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Fanprojekte kündigen Proteste in Problemzone Sachsen an
"Rückzug aus Dresden ein Skandal"

Fanprojekte kündigen Proteste in Problemzone Sachsen an
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Mit der Forderung nach dem Rückzug vom Rückzug des Landes Sachsen aus der drittelparitätischen Finanzierung der lokalen Fanprojekte ging am Donnerstag eine dreitägige Klausurtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) in Bochum zu Ende. Dem Fanprojekt Dresden, das bislang von der Stadt, dem Land Sachsen und dem DFB finanziert wurde, fehlen dadurch künftig jährlich mindestens 30.000 Euro. "Es ist ein Skandal, dass die Politik dort, wo der größte Handlungsbedarf besteht, einfach wegschaut", will die BAG das "Wegbrechen der Fanbetreuung in Dresden nicht mehr länger hinnehmen", erklärte BAG-Sprecher Ralf Zänger gegenüber RevierSport.

Das sächsische Sozialministerium will die Mittel für die Fanarbeit zum Jahresende komplett gestrichen. Damit wäre der Freistaat das einzige Bundesland, das sich aus der Finanzierung der Fanarbeit vollkommen zurückzieht. Nach einer Sondersitzung am Freitagabend mit dem sächsischen Sozialministerium zeichnete sich allerdings doch eine Lösung ab, dass es irgendwie weitergeht. "Das Gewaltproblem muss dort angepackt werden, wo es entsteht. Das geht an die Adresse der Vereine selbst. Das Problem wird nicht allein durch eine bessere finanzielle Ausstattung von Fanprojekten gelöst", versucht Ministeriumssprecher Ralph Schreiber die umstrittene Maßnahme zu rechtfertigen.

Folge: Sozialarbeiter Sebastian Walleit, dessen Stelle wegfällt, wechselt zum 1. Januar vom Fanprojekt Dresden als Fanbeauftragter zu Borussia Dortmund (RS berichtete). Immerhin hat das Benefizspiel des FC Schalke im Sommer dafür gesorgt, dass die SG Dynamo in Martin Börner ab sofort wieder einen eigenen Fanbeauftragten beschäftigen kann. Unter dem Motto "Gib Gas gegen Gewalt" hatten die beiden Vereine im Juli 65.000 Euro eingespielt. Neben der Festanstellung für Martin Börner konnte das Budget für das Fanprojekt um 25.000 Euro aufgestockt werden.

Erst vor zwei Jahren hatte sich das Fanprojekt Dresden aus dem Verein "DynamoFans Dresden e.V." als Folge immer wieder ausbrechender Gewalt gegründet. " Die Politik hat dort immer noch nicht verstanden, worum es geht", schüttelt Zänger, der mit dem Bochumer Fanprojekt auf 15 Jahre Erfahrung in der Fanarbeit zurückgreifen kann, den Kopf. "Die Politiker sagen, es habe sich nach zwei Jahren nichts zum Positiven verändert. Sozialarbeit mit dem Fan ist aber nur langfristig und präventiv erfolgreich. Ich kann nur etwas verändern, wenn ich ein Vertrauensverhältnis zu meiner Klientel aufbaue. Das geht nicht mit der Brechstange", fordert die BAG laut Zänger, dass sich die Koalition aus CDU und SPD in Sachsen ihrer Verantwortung stellt. "Sachsens Politiker müssen endlich erkennen, dass Verantwortung weiter geht, als in Polizeieinsätze zu investieren", sagt Torsten Rudolph, der Leiter des Dresdener Fanprojektes, der zukünftig mit nur noch einem Kollegen auskommen soll.

Unterstützung bekommen die Streetworker vom DFB und der DFL. "Dr. Theo Zwanziger betont bei jeder Gelegenheit die Unverzichtbarkeit der pädagogischen Fanarbeit, die ihre positive Wirkung aber nur entfalten kann, wenn alle beteiligten Partner dauerhaft ihrer Verpflichtung nachkommen", hofft Zänger deshalb auf ein Einlenken.

Wie bitter nötig die präventive Fanarbeit in Dresden ist, wurde den Verantwortlichen vor knapp zwei Wochen vor Augen geführt. Bei Ausschreitungen im Landesligaspiel zwischen Dynamo Dresdens II und Lok Leipzig randalierten 600 Chaoten und richteten einen Gesamtschaden von bis zu zwei Millionen Euro an. 1500 Polizisten hatten das mit dem für ein Spiel in der fünften Liga größten Polizeieinsatz aller Zeiten nicht verhindern können.

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