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Keine guten Vorzeichen für geplante NRW-Liga
Forderungen sorgen weiter für dicke Luft

Kaum ein Oberliga-Stadion wird den Anforderungen des Verbands derzeit gerecht (RS-Foto: tr).
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Am Mittwochabend lud der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband (WFLV) Vertreter der Ober- und Verbandsligen zu einer Informationsveranstaltung hinsichtlich der kommenden NRW-Liga, die schon in einem halben Jahr die Oberligen Nordrhein und Westfalen ersetzen wird. Der Anforderungskatalog des Verbands an die möglichen Teilnehmer dieser Liga ist 72 Seiten stark und beinhaltet zahlreiche bauliche, wirtschaftliche und organisatorische Auflagen, die derzeit kaum ein Kandidat erfüllen kann. Schnell herrschte "dicke Luft" im Tagungssaal.

Die rund 80 Teilnehmer der Tagung machten ihrem Ärger Luft. Realitätsfremd, überzogen und wirtschaftlich nicht tragbar seien die Auflagen, um eine Zulassung zur fünften Spielklasse zu erhalten. Durchaus nachvollziehbare Argumente. Bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel der 2,20 m hohe Zaun, der sowohl außerhalb der Anlage, als auch zur Trennung zwischen Innenraum und Gästebereich gefordert wird, passen den chronisch klammen Amateurvereinen sicherlich nicht in das Finanzkonzept, das ohnehin keine großen Sprünge erlaubt.

Das ganze vor dem Hintergrund, dass Fernsehgelder wegfallen und die regulären Abgaben an den Verband drastisch erhöht werden. Die Zulassungsgebühr wird sich mit 1.500,- Euro verzehnfachen, pro Spiel verlangt der Verband in Zukunft 5 % der Einnahmen durch den Kartenverkauf, mindestens jedoch 250,- Euro. Die zahlreichen Amateurvereine, die zuletzt immer häufiger in höchsten Finanznöten stecken, werden also demnächst noch öfter zur Kasse gebeten. Dazu kommt das Verbot, alkoholhaltige Getränke auszugeben. Eine Vorschrift, die erfahrungsgemäß zu starken Umsatzeinbußen im Catering führen wird.

Heinz-Leopold Schneider, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses, zeigt nur bedingt Verständnis für die Sorgen der Klubs und gibt den schwarzen Peter direkt weiter: "Diese ganzen baulichen Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit sind Forderungen des Deutschen Städtetags und der Polizei, die wir auf Verbandsebene weitergeben müssen. Außerdem soll diese Liga für Qualität stehen."

Besonders kritisch kommentierte die Versammlung die zeitliche Planung des Verbands. So müssen die kompletten Bewerbungsunterlagen bis zum 17. März beim Verband vorliegen - inklusive Nachweis der baulichen und organisatorischen Vorraussetzungen. Zwar betonten die Funktionäre, dass man den Vereinen beratend zur Seite stehen möchte, eine Komission hierfür gibt es allerdings noch nicht. Wie der Verband dieses Vorhaben umsetzen möchte bleibt fraglich - die Zeit rennt.

Darüber hinaus bleibt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Sicherlich braucht kaum ein Fünftligist zehn Arbeitsplätze für Journalisten, dazu drei separate Telefonleitungen - vor allem im Zeitalter des Mobilfunks. Schneider: "Wir gehen davon aus, dass jeder NRW-Ligist die Ambitionen hat, irgendwann den Sprung in die Regionalliga zu schaffen. Spätestens dann tauchen ähnliche Probleme auf, die wir mit dieser Regelung im Vorfeld verhindern können."

Im Klartext: Der Verband verlangt von aktuellen Viert- und Fünftligisten, dass man schon in knapp vier Wochen die Voraussetzungen für die übernächste Spielklasse mitbringt, ungeachtet der sportlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Übergangslösungen seien zwar möglich, jedoch werde kein Verein die Probleme aussitzen können. "Die Teilnahme an der Liga ist keine Pflicht. Wer nicht will oder kann, der muss halt nicht", erklärte Schneider, erntete aber Unverständnis.

Die "Wundertüte" NRW-Liga wird kommen, daran gibt es keinerlei Zweifel. Unter diesen Voraussetzungen werden einige Vereine jedoch schon bei der Stadionabnahme scheitern. Der Eindruck, dass beim Verband die Nähe zur Basis fehlt, verhärtet sich. Harald Mayer, Mitglied des DFB-Sicherheitsausschusses, eröffnete seinen Vortrag mit der Anmerkung, dass er die meisten teilnehmenden Vereine gar nicht kenne.

Die plakativ anmutende Ankündigung des Gremiums, dass die NRW-Liga ähnlich attraktiv daherkommen wird wie die Oberliga West, sorgte bei den geschichtssicheren Vereinsvertretern für allgemeine Belustigung. Während sich in der 1947 gegründeten Liga, die 1963 von der Bundesliga abgelöst wurde, Vereine wie Borussia Dortmund, Schalke 04, Rot-Weiss Essen und der 1. FC Köln duellierten und die Kampfbahnen aus allen Nähten platzten, wird die Partie zwischen Germania Dattenfeld und dem VfB Hüls wohl kaum ein Publikumsmagnet.

Einen ausführlichen Bericht (inkl. Stimmen der Teilnehmer) finden Sie in der Donnerstagsausgabe des RevierSport.

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