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Chelsea - Schalke: Ein Ortstermin an der Stamford Bridge in London
Weltklub und Wellblechzäune

Chelsea - Schalke: Ein Ortstermin an der Stamford Bridge in London
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[b]Tag 1, Dienstag, 23. Oktober 2007: [/b]13:22 Uhr Ortszeit. Nach knapp 80-minütigem Flug von Münster/Osnabrück den ersten Fuß auf Londoner Boden gesetzt, eine Gangway in Heathrow. Zwei freundliche Damen vom Airport-Service begleiten die Journalisten, die wegen der für 15 Uhr angesetzten Pressekonferenz zuerst aus der Air Berlin-Maschine aussteigen dürfen, zum Gepäckband. „Please stick together“, sagt die eine, wir sollen in der Gruppe bleiben.

Doch vor der Taschenausgabe wartet noch die Passkontrolle, denn in London wird die ID auch vor dem Betreten des Terminals gecheckt. Als erstens mehrere Schalter frei werden und hinter uns eine Ladung Passagiere auf die Beamten zusteuert, hat es sich mit der Gruppe, sie löst sich auf. Gut, Heathrow ist so groß wie, sagen wir mal, Mülheim an der Ruhr, aber am Gepäckband finden sich alle wieder.

Jetzt aber hurry up zum Bus, der uns zum Mannschaftshotel „Royal Garden“ fährt. Auf dem Weg einen Blick in den Kensington Park geworfen, erste Eindrücke von London geschnappt. Zuletzt vor sechs Jahren beim Champions-League-Spiel gegen Arsenal, davor zwei oder drei private Besuche an der Themse und, lang ist's her, ein Schüleraustausch.

Okay, keine Zeit für sentimentale Erinnerungen, schließlich wartet im „Royal Garden“ die versammelte Weltpresse auf die Erläuterungen von S04-Trainer Mirko Slomka und Stürmer Peter Lövenkrands zum Kick gegen Chelsea. Der hierfür vorgesehene Raum ist nicht viel größer als ein besseres Wohnzimmer, da hat's sich mit der Weltpresse. Ein paar Kameras, ein Dutzend schreibender englischer Kollegen und der deutsche Tross. Wenn Schalke in knapp zwei Wochen zur PK vor dem Rückspiel gegen Chelsea lädt, wird mehr los sein.

„Who the fuck is Schalke?“ mögen sich die schnöseligen Engländer in Anlehnung an Robbie Williams denken, doch Ross Knox-Holmes, unser perfekt deutsch sprechender Reisebegleiter, belehrt mich eines besseren. „Hier wird schon Notiz von Schalke genommen“, sagt der Fan des FC Millwall und bekennende Chelsea-Ächter. „Gerade seit dem Tor von Christian Pander beim Länderspiel in Wembley ist Schalke ein großes Thema. Schade, dass Pander nicht dabei ist.“

Slomka erzählt dies und Lövenkrands jenes, die englischen Reporter wollen im Grunde mehr wissen als wir, die schon vor dem Abflug in Münster/Osnabrück mit diversen Spielern und Manager Andreas Müller sprechen konnten. Von wegen Königsklasse, Weltstadt, Weltauswahl. Die Aufregung hat sich schnell gelegt, Slomka und Lövenkrands, der aufgrund seiner sechs Jahre bei Glasgow fließend englisch mit einem dänisch-schottischen Akzent spricht, geben den elektronischen Medien noch ein paar Interviews, fertig.

Um 17.30 Uhr ist Abfahrt zum Abschlusstraining an der Stamford Bridge. Die Rush hour im London ist auch nicht mehr das, was sie mal war, wir kommen in 20 Minuten vom Hotel zum Stadion. Als der Verkehr in London-City kollabierte, haben die Stadtväter eine Maut für die Innenstadt verhängt. Für acht Euro am Tag darf man durch, ein nicht wirklich billiges Vergnügen, das sich in der Finanzmetropole aber noch genügend Leute leisten können, bei Mietpreisen von bis zu 100 Pfund/m2 in bester Lage kein Wunder.

Der Mythos, der englische Fußball-Stadien oft umgibt, ist bei der Ankunft an der Fulham Road schnell verblasst. Wie üblich in London, liegt das Stadion hinter der nächsten Straße. Vor dem Stadion ein fettes Hotel, dessen Feuerschutzwand an der Rückseite sogar die Südtribüne überragt und rund um die Arena ein paar billige Wellblechzäune mit Postern von Lampard und Drogba im Hochformat, das war es schon von der schönen neureichen Wirklichkeit der „Blues“.

Am East Stand vorbei geht es in den Presseraum. Auch der atmet den Muff des Zeitlichen, aber das kennt man aus Highbury, der ehemaligen und noch weitaus älteren Spielstätte des FC Arsenal. Hier haben vielleicht 100 Journalisten Platz, was großes Gedränge am Matchday verspricht. Raus auf die Pressetribüne, ein Blick ins Rund. Die Farben Blau und Weiß dominieren, kein schlechter Anfang. Richtiges Prickeln, ein nervöses Gefühl in der Magengegend will sich noch nicht einstellen, es ist ja schließlich erst das Abschlusstraining.

Die Arbeitsbedingungen auf den Medienplätzen gecheckt, es gibt Steckdosen und eine Mini-Neonröhre als Leselampe. Jesses, was ist man von den WM-Arenen in Deutschland und insbesondere der Schalker verwöhnt. Das Mutterland des Fußballs weiß um seine Tradition, da sieht man auch an der Stamford Bridge, wo Roman Abramovich aus städtebaulichen Gründen eben nicht für einige Fantastilliarden einen neuen Fußballtempel für sein Lieblingsspielzeug aus dem Boden stampfen kann. Tja, und so sieht es eben auch auf den schmalen Pressepulten aus, wo neben Notizblock und Notebook kein Arm mehr zum Abstützen draufpasst.

Wird schon werden, denn wichtig ist eh auffem Platz. Dort geht Kevin Kuranyi nach einer halben Stunde des lockeren Abschlusstrainings nach einem Zusammenprall mit Darío Rodríguez in die Knie. Die Schrecksekunde dauert fünf Minuten, dann kann der Stürmer weitermachen.

Zum Abschluss des Tages ein wenig Sightseeing. Mit dem Bus geht’s zum Abendessen in ein Restaurant, das zwar nicht wirklich mit seiner Küche punktet, dafür aber mit einem fast unverstellten Blick auf die Tower Bridge. Tag 2, Mittwoch 24.10.07:

Nach sechs Stunden Schlaf aufgewacht. Was soll’s, London ist eben eine Stadt, die nicht schläft und in der man nicht schläft. Vor dem Frühstück die ersten Texte runtergehauen, man will schließlich noch etwas sehen von der City. Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit, denn technische Probleme am iBook binden den Schreiber bis mittags ans Zimmer.

Da ruft auch schon der Kollege Bunse an. Er ist mit unserem Co-Reporter unterwegs, früh um sieben von Dortmund nach Luton geflogen. Eine Runde um den Picadilly Circus gedreht, dann Treffen in der Half Moon Street. Der Text und ein Foto für die Fanseite müssen ja auch noch auf die Reise, ehe es schon um 16.45 Uhr Ortszeit zur Stamford Bridge geht. Warum so früh? Die örtliche Polizei riegelt willkürlich eine bis zwei Stunden vor dem Spiel die Straße zum Stadion ab, dann kommen nur noch die Mannschaftsbusse und Roman Abramovich durch.

Morgen ist auch noch ein (halber) Tag, denke ich, und verschiebe den Stadtbummel auf den Donnerstag. Dass der Buckingham Palace nur 800 Meter von unserem Hotel entfernt steht, habe ich diesmal leider nicht mitgekriegt. Aber den Stadtsitz der Royal Family und die albernde Garde habe ich 1979 schon einmal gesehen, sie wissen, der Schüleraustausch. Seitdem hat sich an der Prozedur bei der Wachablösung nichts geändert. Heiko Buschmann

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