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Der FC Schalke 04 im Test
Kuranyi spielt Alleinunterhalter im Angriff

Der FC Schalke 04 im Test
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Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei den Königsblauen bereits nach vier Spielen auseinander. Nach dem Unentschieden zum Auftakt beim Meister in Stuttgart und der anschließenden Demontage des BVB träumten die Fans bereits wieder von der Titeljagd. Die anschließenden Unentschieden in Wolfsburg und gegen Leverkusen waren eher unter der Kategorie ärgerlich abzulegen. Nicht nur Trainer Mirko Slomka redet deshalb von einem „Wischi-Waschi-Start“. Ungeschlagen rätselt der Vizemeister nach 360 Minuten Bundesliga immer noch über seine wahre Leistungsstärke.

Abwehr In den vergangenen Jahren stets der Garant für viele Siege. Mit Rafinha, Marcelo Bordon, Mladen Krstajic und Christian Pander gehört die Abwehr nominell sicher zum Besten, was die Bundesliga zu bieten hat. Auch den wochenlangen Ausfall des Serben nach seiner gegen Leverkusen erlittenen Innen- und Außenbandverletzung im linken Knie sollte der Vizemeister ohne großen Substanzverlust wegstecken können. Mit Heiko Westermann und Dario Rodriguez stehen vermeintlich gleichwertige Alternativen parat. Dazu kommt mit Manuel Neuer ein Keeper mit riesiger Perspektive. Dennoch spielte Schalke in dieser Saison noch nicht einmal zu Null und kassierte in vier Spielen bereits fünf Gegentore. Meist brauchte der Gegner nur eine oder zwei Chancen, um begünstigt von individuellen Fehlern zum Torerfolg zu kommen. Nur eine Momentaufnahme?

Mittelfeld

Mirko Slomka wollte nach dem Abgang Lincolns die Last der Ideen auf mehrere Schultern verteilen. Doch auf welche? Je nach Ausrichtung begannen mal Ivan Rakitic und Mesut Özil, oder eben nur Özil oder Rakitic als Kreativkräfte. Der gerade einmal 19-Jährige für Kroatien spielende Schweizer hat sein ungeheures Talent bereits unter Beweis gestellt, ist aber in der Effektivität natürlich noch steigerungsfähig. Das zweite Juwel der „U21-Schaltzentrale“, Mesut Özil, muss in diesem Punkt noch mehr zulegen, als sein immerhin sechs Monate älterer Mitstreiter. Spielerisch sind die Beiden eine Augenweide, doch die richtige Balance aus Defensive und Offensive hat das Team noch nicht gefunden. Taktische Flexibilität mit Raute oder der Doppel-Sechs: Die Qual der Wahl kann schnell zum Bumerang werden, wenn die Automatismen fehlen. Alles kann der bisher bärenstarke Fabian Ernst nicht auffangen. Fest ins Team gespielt hat sich Tempofußballer Jermaine Jones, der zu den Gewinnern des ersten knappen Saisonachtels gehört.

Angriff

Die One-Man-Show des Kevin Kuranyi. Wenn er nicht trifft, regiert oft der Zufall im Schalker Sturm. Dabei ist es eher zweitrangig, ob im 4-4-2 oder 4-3-3 System gespielt wird. Gerald Asamoah überzeugt durch unbändigen Willen, aber ein Goalgetter wird der gebürtige Ghanaer trotz seines Kopfballtorpedos gegen Dortmund nicht mehr. An Peter Lövenkrands läuft das Spiel mehr und mehr vorbei und Halil Altintop traut Mirko Slomka anscheinend im Moment nicht zu, der Mannschaft helfen zu können. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Türke nach seinem Jokertor in Wolfsburg gegen Leverkusen nicht einmal eingewechselt wurde. Ein zweiter echter Knipser täte Not, ist aber nicht da. Ob mit dem dauerverletzten Sören Larsen, der in seinem ersten Jahr in Gelsenkirchen diese Qualitäten verkörpert hat, noch mal dauerhaft zu rechnen sein wird, weiß kein Mensch.

Problemzone

Die Mannschaft spielt gut, leistet aber einen ungeheuren Aufwand, um zum Erfolg zu kommen. Schon murrt das Umfeld. Schalke hat in seiner Aufstellung der letzten Spieltage ein sehr junges Team, mit großen Talenten. In der Bundesliga gibt es aber keinen Preis für „Jugend forscht“. Kann die Elf ihr Potenzial nicht bald in eine entsprechende Punktausbeute umsetzen, wird der Druck von Außen schnell immer größer. „Von einer Mannschaft mit unseren Ambitionen erwartet man die entsprechenden Ergebnisse. Da guckt dann in zwei, drei Wochen keiner mehr, ob wir schönen Fußball zeigen. So einfach ist das“, kennt Zlatan Bajramovic die Mechanismen gerade auch in Gelsenkirchen. In 14 Tagen beginnt zudem die Champions League gegen die ausgebufftesten Teams Europas. Hier droht zusätzliches Lehrgeld.

Prunkstück

Die Achse Neuer, Bordon, Ernst und Kuranyi zu erwähnen, hieße Bekanntes wiederholen. Die Abwehr hat ihre Klasse bereits bewiesen und sollte die Stockfehler in Kürze abstellen können. Das wirklich Auffallende ist die mannschaftliche Geschlossenheit, mit der das Team in den ersten Spielen aufgetreten ist. Die Störenfriede sind aussortiert, die Harmonie stimmt. Mit dem neuen „Wir-Gefühl“ hat die Truppe bereits zweimal einen Rückstand egalisiert. Etwas, was in der gesamten letzten Saison nur einmal gelang. Härtefälle

Hier ist in erster Linie sicher Mimoun Azaouagh zu nennen. Der Rückkehrer aus Mainz lieferte eine tadellose Vorbereitung mit blitzsauberen Toren gegen Kopenhagen und Middlesbrough ab, wurde aber von Trainer Mirko Slomka wegen des Überangebots im Mittelfeld bislang nicht berücksichtigt. Immerhin stand er gegen Leverkusen wieder im Kader. Mathias Abel dagegen konnte mit dieser Entwicklung rechnen. Er darf nur auf Einsatzmöglichkeiten hoffen, wenn sich mehrere Abwehrspieler verletzten sollten. Sein Wechsel wird in der Winterpause sicher wieder ein Thema. Ein weiterer Härtefall hat sich selbst zu einem gemacht. Sebastian Boenisch schmiss im Konkurrenzkampf das Handtuch und heuerte inzwischen bei Werder Bremen an.

Ausblick

Schalke wird an und mit dieser Mannschaft noch viel Spaß haben. Die Frage ist nur, wann? Um die ganz hohen Saisonziele zu erreichen, müsste insbesondere die Kreativzentrale mit Ivan Rakitic und Mesut Özil fast zu schnell lernfähig werden. Deshalb sollte man in diesem Jahr in Gelsenkirchen etwas kleinere Brötchen backen und mit Platz zwei bis fünf zufrieden sein. In München wird Schalke verlieren und dann gegen Bielefeld eine kleine Siegesserie starten. In der Champions League wächst das Team über sich hinaus, schlägt den CF Valencia und holt in Trondheim mindestens einen Punkt.

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