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WSV Borussia – Die Hinrundenbilanz 2007/08
Nerven können am Ende entscheiden

WSV Borussia – Die Hinrundenbilanz 2007/08
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Hinter dem WSV Borussia liegt ein turbulentes erstes Halbjahr. Sprung auf Platz eins, Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals, der Wechsel auf dem Manager-Posten – für Gesprächsstoff war immer gesorgt. Doch ist der Verein tatsächlich aufstiegsreif. RS analysiert es – in der Bilanz zur Hinrunde 2007/08. Ausgangslage: Als einziger Regionalligist positionierte sich der WSV schon vor der Saison deutlich, gab den Aufstieg als Ziel aus.

Die Mannschaft stand so von Beginn an unter Druck – und kann mittlerweile besser damit umgehen. Dennoch ist klar, dass der Klassen-Sprung kein Selbstläufer wird – zumal ein viel zu großes Augenmerk auf das Pokal-Highlight gegen Bayern München in der Schalker Arena gelegt wird. Das ist zwar ein tolles Erlebnis für die Kicker, lenkt aber stark vom Tagesgeschäft ab – zumal das Cup-Match zweieinhalb Wochen vor dem Restrunden-Auftakt über die Bühne geht und sich die Vorbereitungs-Zeit somit extrem verkürzt. Torhüter Christian Maly ist weiterhin die unumstrittene Nummer Eins und wird nicht umsonst in schöner Regelmäßigkeit beim FC St. Pauli als Neuzugang gehandelt. Der 32-Jährige ist beständig wie kaum ein anderer, wird auch in der Rückrunde nicht zu verdrängen sein. Zumal sein Ersatzmann Sascha Samulewicz die in ihn gesetzten Erwartungen bislang nicht erfüllen konnte. Der Ex-Dortmunder leistete sich im Oberliga-Team einige Patzer, genießt seitdem nicht mehr das volle Vertrauen der Verantwortlichen. Das geht so weit, dass sogar über eine Winter-Verpflichtung von Lübecks Michael Frech spekuliert wird. Abwehr Die Viererkette präsentierte sich zwischenzeitlich arg anfällig, hat sich mittlerweile aber stabilisieren können. Was vor allem daran liegt, dass Daniel Voigt sein Kopf-Problem gelöst hat und in der Innenverteidigung gemeinsam mit Michael Stuckmann sehr solide auftritt. Auf der rechten Außenschiene liefern sich Dennis Malura und Marco Neppe ein enges Rennen, links ist Michael Lejan gesetzt. Und zur Not steht mit André Wiwerink für links und die Zentrale ein Mann bereit, der vor allem im DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin seine Klasse unter Beweis gestellt hat. Dennoch sind die Überlegungen, einen Defensiv-Allrounder hinzuzuholen, durchaus nachvollziehbar. Mittelfeld Ob als Raute, Kette oder was auch immer: Das Mittelfeld ist das Prunkstück der Bergischen. Die Besetzung ist überdurchschnittlich und, was auch nicht ganz unwichtig ist: die Akteure harmonieren miteinander. Das fängt schon auf der Sechser-Position an, die für gewöhnlich von Sven Lintjens besetzt wird. Der Ex-Siegener ist ein Quarterback, wie man ihn sich wünscht. Was vor allem an seinen Stärken im Spielaufbau liegt, aber auch an der glänzenden Übersicht. Über die verfügt auch Mike Rietpietsch, der in Top-Form ein exzellenter Strippenzieher auf der Zehner-Position ist. Und im Verletzungs-Fall jederzeit von Lintjens ersetzt werden kann. Auf den Halb-Positionen haben sich Manuel Bölstler und Tim Jerat festgebissen. So sehr, dass mit Hüzeyfe Dogan ein Ex-Profi mit der Reservisten-Rolle vorlieb nehmen muss. Das gilt noch auch für Jan Hammes, der aber immer stärker in die erste Elf drängt. Zudem steht mit Lucas Oppermann ein weiterer vielseitiger Youngster parat, den man jederzeit bedenkenlos bringen kann.

Sturm Auch hier ist man mit Mahir Saglik und Tobias Damm überdurchschnittlich besetzt, die es zusammen bereits auf 21 Treffer bringen. Das Duo versteht sich auch privat blendend, das macht sich auf dem Platz bemerkbar. Niemand neidet dem anderen einen Treffer, der besser postierte Nebenmann wird meistens gesehen. Bei so viel positivem darf freilich nicht verschwiegen werden, dass Damms letzter Einschlag vom 26. September datiert. Trainer Wolfgang Jerat schenkt dem Goalgetter trotz der Durststrecke weiter das Vertrauen – man darf sich fast sicher sein, dass sich das bezahlt machen wird. Der Dritte im Bunde ist Dirk Heinzmann, der allein schon aufgrund seiner Kopfball-Stärke für die Joker-Rolle prädestiniert ist – auch wenn er es nicht gerne hört. Stärken Spielerisch kann man die Gegner an guten Tagen an die Wand spielen. Der WSV hat eine Vielzahl feiner Techniker in seinen Reihen, die sich bereits höherklassig bewiesen haben. Trotzdem sind Akteure wie Rietpietsch oder Lintjens weiter hungrig. Was letztlich auch den Charakter der Mannschaft widerspiegelt. Man hat den Eindruck, dass die Truppe ein verschworener Haufen ist und durch Rückschläge – auch im Umfeld – eher noch näher zusammengeschweißt wird. Bestes Beispiel: Mahir Saglik, der vor seinem Wechsel an die Wupper als schwieriger Typ galt, stellt sich trotz starker Leistungen in den Dienst der Mannschaft und legt keine Star-Allüren an den Tag.

Schwächen So überzeugend die Offensive, so anfällig ist immer wieder die Defensive. Die Abwehr schafft es zu selten, über 90 Minuten komplett sattelfest zu wirken. Zu oft hat man den Eindruck, dass man immer wieder für einen Schnitzer zu haben ist. Auch deshalb steht man mit 27 Gegentreffern im unteren Bereich der Statistik. Für einen Aufstiegs-Aspiranten muss man öfter auch mal zu Null spielen. Daran wird offenbar gearbeitet, zuletzt blieb man zwei Mal in Folge ohne gegnerischen Einschlag.

Umfeld Friedhelm Runge will endlich den Aufstieg packen, diesem Ziel ordnet er alles unter und öffnet immer wieder seine Privat-Schatulle. Allerdings kam die Absetzung des erfolgreichen Sportlichen Leiters Achim Weber im Team nicht gut an, bei dem Runge atmosphärische Störungen mit Coach Jerat sah. Mit der Inthronisierung des früheren "König Georg" Kreß auf den Manager-Posten tat man sich keinen Gefallen, da beinahe automatisch Spekulationen über eine spätere Trainer-Rolle des einstigen Aufstiegs-Helden hochkommen mussten. Das Verhalten an der Seitenlinie gibt den Unkenrufen zusätzlich Nahrung. Prognose Wenn es gelingt, die Bedeutung des DFB-Pokalspiels realistisch einzuschätzen und sich auf den Liga-Alltag zu konzentrieren, kann der Klassen-Sprung tatsächlich gelingen. Allerdings wird es bis zum Ende ein offenes Rennen geben, bei dem schließlich die besseren Nerven entscheiden werden. Dass die Bergischen mit dem Druck umgehen können, müssen sie in der Rückrunde beweisen.

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