleichzeitig ein Los in einer Tombola, in der u. a. ein Auto verlost wurde. Die Kuh »Rubia« wurde nun vor 2000 Zuschauern als Glücksfee auf den Platz geschickt, um mit ihrem Dung die Gewinner zu küren. Mit anderen Worten: Die Parzelle, auf die das Vieh seinen größten Haufen machen würde, sollte der Hauptgewinn sein. Das Stück 4279 machte die Kuh dann pflichtbewusst so richtig voll, und das Auto wechselte seinen Besitzer. Auch die angrenzenden Parzellen wurden von dem üppigen Auswurf des Rindviehs benetzt und deren Besitzer mit einem Motorrad und einer Urlaubsreise belohnt. Nicht nur der Teufel kackt demnach auf den größten Haufen. 30000 Euro soll der Klub mit der Kuh-Tombola erlöst haben.

Ich habe einen weiteren guten Freund, der aus einem unerfindlichen Grund immer am lautesten lacht, wenn in einem Witz Fäkalien vorkommen. Ich hoffe, er kriegt sich angesichts dieser Story überhaupt wieder ein. Und ich hoffe, dass die Kinder im Ruhrgebiet in Zukunft schon im Kindergartenalter Wallfahrten zu nahe gelegenen Weiden machen.

Denn inzwischen weiß ich: Die Kühe sind nicht nur williges Schlachtvieh, nein, sie sind heilige Tiere.

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