Wie gesagt: theoretisch. Denn der Weg in den DFB-Pokal ist lang - sehr lang. Die erste Stufe ist in NRW der Kreispokal. Er ist der Ort für die kleinen Sensationen und Triumphe. Kreispokal ist praktisch immer: Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen unterteilt sich in 34 Kreise, die Wettbewerbe werden in höchst unterschiedlichen Modi ausgespielt.
Vielen ist der „Cup“ dabei herzlich egal. Besonders in Großstädten wie Dortmund oder Essen verzichten viele B- und C-Ligisten auf die Teilnahme, die größeren Amateurklubs haben ebenfalls nur wenig Interesse. Aber es gibt auch die Gegenbeispiele. Denn schon so mancher Kreisligist erlebte einen Hauch von der großen Pokalwelt.
Dies gilt erst recht für den Verbandspokal, die nächste Stufe, auf der neben den Kreispokal-Gewinnern auch die Ober- und Regionalliga-Vertreter in den Wettbewerb eingreifen. Zumeist ist für die unterklassigen Überraschungsteams dort schnell Schluss. So durfte der Dortmunder A-Ligist SC Dortmund 97/08, Kreispokalfinalist 2006, im Erstrunden-Match gegen das Oberliga-Team der SpVgg. Erkenschwick lange von der Sensation träumen, unterlag aber am Ende mit 0:1. In der laufenden Saison scheiterten die letzten Teams unterhalb der Landesliga in der zweiten Runde.
Ein Pils auf den "kleinen Pott": Die SG Wattenscheid 09 II feiert den Gewinn des Kreispokals
Für die höherklassigen Amateure ist der Verbandspokal jedoch die ultimative Gelegenheit, die große Bühne zu erreichen. Denn neben den 36 Profimannschaften sind gleich 28 Amateurvereine in der ersten DFB-Pokal-Runde mit dabei. Aus den Regionalligen sind nur lediglich die beiden Erstplatzierten teilnahmeberechtigt. Hinzu kommen die Gewinner der 21 Verbandspokale. Die drei größten Verbände Bayern, Niedersachsen und Westfalen dürfen zudem den unterlegenen Finalisten entsenden.
Manche Kreise und Verbände verstanden es, aus den Pokalwettbewerben ein Geschäft zu machen und sie zu vermarkten. Am Niederrhein ist die Firma „Diebels“ Namensgeber für den Verbandspokal, den Kreispokal in Bochum sponsert die Fiege-Brauerei. Für die Vereine sind die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, eher begrenzt. Kaum ein Pokalspiel unter der Woche zieht übermäßig viele Zuschauer an, finanziellen Mehrwert könnte höchstens ein Finale oder das absolute Traumlos bringen.
Sternstunde des DFB-Pokals: Günther Netzers Tor gegen Köln im Endspiel 1973.
Dies ändert sich, wenn der Schritt in die erste DFB-Pokal-Runde dann doch gelingt und ein Duell mit einem Profi-Klub sechsstellige Summen in die Vereinskasse spült. Als Westfalia Herne - in den 70er Jahren ein DFB-Pokal-Stammgast - im Sommer 2006 als Westfalenpokal-Sieger mal wieder in Runde eins vertreten war, hatte man mit Zweitligist Erzgebirge Aue nicht einmal ein besonders attraktives Los erwischt. Dennoch kamen 8000 Zuschauer und erweckten am Schloss Strünkede die Erinnerung an vergangene Glanzzeiten wieder. Der Geldregen war nur ein kurzer Schauer – heute steckt die Westfalia mal wieder in finanziellen Schwierigkeiten.
Die Amateurvereine aus dem Revier zeigten sich in Sachen Pokal-Überraschungen besonders in der jüngeren Vergangenheit sehr zurückhaltend. Die ewigen Sensationsteams tragen Namen wie Vestenbergsgreuth, Magdeburg oder Ulm. Was Pokalerfolge angeht, hat das Revier allerdings mit Schalke, Dortmund oder RW Essen eine große Tradition.
Ab der übernächsten Saison steht die Rolle des DFB-Pokals - und damit auch seiner untergeordneten Wettbewerbe - auf dem Prüfstand. Denn mit der Einführung der 3. Profi-Liga ergibt sich eine neue Situation. Ob dann der Weg für alle Vereine zum Pokalruhm immer noch frei ist, erscheint durchaus fraglich.