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„Ennatz“ und „Erwin“ über den Alltag eines Maskottchens
Spezialwelle, fliegende Cola und ein wüst abgerissener Kopf

„Ennatz“ und „Erwin“ über den Alltag eines Maskottchens
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In Schalke und Duisburg sind sie mittlerweile genauso bekannt wie die Mannschaften: „Erwin“ und „Ennatz“ haben sich als Vereins-Maskottchen in die Herzen der Anhänger gewunken und geklatscht. Nicht nur am Spieltag, auch bei vielen Aktionen der Clubs abseits der großen Bundesligabühne sind sie vor Ort. Ihre Autogramme sind nicht nur bei den jüngsten Fans heiß begehrt. Wie der Alltag als Glücksbringer aussieht, haben Holger „Erwin“ Becker aus Bottrop (24) und André „Ennatz“ Apitzsch (19) aus Rheurdt im RevierSport-Interview erzählt. [b]Als Maskottchen seid ihr vor allem auch für die Stimmung im Stadion verantwortlich. Wie sieht so ein typischer Spieltag bei euch aus?[/b]

André: Ich treffe circa zwei Stunden vor dem Anpfiff an der MSV-Arena ein. Da bleibt noch genug Zeit, um etwas zu essen, zu trinken und mich umzuziehen.

Dabei hilft dir stets dein Kumpel Jacques Wichert, mit dem du im Wechsel in das Kostüm schlüpfst! André: Ja, denn alleine lässt sich das Zebraoutfit, welches sonst in der Geschäftsstelle gelagert wird, kaum anziehen. Zum Umkleiden gehen wir dann in eine kleine Kabine, leider ohne Dusche.

Und dabei wird es unter dem Kopf auch schon mal richtig heiß, oder? André: Ja, das kann man sagen. Leider haben wir keinen Ventilator oder ähnliches im Kopf installiert. Holger: Ich habe zwar eine Belüftung, aber die ist defekt, außerdem ziemlich laut. Also steht auch mir häufig der Schweiß auf der Stirn. Wie sieht deine Vorbereitung vor dem Spiel aus? Holger: Ich arbeite ja auch noch für die Promotionabteilung, die unter anderem für den Aufbau und Ablauf der Module rund um das Stadion verantwortlich ist. Da bin ich am Spieltag ebenso im Einsatz, bevor ich mich in Erwin verwandle. Mein Tag beginnt um 8.30 Uhr, aber um 14 Uhr bin ich in der Arena, um bei der Begrüßung dabei zu sein. Ich laufe ja nicht mit dem Team ein, sondern bin mit den Stadionsprechern in Sachen TV, Gewinnspiele und anderen Aktionen im Einsatz. André: Beim MSV gibt es zwar ein Stadion-TV, aber damit habe ich nichts zu tun. Ich laufe auch mit der Mannschaft ein. Wo ist euer Platz während der 90 Minuten und wie sieht die Begeisterung nach einem Treffer der eigenen Mannschaft aus?

André: Ich laufe die Seitenlinie auf und ab, animiere zum klatschen, winke den Kindern zu und begrüße die Rollstuhlfahrer, die mich mittlerweile auch ganz gut kennen. Nur an der Trainerbank oder am Gästeblock laufe ich nicht vorbei. Schon einmal ein Negativerlebnis mit auswärtigen Fans gehabt? André: Ja, ich glaube es war im Spiel gegen Koblenz, da habe ich eine Cola abbekommen und der Zebra-Kopf war ganz dreckig. Holger: Das ist mir noch nie passiert, die gegnerischen Fans finden es meist ganz amüsant, wenn ich ein paar Witze oder Scherze mit ihnen mache. Während des Spiels stehe ich aber immer an der Eckfahne zwischen Nordkurve und Haupttribüne. Vor und nach dem Match sowie in der Halbzeit drehe ich dann meine Runden im ganzen Stadion. Ich habe auch einige Spezies, die immer an der gleichen Stelle sitzen, mit denen mache ich dann meine Spezialwelle, indem ich mein Trikot hochziehe. Darauf warten die immer schon. Genauso wie auf den Diver nach einem Treffer. André: Wenn Jacques im Kostüm steckt, macht er gerne auch mal einen Radschlag nach einem MSV-Treffer. Holger: Das wäre mit dem Erwin nicht möglich, da würde der Kopf abfallen. So schon geschehen, als Toni Ailton nach einem Tor wie wild auf Erwin zugestürmt ist. Da war das Malheur passiert. Holger: Das ist meinem Vorgänger wiederfahren, ich mache den Job jetzt seit anderthalb Jahren. Aber Hamit Altintop wollte mal sehen, wer unter dem Kostüm steckt und hat mir einfach den Kopf abgenommen. Das hat man nur nicht im Fernsehen gezeigt.

Wie ist denn das Verhältnis zu den Spielern?

André: Mein Lieblingsakteur war Abdelaziz Ahanfouf, jetzt könnte Ishiaku in diese Rolle schlüpfen, der hat ja gleich zum Start für richtig Wirbel gesorgt, außerdem gefallen mir seine Jubelchoreographien. Vor dem Spiel klatschen die Profis mich alle ab, das ist schon Tradition. Und vor Ailton muss ich übrigens auch keine Angst haben, denn mein Kopf sitzt mit einem Klettverschluss schön fest. Holger: Manuel Neuer ist ein sehr sympathischer Spieler, der immer noch engen Kontakt zu den Fans in der Kurve hält, schließlich stand er ja vor nicht allzu langer Zeit selbst dort. Aber auch mit Dario Rodriguez und Gerald Asamoah kann man viele Scherze machen. Das sind tolle Typen.

Macht es einen Unterschied, ob man vor über 60.000 Anhängern oder 20.000 Anhängern steht? Holger: Natürlich ist eine ausverkaufte Arena schon etwas ganz besonderes und auch beeindruckendes, aber Hauptsache ist doch, dass man von den Fans akzeptiert wird. Das ist auf Schalke definitiv der Fall. André: Das denke ich auch. Die Aufgaben sind ähnlich, egal in welchem Stadion. Obwohl ich schon gerne mal bei einem Match der Champions League aktiv wäre. Holger: Das wird auch meine Premiere, auf die ich mich enorm freue. Die UEFA-Cup-Partien waren ja schon stimmungsvoll, vor allem gegen den FC Sevilla, der ganz sympathische Fans mitgebracht hatte. Die Kollegen aus den anderen Vereinen sind euch weitgehend unbekannt. Welches Maskottchen findet ihr persönlich gelungen?

Holger: Ich finde es immer gut, wenn es etwas mit der Geschichte oder dem Image des Vereins zu tun hat. Deshalb mag ich auch den Ennatz. André: Ich finde die Dortmunder Biene "Emma" witzig, aber auch der HSV-Dino gefällt mir! Würdet ihr auch einmal die Seiten tauschen?

André (schmunzelnd): Also der Erwin muss es nicht unbedingt sein, aber wenn der FC Bayern anfragt, würde ich nicht Nein sagen. Holger: Wenn die Ablöse stimmt…

Werdet ihr entlohnt für euren Job? Holger: Ja. André: Nein, für ein Heimspiel gibt es nichts. Aber für ein Event oder eine Feier bekommen wir eine Entlohnung. Die Anreise zum RevierSport-Termin wird erstattet.

Neben den Aktionen rund um das Spiel stehen noch andere Termine für euch an. Das Maskottchen ist ja nicht nur am Wochenende im Einsatz! Holger: Erwin wird für Hochzeiten, Geburtstage, Firmenevents oder Kindergartenfeste gebucht. Außerdem ist er bei der Saisoneröffnung und der Victoria-Tour dabei. Deshalb gibt es auch zwei Kostüme, wenn ich durch mein Studium zu sehr eingespannt bin, springt jemand anderes ein. André: Das ist beim Ennatz genauso. Da es immer viele Termine innerhalb der Woche gibt, häufig auch Vormittags, will der Verein einen dritten Mann suchen, der Jacques und mich unterstützen kann. Wir gehen ja bis nachmittags noch zur Schule, deswegen konnte Jacques auch nicht mit zum Interview kommen.

Ihr seid für eure Clubs Glücksbringer, wo werden die Revierteams denn am Ende dieser Saison landen? Holger: Für Schalke sollte es schon Platz zwei oder drei sein, das werden die Jungs auch packen. Der VfL und der MSV werden auf jeden Fall die Klasse halten und der BVB wird knapp einstellig abschließen. André: Der MSV landet zwischen Platz acht und zwölf. Schalke wird kein Meister, das werden die Bayern. Der VfL schafft den Klassenverbleib und der BVB könnte in den UI-Cup rutschen.

Schlussfrage: Würden es die Fans in Schalke und Duisburg merken, wenn ihr beide die Kostüme tauscht? André: Wahrscheinlich nicht, wenn man sich die Bewegungen des anderen ansieht, würde man es wohl hinbekommen. Holger: Als ich ein Mal vertreten wurde, fragte Manuel Neuer den Ersatz-Erwin, warum er nicht auf die Knie rutscht. Aber ich denke schon, dass man einen Tausch für ein Spiel hinkriegen würde.

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