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Bochum: Marcel Koller und Stefan Kuntz im Interview
„Er will, ich will“

Schnupperkurs: Stefan Kuntz und Marcel Koller mussten sich erst einmal aneinander gewöhnen. (Foto: firo)
Schnupperkurs: Stefan Kuntz und Marcel Koller mussten sich erst einmal aneinander gewöhnen. (Foto: firo)
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Stefan Kuntz und Marcel Koller haben dem VfL Bochum mit Platz 8 eine der erfolgreichsten Spielzeiten seiner Geschichte beschert. Hier erklären Manager und Trainer, wie sie das gemacht haben, ob vielleicht sogar mehr drin ist und warum beide einige Zeit benötigten, um sich aneinander zu gewöhnen.

Herr Koller, wissen Sie eigentlich, welchen Rekord Ihr Klubmanager hält?

Marcel Koller: Vielleicht irgendetwas mit Torschützenkönig?

Hätten wir auch vermutet. Nein, er ist der Mann mit den meisten Länderspielen, ohne ein einziges davon verloren zu haben.

Koller: Das wusste ja nicht mal er selbst (lacht). Stefan Kuntz: Ich habe 25 Länderspiele gemacht, davon bin ich 15 Mal eingewechselt worden. Und was machen die Medien wieder daraus? Halten Sie denn auch einen Rekord, Herr Koller?

Koller: Ja, mehrere, aber ich schreibe die nicht auf. Einen weiß ich allerdings noch: Zumindest als ich als Spieler aufgehört habe, war ich der erfolgreichste Schweizer Titelsammler aller Zeiten, mit sieben Meisterschaften und fünf Pokalsiegen.

Gemeinsam haben Sie in der letzten Bundesligasaison den VfL Bochum zum inoffiziellen Ruhrgebietsmeister gemacht. Bedeutet Ihnen das etwas oder taugt das nur als schöner Marketinggag?

Kuntz: Es ist ein Marketinggag, aber dahinter steckt etwas anderes. Nämlich, dass wir mit einer extrem guten Rückrunde einen achten Platz erreicht haben, dass wir uns weiterentwickelt haben und langsam dahin kommen, wo wir hin möchten. Finden Sie es ungerecht, dass Ihre Nachbarn aus Schalke und Dortmund so viel populärer sind? Koller: Nein, die haben eine ganz andere Tradition. Bochum hat noch nie einen Titel geholt. Ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann und ob man da sauer sein soll. Wir sind der VfL Bochum und versuchen, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Natürlich fragt man sich schon mal, was wäre, wenn man viel Geld hätte und immer noch genauso gut arbeiten würde.

Kuntz: Die Sache hat ja auch Vorteile. Wir können dadurch familiärer sein. Wenn der Druck von außen größer wird, sei es durch sportlichen Misserfolg oder, irgendwelche Streitereien, dann können wir das ganz gut aushalten. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn wir 50 000 Dauerkarten und ein Budget von 100 Millionen hätten.

Ärgert es Sie nicht, dass Sie auch nach einer glänzenden Spielzeit wie zuletzt kaum mehr Dauerkarten verkauft haben? Kuntz: Wir sind erst 1971 in die Bundesliga aufgestiegen. Schalker und Dortmunder haben Meisterschaften gewonnen und Nationalspieler abgestellt, auch die Essener. Dieser Tatsache laufen wir hinterher. Wir haben unsere Öffentlichkeitsarbeit auf die ganz Jungen ausgerichtet, die noch nicht für den VfL verloren sind.

Wie so viele Klubs waren auch Sie in diesem Jahr schon mal Bayern-Jäger. Hat Sie das amüsiert?

Kuntz: Ich habe mich amüsiert, dass man nach dem 2. oder 3. Spieltag überhaupt einen Bayern-Jäger gekürt hat.

Nun, in Bielefeld hat man das ernster genommen – und dann ist der Schuss nach hinten losgegangen.

Kuntz: Der Realitätssinn ist bei uns sehr ausgeprägt. Drei Spieltage sind wie neun Meter bei einem 100-Meter-Lauf. Es kann schon mal sein, dass ich beim Start nur einen Meter hinter dem Deutschen Meister bin. Aber es wäre vermessen, dieses Spiel mitzumachen. Koller: Der Anstoß dazu kommt ja nicht aus den Vereinen. Die Journalisten brauchen einen Bayern-Jäger.

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