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Hannawald: "Die Straße hat viele Löcher"
"Das ganze System ändern"

Hannawald: "Das ganze System ändern"
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2002 gewann Sven Hannawald die Vierschanzentournee und machte sich damit in Deutschland zur Skisprung-Legende. Zwei Jahre später beendete er im Alter von 30 Jahren seine Karriere, nachdem er am Burn-Out-Syndrom erkrankt war. In einem Interview sprach "Hanni" über die prekäre Situation im deutschen Skispringen kurz vor Beginn der Vierschanzentournee.

"Sven Hannawald, wie erleben Sie so kurz vor der Vierschanzentournee die Situation im deutschen Skispringen?"

Sven Hannawald: "Es tut weh, was im deutschen Skispringen derzeit abgeht. Es wird immer mit früheren Zeiten verglichen. Vor allem im Nachwuchs ist viel verschlafen worden. Im Biathlon oder in der Kombination taucht jede Saison ein neues Gesicht auf. Zum Beispiel jetzt der Frenzel bei den Kombinierern." "Es gibt heftige Diskussionen, ob man Peter Rohwein als Bundestrainer entlassen sollte ..."

Hannawald: "Bei der WM 2003 hat es das gleiche Theater wegen Reinhard Heß gegeben. Da hat man gesehen, was es ausmacht. Es hat sich Unruhe breitgemacht, und die ist garantiert nicht förderlich für die Tournee. Damals ist alles zusammengebrochen, weil jeder den Fehler auf den anderen geschoben hat. Wichtig ist jetzt, dass sich alle an einen Tisch setzen."

"Ist Rohwein an der Misere schuld?"

Hannawald: "Letzten Endes steht der Bundestrainer für alles gerade. Am Ende zählt nur der Erfolg. Aber ich glaube nicht, dass es nur der Bundestrainer ist. Mit einem anderen Gesicht hofft man, dass man kurzfristig vorwärts kommt. Das wird in dieser Saison so oder so sehr schwer. Wenn man einen Stein auswechselt, wird es nicht reichen. Die Straße hat viele Löcher. Wenn, dann müsstest du das ganze System ändern. Wie bei einem Computer - der komplette Neustart." "Könnte der Name Hannawald eine Rolle spielen?"

Hannawald: "So eine Position wie mit dem Bierhoff im Fußball gibt es im Skispringen nicht. Zurzeit wird das von Theoretikern in die Hand genommen. Aber Theorie und Praxis sind oft ein himmelweiter Unterschied. Das habe ich als Springer oft genug erlebt." "Können Sie sich vorstellen, irgendwann Ihr Wissen als Trainer im Skispringen weiterzugeben?"

Hannawald: "Trainer ist eine Position, in der man über allen steht. Das gibt Selbstbewusstsein. Da muss man Trainingspläne machen und sich mit den Athleten beschäftigen. Ich sage beruflich zu nichts mehr grundsätzlich nein. Ich verändere mich als Mensch. Aber da müsste ich schon eine Trainerschule machen." "Aber erstmal kehren Sie bei der Tournee als Experte des ZDF auf den Bildschirm zurück ..."

Hannawald: "Das ist erstmal die Tournee, nichts Verpflichtendes über die ganze Saison. Die Tournee war schon immer das Größte für mich. Ich sehe bei den beiden Springen, ob es mir liegt. Danach sehen wir weiter."

"Vor zwei Jahren haben Sie einen Job bei der ARD noch abgebrochen, weil Ihnen das Zuschauen bei Ihrer großen Liebe Skispringen noch zu weh getan hat ..."

Hannawald: "Ich habe gemerkt, dass ich jetzt hinter das Thema aktives Skispringen einen Haken gemacht habe. Vor zwei Jahren wollte ich gar nichts davon wissen, weil es mir zu weh getan hat. Deshalb habe ich damals den ARD-Job nicht weitergemacht, weil ich erstmal nur meine Ruhe haben wollte. Mein Körper hat einfach die Auszeit gebraucht. Jetzt habe ich wieder richtige Lust, im Skispringen zu arbeiten. Und den ganzen Tag zu Hause sitzen, das ist nichts für mich. Ich merke, dass mir langweilig geworden ist. Viele Leute wissen nur nicht, wie es mir geht."

"Glauben Sie, dass Thomas Morgenstern alle vier Tournee-Springen gewinnen und damit Ihren Rekord einstellen kann?"

Hannawald: "Natürlich ist Morgenstern Favorit. Das ist einer, der sich für meinen Rekord anbietet. Es wäre ein komisches Gefühl, wenn mein Rekord bei der Tournee weg wäre. Es wünscht sich jeder, dass so ein Rekord für die Ewigkeit ist. Aber auch der Ahonen schießt sich ein, Malysz hat Erfahrung, und Schlierenzauer ist ebenfalls ein Kandidat."

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