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FIFA will Torrichter und Ball-Chip testen
"Der Fußball muss menschlich bleiben"

FIFA will Torrichter und Ball-Chip testen
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Oft müssen sich die Schiedsrichter bei strittigen Torentscheidungen auf ihr Gefühl verlassen. In Zukunft könnte ihnen in kniffligen Fällen die Entscheidung aber abgenommen werden. Das Strategie-Komitee des Fußball-Weltverbandes FIFA hat empfohlen, die Klub-WM in Japan (7. bis 16. Dezember) als Testfall für zwei einschneidende Regeländerungen zu nutzen: die Anwesenheit von zwei Torrichtern sowie den im Ball integrierten Mikrochip.

"Der Fußball muss menschlich bleiben, aber wir müssen dennoch versuchen, Fehler zu minimieren", sagte Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sowie Leiter des Strategie-Komitees. Das letzte Wort zum Einsatz der zusätzlichen Offiziellen und des "intelligenten" Balls hat jedoch das für Regeländerungen zuständige International Football Association Board (IFAB), das am 22. Oktober in Glasgow tagt.

"Im Rahmen dieses Treffens wird eine Entscheidung getroffen, ob der Chip-Ball in Japan zum Einsatz kommt", sagte Oliver Brüggen, Sprecher des adidas-Konzerns. Der dem Weltverband nahestehende Sportartikelhersteller arbeitet mit einer millionenschweren Investition mit der Firma Cairos technologies an einem verbesserten Modell des Balls, der beim Test während der U17-WM in Peru vor zwei Jahren nicht fehlerfrei gewesen war.

Das System ähnelt der Funktionsweise einer Lichtschranke. Der Mikrochip sendet bei Überquerung der Torlinie Signale an die um das Spielfeld postierten zwölf Antennen aus. Binnen weniger als einer Sekunde wird der Schiedsrichter informiert. Diese Aufgabe könnten in Zukunft aber auch Torrichter übernehmen. Der Vorteil wäre, dass die Forderung nach einer weltweiten Umsetzung am ehesten zu erfüllen ist. Allerdings gibt Schiedsrichter-Lehrwart Eugen Strigel zu bedenken: "Ein Torrichter muss immer hochkonzentriert sein, ist aber auch nur ein Mensch. Auch da werden Fehler passieren." Zudem ist noch offen, wo die Torrichter positioniert werden sollen. "Die Gefahr, dass ihnen durch Spieler der Blick versperrt wird, ist von überall gegeben", erklärte Strigel.

Dieses Problem würde ein Torkamera-System mit mehreren Geräten weitestgehend ausschalten. "Sie ist unbestechlich und diskriminiert den Schiedsrichter nicht", meinte Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß, der nach einem nicht gegebenen Tor von Nationalspieler Miroslav Klose die Diskussion um Regeländerungen in Deutschland entfacht hatte: "Die DFL muss dieses Thema in Abstimmung mit der FIFA in die Hand nehmen."

Doch die FIFA sieht in der Torkamera-Variante zu viele Nachteile, um sie intensiver zu testen. Zum einen müsste das Spiel wie beim Eishockey bei einer strittigen Szene unterbrochen werden, zum anderen würden die Kosten von etwa 100.000 Euro lediglich Profi-Klubs tragen können. Gleiches gilt für das im Tennis angewandte Hawk-Eye-System, das mit etwa 360.000 Euro sogar weitaus teurer ist. Dennoch drängen die Klubs auf die Einführung technischer Hilfsmittel. "Die Investition lohnt sich, schließlich stehen bei einer umstrittenen Torentscheidung oft Millionen auf dem Spiel", meinte Stuttgarts Manager Horst Heldt. Teammanager Arsene Wenger vom FC Arsenal hält dies für längst überfällig: "Wir spielen ja auch unter Flutlicht und nicht unter Fackelschein, wenn es dunkel ist."

So scheinen Fußball-Nostalgiker mit ihren Bedenken derzeit in der Minderheit zu sein, zumal nach einer neuesten Umfrage 80,5 Prozent der deutschen Fans für die Nutzung der Technik sind. Franz Beckenbauer dagegen will den Mythos "Wembley-Tor" vom WM-Finale 1966 nicht missen: "Wenn irgendwann der Ball zu Dir sagt "Ich war drin", gibt es keine Diskussionen und keine Emotionen mehr."

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