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WSV: Lintjens rechnet gnadenlos mit den Verantwortlichen ab
„Von Tuten und Blasen keine Ahnung“ - Kreß: "Hanebüchen"

Lässt kein gutes Haar an den WSV-Verantwortlichen: Sven Lintjens (Foto: firo).
Lässt kein gutes Haar an den WSV-Verantwortlichen: Sven Lintjens (Foto: firo).
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Mit einer Nachricht auf der Taktiktafel verabschiedete sich Sven Lintjens von seinen Mitspielern. „Hi Jungs, viel Glück für die Rückrunde! Ihr werdet es schaffen und ich würde mich freuen, wenn wir uns nächstes Jahr in der zweiten Liga wiedersehen“, war da zu lesen, verbunden mit der deutlichen Adresse: „Für die Mannschaft“. „Wir hatten eine Riesentruppe, aber was im Umfeld passiert, das hat mit Fußball nichts zu tun“, betont der Techniker, der kurz vor Schließung der Transferliste zum SC Paderborn wechselte.

Rein sportlich stellt das Zweitliga-Schlusslicht nicht wirklich eine Verbesserung dar, doch darum ging es Lintjens nicht. „In Wuppertal wurde mir der Spaß genommen“,´betont der 31-Jährige. Er meint damit Präsident Friedhelm Runge, der ihm im Nachhinein die menschlichen Qualitäten abspricht. Auch Trainer Wolfgang Jerat, dessen Führungsstil er nur selten nachvollziehen konnte. Vor allem aber meint er Georg Kreß, der aus Lintjens’ Sicht kein adäquater Ersatz für den entlassenen Sportlichen Leiter AchimWeber ist.

„Ich bin aus persönlichen Gründen gegangen. Es wurde intenrum viel Blödsinn erzählt, zudem wurden die Leute von oben herab behandelt. Die Öffentlichkeit muss mal erfahren, was bei uns abläuft. Zu unserem Torwarttrainer Herbert Becker hat Herr Kreß im Trainingslager gesagt, dass er ihn nicht mehr ernst nimmt, seitdem er weiß, wie wenig er beim WSV verdient, und dass er für ihn nicht mehr zum Trainerteam zählt“, nennt Lintjens ein Beispiel für den Ton im Umfeld.

Doch auch sonst wurde in den Tagen auf Mallorca nicht immer ein professionelles Bild abgegeben: „Ich bekam irgendwann einen Anruf von Dirk Heinzmann, ob ich ihm Geld für die Behandlung im Krankenhaus leihen könnte. Herr Kreß hatte nämlich keins dabei und hat sich auch sonst um nichts gekümmert.“ Sein Fazit: „Es passte einfach nicht zusammen. Intern nennen wir Kreß nur den Magneten, weil er immer an Herrn Runge hängt. Der hat von Tuten und Blasen keine Ahnung und sagt immer nur schön Ja und Amen zu allem, was von oben kommt.“

Der Groll des Familienvaters ist auch Tage nach der Trennung noch nicht verraucht, ebenso wenig wie der Kontakt zu den ehemaligen Team-Mitgliedern abreißt. „Bis auf zwei oder drei haben mich alle Jungs direkt angerufen, ich war richtig gerührt. Wir haben dann auch gleich vereinbart, dass ich die ganze Truppe zu einer Abschiedsparty bei mir zu Hause einladen werde. Wir sind immer noch eine eingeschworene Einheit, wir haben beim WSV viel mitgemacht und immer zusammengehalten“, berichtet Lintjens.

Daher konnte er sich bis vor kurzem auch noch keinenWechsel vorstellen, nachdem die Offerte aus Kaiserslautern im Dezember abgeschmettert worden ist: „Mir wurde gesagt, dass sich im Umfeld alles ändern würde. Und die Jungs sind eh überragend, deswegen wollte ich bleiben.“ Das hat sich nach den jüngsten Ereignissen erledigt. Vor allem, da der SCP nach dem Bayern- Spiel den Kontakt auffrischte. „Er ist ein Offensiv-Mann, der auf mehreren Positionen im Mittelfeld eingesetzt werden kann und Torgefahr ausstrahlt. So einen haben wir gebraucht. Im Sommer hatten wir schon Interesse, damals hat er sich früh für Wuppertal entschieden“, betont Paderborns Geschäftsführer Sport Michael Born.

Der durfte sich nun über ein echtes Last Minute-Schnäppchen freuen, weil er weniger als die Hälfte der Ablöse zahlen musste, die er eingeplant hatte. Unter vorgehaltener Hand spricht man von 75.000 statt ursprünglich eingeplanter 200.000 Euro. „Man kann ja mal anrufen und nachfragen. Und Wuppertal hat sich direkt entschieden, dass man Sven abgibt. Aber Zahlen werde ich nicht verraten“, erklärt Born mit einem verräterischen Lächeln.

Entscheidungsfreudig war man bei den Bergischen auch in der Frage, wie das eingenommene Geld reinvestiert werden soll. „Wenn ich höre, dass sie kurzfristig noch Ailton oder Domi Kumbela haben wollten, frage ich mich, ob sie überhaupt wissen, welche Position ich spiele. Das ist ja so, als ob man sein Auto verkauft, sich dafür einen Fernseher holt und sich dann wundert, warum man mit dem Flachbildschirm nicht fahren kann“, schüttelt Lintjens den Kopf. Und hofft nun, in Paderborn besser aufgehoben zu sein.

Nachgefragt bei Wuppertals Georg Kreß

WSV-Manager Georg Kreß, wie reagieren Sie auf die Vorwürfe von Sven Lintjens?

Das ist hanebüchen, ich bin sehr überrascht.Was soll ich dazu sagen? Als er bei mir im Büro war, sagte er zu mir, dass sein Abgang nicht am Präsidenten Friedhelm Runge lag und schon gar nicht an mir.

Lintjens bestreitet diese Aussage...

Zur Sache mit Dirk Heinzmann: Ich hatte durchaus Geld auf Mallorca dabei, er musste es nur kurz ausleihen und hat es nach drei Stunden zurückbekommen. Und zum Umgang mit Herbert Becker kann er sich gar nicht äußern, weil er nicht dabei war.

Also lassen Sie die Vorwürfe auch nicht als Grund für den Abgang gelten?

Nein. Sven hatte die Möglichkeit in die Zweite Liga zu wechseln. Die hat er halt wahrgenommen. Wir haben so kurzfristig nicht mehr mit einem Wechsel gerechnet, haben aber trotzdem für Alternativen im Mittelfeld gesorgt. Marc Narewsky spielt seine Position, auch Victor Hugo Lorenzón muss nicht zwangsläufig in der Innenverteidigung agieren.

Kurzfristig geisterten die Namen Ailton und Domi Kumbela in Wuppertal herum...

Wir haben über die Namen nachgedacht, sie aber nicht mehr angesprochen. Ailton war schon erledigt und Kumbela stand kurz vor der Unterschrift in Braunschweig. Daher war nichts mehr zu machen, weil wir keine Panikkäufe tätigen wollten. Warum hat man Lintjens überhaupt gehen lassen?

Wenn jemand schon zum Anfang derWinterpause mit anderen Vereinen liebäugelt, kann es um seine Loyalität nicht so besonders bestellt sein. Man muss nur sehen, wo er schon überall gespielt hat. Es können nicht immer die anderen Schuld haben.

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