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Frauen-WM: England muss mehr Widerstand leisten als Argentinien
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Frauen-WM: England muss mehr Widerstand leisten als Argentinien
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Das ist eine Gratwanderung bei der Formulierung. Ein 11:0 gegen Argentinien zum Start einer Weltmeisterschaft ist für viele natürlich ein Traumstart, für den sich die Nationalmannschaft auch sicher nicht entschuldigen muss. Birgit Prinz, deutsche Sturmführerin, legt sich nachdrücklich fest: "Es war nicht unsere Schuld, aber es war zu einfach." Man könnte auch deutlicher formulieren.

Am Freitag, 15. September, geht es um 14 Uhr (MESZ, live im ZDF) gegen England weiter, Prinz und Co werden nicht zurückschalten, Sandra Minnert bangt um ihren Einsatz (Trainingsabbruch am Mittwoch). Petra Wimbersky prognostiziert "einen dicken Brocken." Andererseits ist ein solcher Kantersieg - ein höheres Ergebnis gab es noch nicht bei einer WM - für das weltweite Image des Frauenfußballs eher eine Katastrophe. Vor allen Dingen deshalb, weil Trainer José Carlos Borrello beim amtierenden Südamerikameister vor dem Anpfiff den Mund ziemlich voll nahm. Dabei schaute "die ganze Welt auf das Spiel", wie DFB-Stürmerin Sandra Smisek, die zum vierten Mal bei einer WM dabei ist, kritisch bemerkt.

Die Einordnung von Bundestrainerin Silvia Neid - "wir sind zufrieden" - drückt keine Begeisterung aus. Neid flüchtete sich in analytische Sachlichkeit, bot an, "bei jeder Balleroberung die Tiefe gesehen und auch ein gutes Flügelspiel gezeigt" zu haben. Die Leistungsdichte sei größer geworden, wurde vorab betont, das Resultat passt nicht zu dieser Ansicht. Richtig interessant wird es nach der Gruppenphase. Der Endstand wurde in den chinesischen Medien mit einem "Tischtennisspiel" verglichen, von "deutschen Panzern" ist die Rede.

Geplant ist, das Teilnehmerfeld des Endturniers auf 24 Nationen aufzustocken - diese Gedankengänge könnten bei der FIFA schnell verstauben. Marketingtechnisch sind Teams wie Argentinien nicht zu gebrauchen (Smisek: "Ausfaller"), alles auch im Hinblick auf die WM 2011, die in Deutschland stattfinden soll. Bei der ersten WM (auch in China) waren zwölf Länder dabei. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der als Delegationsleiter vom EM-Qualifikationsmatch der Männer im walisischen Cardiff direkt nach Shanghai flog, geht an den Realitäten nicht vorbei, spricht davon, sich "ausführlich über eine Ausweitung Gedanken zu machen." Man könnte auch sagen, Vergrößerung des Feldes wäre blanker Unsinn.

Auch ein WM-Auftakt wie das 11:0 ist als Türöffner, neudeutsch "teaser", eher wenig erbaulich. Prinz: "Eher schade, dass ein Eröffnungsspiel mit einem solchen Ergebnis endet." Wie gesagt, man könnte brüsker reden. Letztendlich wissen auch die Spielerinnen von Neid sehr gut, wie sie die 90 Minuten gegen die weiblichen "Gauchos" einzuordnen haben. "Alle waren sehr ruhig", bestätigt Wimbersky. Die Freiburgerin kennt sich aus, schließlich hat sie eine Diplomarbeit über das Thema Marketing im Frauenfußball geschrieben.

Der Konkurrent war nicht mehr als ein Spielball, das Team aus dem Königreich wird am Freitag anders sein. Wenn man meint, Zweistelligkeit macht den Akteurinnen wirklich Spaß, ist man auf dem Holzweg. Smisek, gegen Argentinien auch dreimal erfolgreich: "Es ist schöner gegen gleichwertige Konkurrenz." Wie gegen England, Europäerinnen unter sich. Wimbersky kündigt "mehr Arbeit für uns" an. Der Tatort ist wieder das Schanghaier Hongkou-Stadion, eine Deklassierung wird es durch den Titelverteidiger nicht geben. Die Britinnen werden sich nicht vorführen lassen, das ist auch Ariane Hingst klar, die es als "Peinlichkeit" ansieht, "wenn du elf Stück bei der WM bekommst." Nach England wartet Japan, das sich beim ersten Match vom Inselteam 2:2 trennte.

Die 118-fache Nationalspielerin Smisek, die sich gegen die Südamerikanerinnen das Steißbein prellte: "Das sind andere Kaliber." Ein wenig hört man die Hoffnung heraus. Die 30-Jährige wird auflaufen, da legt sie sich fest: "Es gibt keinen Grund, die Mannschaft zu ändern." Sie würde auch ein 11:0 wieder nehmen - auch wenn es die genannte Gratwanderung ist. Was man auch an den Zuschauern bemerkte, nach der Pause waren knapp 10000 plötzlich verschwunden.

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